Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kleiner Lichtblick für den Riesenpanda
Umweltorganisation WWF stellt im Jahresbericht Gewinner und Verlierer im Tierreich vor
(dpa/sz) - Vom Feldhamster gibt es in manchen Bundesländern nur noch wenige Exemplare – anderswo auf der Welt erholen sich dagegen fast schon totgeglaubte Tierarten. Doch die Umweltstiftung WWF warnt in ihrer Jahresbilanz: Seit 1970 seien die Tierbestände weltweit um knapp 60 Prozent zurückgegangen. Der Mensch verursache gerade „das größte globale Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier“. Rund 24 000 Tier- und Pflanzenarten sind nach Daten der aktuellen Roten Liste nachweislich vom Aussterben bedroht. Untersucht wurden für diese Liste 110 000 Arten. Eine Auswahl, wie das zu Ende gehende Jahr in der Tierwelt verlief.
Verlierer
Feldhamster sterben hierzulande ● aus, mahnen die Deutsche Wildtier Stiftung und andere Experten. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es längst keine Exemplare mehr, auch in Nordrhein-Westfalen sind die kleinen Nager ausgestorben. In Baden-Württemberg leben nicht einmal mehr 100 Feldhamster, bundesweit sind Experten zufolge inzwischen weniger als 100 000 verblieben.
Menschenaffen: Mit der Hochstufung ● des Östlichen Gorillas auf der Roten Liste sind nun vier der sechs großen Menschenaffen-Arten nur noch einen Schritt von ihrer Auslöschung entfernt, darunter OrangUtans. Schimpansen und Bonobos sind „stark gefährdet“.
Elefanten: Vor allem Wilderei hat ● die Zahl der Dickhäuter in Afrika schrumpfen lassen. Laut WWF wird derzeit pro Jahr im Schnitt alle 30 Minuten ein Elefant illegal abgeschossen – das Elfenbein landet in Asien auf dem Schwarzmarkt. Immerhin: Mitglieder der Weltnaturschutzunion (IUCN) einigten sich 2016 auf eine Resolution für ein Verbot des Elfenbeinhandels auch auf Binnenmärkten.
Wald- und Wiesenvögel: Wie der Feldhamster kämpft auch die Feldlerche ums Überleben – sie wird auf der Roten Liste in Deutschland als gefährdet eingestuft. Der WWF sieht die intensivierte Landwirtschaft als
Ursache. Bei Rebhühnern gab es demnach seit 1980 ein Minus von 90 Prozent, bei Turteltauben und Braunkehlchen sind es um die 70 Prozent.
Giraffen: Giraffenhirn und -knochenmark ● als Mittel gegen Aids? In Teilen Afrikas glaubt man daran. „Immer mehr Wilderer stellen den Tieren nach“, teilte der WWF in einer Bilanz mit. Binnen 30 Jahren sind nach Angaben der Weltnaturschutzunion knapp 40 Prozent des Bestands verschwunden.
Haie gelten zwar als Bedrohung – ● manche sind aber selbst bedroht: Um Walhaie und Vaquitas – die kleinsten Haie der Welt – sorgt sich der WWF. Beide verendeten immer wieder als Beifang in Netzen großer FischereiFlotten. Vor der Küste Mexikos gebe es nur noch 60 Vaquitas. Rabbs Fransenzehen-Laubfrosch: ● Zehn Jahren nach seiner Entdeckung ist der wohl letzte Vertreter seiner Art in einem Terrarium in Atlanta gestorben. Die Lurche, die in einem kleinen Gebiet in Panama lebten, wurden von einer Pilzinfektion dahingerafft. Amphibien geht es durch den Klimawandel, Lebensraumverlust und Umweltgifte generell schlecht. Gewinner Riesenpandas haben sich erholt. ● Die Art ist auf der Roten Liste statt „stark gefährdet“jetzt nur noch „gefährdet“. Laut WWF wurden in freier Natur zuletzt 1860 Pandas gezählt, knapp 20 Prozent mehr als 2004. Und das, obwohl die schwarz-weißen Bären als Sex-Muffel gelten.
Wölfe breiten sich 150 Jahre nach ● ihrer Ausrottung wieder in Deutschland aus. In einem noch lückenhaften Band von der Lausitz im Osten bis ins westliche Niedersachsen leben inzwischen nachweislich etwa 120 bis 130 erwachsene Wölfe. Unter Tierhaltern gibt es gegen diese Entwicklung allerdings Widerstand.
Pinguine: In der Antarktis entsteht ● nach einem Übereinkommen von 2016 das größte Meeresschutzgebiet der Welt. Für den WWF werden dadurch Adelie- und Kaiserpinguine zu Siegern dieses Jahres. Ein Drittel beziehungsweise ein Viertel ihrer Bestände ist in der 1,55 Millionen Quadratkilometer großen Schutzzone zu Hause. Tibetantilopen: Fünf Tiere für einen ● Schal aus Königswolle: Früher ging es Tibetantilopen häufiger zur Fertigung von Schals an den Kragen. Inzwischen haben sich die Bestände nach WWF-Angaben erholt, dank Handelskontrollen und weil die Wilderei bekämpft wird.
Rotfeuerfische werden im sich erwärmenden ● Mittelmeer häufiger, beobachtet der WWF. Die giftigen Fische haben allerdings auch keine natürlichen Feinde.