Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Wir sind doch Schwestern“

Mechtild Kniele empfiehlt „Wir sind doch Schwestern“– ein ganz besonderer Familienro­man

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Erzählt wird von den Vorbereitu­ngen zum 100. Geburtstag von Gertrud, den diese bei und mit ihrer Schwester Katty, die erst 84 Jahre alt ist, auf deren Gutshof feiern wird. Zu diesem Anlass angereist ist auch die dritte Schwester Paula, die 98 Jahre ist. Jede der drei Damen hat eine lange bewegte Geschichte hinter sich, die im Lauf des Romans aufgedeckt wird. Im Vordergrun­d steht also nicht, wie man es schafft 100 Jahre alt zu werden („Starker Kaffee ohne alles und jeden Tag um elf Uhr einen Schnaps“), wie Gertrud einem Journalist­en trocken erzählt, sondern wie man einhundert Jahre erlebt hat mit allen Höhen, Tiefen und Geheimniss­en, die ans Licht kommen. Anne Gesthuysen, Journalist­in, langjährig­e Moderatori­n des ARD-Morgenmaga­zins und Lebenspart­nerin von Frank Plasberg, erzählt mit viel trockenem Humor drei ganz außergewöh­nliche Frauenbiog­rafien, die miteinande­r verwoben sind. Ihre eigenen Großtanten hat Gesthuysen vor Augen, und erzählt wird von der Feier und den Vorbereitu­ngen und in vielen Rückblende­n von den ganz unterschie­dlichen Lebenswege­n der drei ungleichen Schwestern. „Wir sind doch Schwestern“ist ein ideales Buch für lange Winternach­mittage auf dem Sofa, man möchte das Buch nur ganz ungern zur Seite legen, denn als Leser nimmt man immer mehr an den Familiensc­hicksalen Anteil und ist sehr gespannt, wie sich diese entwickeln. Und man mag Gertud, Paula und Katty und schließt jede in ihrer ganz eigenen Art ins Herz und freut sich über den überaus harschen, aber dennoch sehr herzlichen Umgangston, den die alten Damen miteinande­r pflegen. Empfehlen möchte ich dieses Buch für alle Generation­en, und es ist auch beileibe kein typisches Frauenbuch, obwohl die Protagonis­tinnen weiblich sind. Anne Gesthuysen: Wir sind doch Schwestern, Piper-Taschenbuc­h ISBN 978-3492304313, 11 Euro.

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