Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der engagierte Herr Baum
Nach dem 1:0 gegen Gladbach darf Augsburgs Neuer auf eine Weiterbeschäftigung hoffen
(dpa/SID/sz) - Nach getaner Arbeit gab es für den Debütanten erst einmal ein Küsschen von Ehefrau Miriam. Manuel Baums erster Weg nach dem 1:0 (0:0) des FC Augsburg über Borussia Mönchengladbach führte zur Tribüne, wo seine Frau schon auf ihn wartete. Ein kurzer Moment der Ruhe nach der 90-minütigen Hatz. Während des Spiels war Baum, seit der überraschenden Beurlaubung von Dirk Schuster am Mittwoch unverhofft zum Bundesligatrainer aufgestiegen beim Club aus Bayerisch-Schwaben, unermüdlich durch die CoachingZone getigert. In bester Pep-Guardiola-Gedächtnismanier hatte er seine Mannschaft dirigiert und ihr unentwegt Kommandos zugebrüllt. „Ich bin mal gespannt, was seine Stimme macht“, scherzte Manager Stefan Reuter hinterher. Baums Bisauf-Weiteres-Mannschaft war gegen die erschreckend schwachen Gladbacher noch mehr gelaufen als ihr Coach. „Meine Mannschaft musste eine extreme Laufleistung bringen. Ich muss ihr ein Riesenkompliment machen“, sagte der 37 Jahre alte Baum, bisher Cheftrainer der Augsburger Jugend.
Gladbachs Krise verschärft
Ein Kopfballtor nach einer Ecke durch Martin Hinteregger bescherte dem engagierten Herrn Baum den Premierensieg. Defensiv standen die Augsburger – wie schon unter ExCoach Dirk Schuster – sehr stabil. Beim Spiel nach vorne gibt es weiter Verbesserungsbedarf. „Die Mannschaft hat noch mehr Qualität, um noch besser nach vorne spielen zu können“, sagte auch Baum.
Davon sind seine Spieler überzeugt. „Es war jetzt nicht alles Gold, was glänzt. Nach drei Tagen braucht man jetzt auch keine Wunderdinge zu erwarten oder dass wir die Sterne vom Himmel spielen“, sagte Mittelfeldspieler Daniel Baier. „Es war kein einfaches Spiel für uns. Es war überhaupt keine einfache Woche. Aber wir haben gezeigt, dass wir unbedingt ein gutes Ergebnis erzielen wollten“, bilanzierte Kapitän Paul Verhaegh.
Baum, von dem am Samstag kurioserweise noch ein Interview in alter Funktion im Stadionmagazin erschien („Grundsätzlich weiß man nie, was die Zukunft so alles bringt“), könnte zu einer dauerhaften Lösung beim FCA werden. „Wir haben ja etwas Zeit, um die richtige Entscheidung zu treffen“, sagte Reuter, „wir werden es nicht von den Ergebnissen abhängig machen, sondern von der Art und Weise.“Seit zweineinhalb Jahren ist Baum im Club, hat erfolgreich in der Nachwuchsabteilung gearbeitet. „Wir haben in den letzten Jahren dort eine super Entwicklung gemacht, die wir auch nicht gefährden wollen“, sagte Reuter. Andererseits steht das Profiteam über allem. In der Mannschaft kam Baum auf Anhieb gut an. „Er ist zweieinhalb Jahre im Verein und weiß, wie wir spielen können. Er kennt jeden einzelnen Spieler und hat keine große Anlaufzeit gebraucht“, sagte Philipp Max.
Bei den Mönchengladbachern scheinen zumindest die Fans schon ihr Urteil gefällt zu haben. Unter die lautstarken Pfiffe mischten sich auch „Schubert-raus“-Rufe. „Ich kann die Fans verstehen, wir sind auch angepisst“, sagte Sportdirektor Max Eberl. Dessen Pläne änderten sich dadurch aber nicht. Erst nach dem Heimspiel am Dienstag (20 Uhr/ Sky) gegen den VfL Wolfsburg wird Eberl bilanzieren und sich auch eine Meinung darüber bilden, wie es mit Trainer André Schubert weitergeht. Doch klar ist eines: Nachdem sich die nicht enden wollende Auswärtsmisere der Fohlen fortgesetzt hat, erwartet der Sportchef zum Jahresausklang einen Erfolg, „damit wir einen einigermaßen schönen Winter haben“, wie er sagte. Rang 13 mit 16 Punkten ist die schlechteste Zwischenbilanz seit zehn Jahren.