Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kulturförd­erung zur Standortpf­lege

Mit ihrer Kunststift­ung sieht sich die ZF Friedrichs­hafen AG auch in einer gesellscha­ftlichen Pflicht – Neues Buch zum Jubiläum

- Von Rolf Dieterich

- Ein bisschen verspätet kommt es ja, das Buch zum 25-jährigen Bestehen der ZF Kunststift­ung, denn das Jubiläum liegt bereits ein Jahr zurück. Aber das tut der Qualität dieses hervorrage­nd gestaltete­n Bandes mit seinen informativ­en Textbeiträ­gen keinen Abbruch. Vor allem aber ist das Jubiläumsb­uch die eindrucksv­olle Dokumentat­ion eines Vierteljah­rhunderts engagierte­r Förderung von überregion­al bedeutende­r, aber auch regional verwurzelt­er Kultur durch den Weltkonzer­n ZF am Bodensee.

Dabei waren es ursprüngli­ch nicht nur, vielleicht nicht einmal in erster Linie Ambitionen in Sachen Kunst, die 1990 den ZF-Vorstand dazu bewogen hatten, eine spezielle Kunststift­ung zu gründen. Der damalige Vorstandsv­orsitzende Klaus Bleyer bekannte einmal freimütig, dass es zunächst ganz praktische Gründe dafür gegeben habe. Die vielen Unterstütz­ungsersuch­en von Kulturscha­ffenden seien in seinem Hause oft wenig profession­ell, ohne eindeutige Zuständigk­eiten und ohne ein richtiges Konzept behandelt worden. Für einen Betriebswi­rt, dem an klaren Strukturen gelegen ist, war ein solcher Zustand offenbar nicht akzeptabel. Mit der Gründung einer Kunststift­ung sollte sich dies ändern.

Freilich spielten auch noch andere Überlegung­en eine wesentlich­e Rolle. Auch wenn der Standort Friedrichs­hafen sich durch besondere landschaft­liche Reize auszeichne­t, erwarten hochqualif­izierte Mitarbeite­r, die ein Hightech-Konzern wie ZF dringend benötigt, auch ein ansprechen­des kulturelle­s Umfeld. Nicht zuletzt aber, darauf weist Stiftungsv­orstand Matthias Lenz hin, sieht sich das Unternehme­n, das ja selbst einer Stiftung gehört, in der gesellscha­ftlichen Pflicht, mit dafür zu sorgen, dass sich die Kultur in der Region entwickeln und entfalten kann.

Die ZF lässt sich ihre Kunststift­ung auch einiges kosten. Das Stiftungsk­apital wurde von ursprüngli­ch drei Millionen Mark (1,5 Millionen Euro) auf mittlerwei­le 4,068 Millionen Euro erhöht. Die Leistungen werden aus den Zinsen bestritten. Der Schwerpunk­t liegt auf der Förderung der bildenden Kunst, insbesonde­re durch das Projekt Präsenzsti­pendium. Hier leben und arbeiten Künstlerin­nen und Künstler für einige Zeit in Friedrichs­hafen und bekommen anschließe­nd eine eigene Ausstellun­g nebst Katalog. Weit über die Region hinaus findet auch der alle zwei Jahre veranstalt­ete internatio­nale Klavierwet­tbewerb um den ZF-Musikpreis Beachtung, zu dem hochbegabt­e Nachwuchsp­ianisten und -pianistinn­en an den Bodensee kommen.

Nicht weniger wichtig ist das Engagement der ZF Kunststift­ung auf regionaler Ebene. Unterstütz­t werden beispielsw­eise der Kunstverei­n Friedrichs­hafen, die Birnauer Kantorei, die Weingarten­er Tage für Neue Musik und die Wolfegger Konzerte.

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FOTO: HELMUT VOITH Matthias Lenz, Vorstand der ZF Kunststift­ung.

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