Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kulturförderung zur Standortpflege
Mit ihrer Kunststiftung sieht sich die ZF Friedrichshafen AG auch in einer gesellschaftlichen Pflicht – Neues Buch zum Jubiläum
- Ein bisschen verspätet kommt es ja, das Buch zum 25-jährigen Bestehen der ZF Kunststiftung, denn das Jubiläum liegt bereits ein Jahr zurück. Aber das tut der Qualität dieses hervorragend gestalteten Bandes mit seinen informativen Textbeiträgen keinen Abbruch. Vor allem aber ist das Jubiläumsbuch die eindrucksvolle Dokumentation eines Vierteljahrhunderts engagierter Förderung von überregional bedeutender, aber auch regional verwurzelter Kultur durch den Weltkonzern ZF am Bodensee.
Dabei waren es ursprünglich nicht nur, vielleicht nicht einmal in erster Linie Ambitionen in Sachen Kunst, die 1990 den ZF-Vorstand dazu bewogen hatten, eine spezielle Kunststiftung zu gründen. Der damalige Vorstandsvorsitzende Klaus Bleyer bekannte einmal freimütig, dass es zunächst ganz praktische Gründe dafür gegeben habe. Die vielen Unterstützungsersuchen von Kulturschaffenden seien in seinem Hause oft wenig professionell, ohne eindeutige Zuständigkeiten und ohne ein richtiges Konzept behandelt worden. Für einen Betriebswirt, dem an klaren Strukturen gelegen ist, war ein solcher Zustand offenbar nicht akzeptabel. Mit der Gründung einer Kunststiftung sollte sich dies ändern.
Freilich spielten auch noch andere Überlegungen eine wesentliche Rolle. Auch wenn der Standort Friedrichshafen sich durch besondere landschaftliche Reize auszeichnet, erwarten hochqualifizierte Mitarbeiter, die ein Hightech-Konzern wie ZF dringend benötigt, auch ein ansprechendes kulturelles Umfeld. Nicht zuletzt aber, darauf weist Stiftungsvorstand Matthias Lenz hin, sieht sich das Unternehmen, das ja selbst einer Stiftung gehört, in der gesellschaftlichen Pflicht, mit dafür zu sorgen, dass sich die Kultur in der Region entwickeln und entfalten kann.
Die ZF lässt sich ihre Kunststiftung auch einiges kosten. Das Stiftungskapital wurde von ursprünglich drei Millionen Mark (1,5 Millionen Euro) auf mittlerweile 4,068 Millionen Euro erhöht. Die Leistungen werden aus den Zinsen bestritten. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung der bildenden Kunst, insbesondere durch das Projekt Präsenzstipendium. Hier leben und arbeiten Künstlerinnen und Künstler für einige Zeit in Friedrichshafen und bekommen anschließend eine eigene Ausstellung nebst Katalog. Weit über die Region hinaus findet auch der alle zwei Jahre veranstaltete internationale Klavierwettbewerb um den ZF-Musikpreis Beachtung, zu dem hochbegabte Nachwuchspianisten und -pianistinnen an den Bodensee kommen.
Nicht weniger wichtig ist das Engagement der ZF Kunststiftung auf regionaler Ebene. Unterstützt werden beispielsweise der Kunstverein Friedrichshafen, die Birnauer Kantorei, die Weingartener Tage für Neue Musik und die Wolfegger Konzerte.