Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bilanz der Merkwürdigkeiten
Nervöse Manager, wenige Tore, aggressivere Fouls und ein Freiburger auf Platz 1 – die Rekorde der Hinrunde
- Diese Bundesligahinrunde schreibt Geschichte. Aber das stand schon vorher fest, denn erstmals wird sie offiziell erst nach Neujahr (20. Januar) abgeschlossen. Kein Grund, nicht schon jetzt eine Zwischenbilanz der 54. Saison der Fußball-Bundesliga zu ziehen, in der die Bayern zum sechsten Mal in Serie Weihnachten als Tabellenführer feiern. Das war zu erwarten, anderes nicht. Als da wären:
Die Super-Aufsteiger:
RB Leipzig prägte die Hinrunde. Trotz der Pleite in München ist RB (hauchdünn um ein Tor) bester Aufsteiger aller Zeiten nach 16 Spieltagen (vor Kaiserslautern in der Meistersaison 1997/98). Mitaufsteiger SC Freiburg ist beachtlicher Achter. Dass zwei Aufsteiger in der oberen Tabellenhälfte überwintern, gab es zuletzt 1997/98. Eine bessere DurchschnittsPlatzierung (5,0) gab es nie.
Das Trainerroulette:
Sieben Clubs zogen die Reißleine, alle kämpfen sie gegen den Abstieg und belegen die letzten sieben Plätze. Jüngstes Opfer: Gladbachs André Schubert. Nur in der Saison 2005/06 gab es bis Weihnachten eine Trennung mehr.
Die neue Heimstärke:
Letzte Saison war Auswärts das neue Zuhause, 2015/16 ging jedes dritte Spiel an die Gäste. Jetzt die furiose Wende: 48 Prozent Heimsiege, nur 26 Prozent Auswärtssiege. Die Marke von 69 Heimsiegen nach 16 Spieltagen wurde zuletzt 2008/09 (71) übertroffen. Weniger Auswärtssiege als jetzt (38) gab es zuletzt vor 14 Jahren (36). Sechs Teams sind ohne Heimniederlage, zuletzt gab es das 1983/84. Borussia Dortmund hat mit 29 Heimspielen ohne Niederlage einen großen Anteil an der Entwicklung; die Vereinsrekordserie begann im April 2015, noch in der Ära Jürgen Klopp.
Hoffenheim ist der einzige Club, der noch nicht verloren hat. 16 Spieltage lang ist das erst sechs Mannschaften gelungen. Aber: die fünf Vorgänger waren alle Tabellenführer, die TSG ist Fünfter.
Die Ungeschlagenen: Tormangel:
Mit 2,71 Toren pro Spiel servierte die Liga bisher Schmalkost. 391 Tore nach 16 Spieltagen sind die wenigsten seit 2009/10 (386).
Die Elfmetermisere:
Bisher wurden 40 Elfmeter verhängt, von denen nur 25 im Tor landeten. Sechs verfehlten den Kasten, neun wurden gehalten, das ergibt 15 Fehlschüsse. Mehr gab es 1979/80 (16), wo am Saisonende auch die mieseste Trefferquote von 62,76 Prozent verzeichnet wurde. Da liegt die aktuelle Saison verdächtig auf Rekordkurs (62,5 Prozent). Hauptschuldiger an der Krise ist Bayer Leverkusen, das alle vier Elfmeter verballerte. Borussia Dortmund vergab im Meisterjahr 2010/11 alle fünf und hofft auf Ablösung.
Gnabrys fataler Torrekord:
Werder Bremens Serge Gnabry stellte einen Bundesligarekord ein. Wie Rostocks Steffen Baumgart 1995 erzielte er in seinen ersten sechs Auswärtsspielen stets ein Tor. Auch im achten in Hoffenheim (1:1) schlug er wieder zu. Doch den einzigen Bremer Auswärtssieg gab es in Berlin (1:0), als Gnabry leer ausging. Vorsicht, wenn Gnabry trifft …
Die Superjoker:
Ein positiver Bundesligarekord dürfte 2016/17 fallen: die meisten Jokertore! 2004/05 fielen 110, doch die Bankangestellten der Liga haben bereits jetzt 61 Treffer geliefert. Hochgerechnet müssten sie bei mehr als 120 landen. Am 2. Spieltag fielen allein elf Jokertore, das war Rekord für einen Spieltag. Leipzig steuerte die meisten Jokertore bei (sieben), der Joker der Vorrunde ist Freiburgs Nils Petersen (vier Tore).
Die Rote Welle:
Gleich 17 Spieler wurden ohne Vorwarnung vom Platz gestellt – mit einer glatten Roten Karte. Schon jetzt mehr als in der kompletten vergangenen Saison (15) und der höchste Zwischenwert seit vier Jahren. Inklusive Gelb-Roter Karten (15) flogen schon 32 Spieler vom Platz – im Vorjahr waren es nur 20. Den höchsten Anteil daran hat Mainz 05 (fünf Platzverweise), während die Weste von Bayern München, Werder Bremen und Hoffenheim noch weiß ist.
Zuschauerrückgang:
Auf hohem Niveau geht der Schnitt zum zweiten Mal in Folge zurück. Vor einem Jahr waren es nach 16 Spielen 43 183 Zuschauer im Schnitt, jetzt sind es 41 648 (Tiefstwert seit 2007/ 08). Ein Grund: Die Stadien von Leipzig und Freiburg sind deutlich kleiner als die der Absteiger VfB Stuttgart und Hannover 96.