Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Mission Fußball-Großmacht: Auch Tevez nach China
Wie im letzten Winter holen Clubs mit vielen Millionen Stars ins Reich der Mitte – auch Podolski umworben
(SID) - Die Einkaufstour chinesischer Klubs geht munter weiter, am Donnerstag erlag auch Carlos Tevez, früher unter anderem bei Manchester City und Juventus aktiv, der finanziellen Verlockung aus dem Reich der Mitte. Wie die Vereine bestätigten, wechselt der argentinische Stürmerstar von den Boca Juniors aus Buenos Aires zum chinesischen Erstligisten Shanghai Shenhua.
Für Tevez, der im Februar immerhin schon 33 Jahre alt wird, war es ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP soll er pro Jahr umgerechnet rund 38 Millionen Euro verdienen und damit in Sphären von Cristiano Ronaldo und Lionel Messi vorstoßen. Dafür verließ Tevez sogar seinen Herzensclub Boca Juniors – der Abschied wird ihm mit dem zwanzigfachen seines bisherigen Gehalts versüßt. Es ist sicher nicht der letzte Transfer eines namhaften Profis nach China.
71,5 Millionen Euro für Oscar (zuvor Chelsea), 56 für Hulk (Sankt Petersburg), 50 für Alex Teixeira (Doniezk) zahlten chinesische Clubs unter anderem 2016. Auch Weltmeister Lukas Podolski wird mit einem Millionenangebot gelockt, eine Offerte von Beijing Guoan wurde von Podolskis aktuellem Verein Galatasaray bestätigt.
China, derzeit eher Fußballentwicklungsland, will zum Big Player avancieren. Von zahlungskräftigen Unternehmen, Staatsbetrieben und einem hochdotierten TV-Vertrag (eine Milliarde für fünf Jahre) gestützt, treten Chinas Vereine seit geraumer Zeit als Großeinkäufer auf dem internationalen Transfermarkt auf. Kurz vor Weihnachten folgte der brasilianische Nationalspieler Oscar dem Lockruf aus Fernost und wechselte nach Schanghai. Didier Drogba, Nicolas Anelka und Italiens EMStürmer Graziano Pellè hatten diesen Schritt schon vorher gemacht. Auch zahlreiche ausländische Fußballlehrer sind der Zahlungskraft der Chinese Super League bereits erlegen. Seit Juni trainiert Felix Magath SD Luneng, vor ihm hatten schon ExWeltmeister-Trainer Luiz Felipe Scolari, Ex-England-Coach Sven-Göran Eriksson, Clarence Seedorf und Marcello Lippi, der mittlerweile sogar Nationaltrainer ist, eine Arbeitsstelle in China angenommen.
In Europa wird Chinas Finanzkraft mittlerweile als Bedrohung wahrgenommen. FC Chelseas Coach Antonio Conte äußerte sich besorgt: „Der chinesische Markt ist eine Gefahr für alle“, sagte der Italiener, „nicht nur für Chelsea, sondern für alle Teams der Welt.“FC Liverpools Trainer Jürgen Klopp reagierte gewohnt humorvoll auf die Frage eines Reporters, ob er das chinesische Geld eine Gefahr für Englands Premier League darstelle: „Sie wissen, dass alle Clubs Europas das gleiche über England denken?“
Der DFB teilt diese Angst derweil nicht. Im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel unterzeichneten der DFB, die DFL und der chinesische Verband CFA Ende November eine weitreichende Vereinbarung beider Länder zur Zusammenarbeit im Fußball für zunächst fünf Jahre. Sogar für eine WM-Bewerbung sicherte man dem bevölkerungsreichsten Land der Erde Rückendeckung zu. Spätestens 2030 soll es so weit sein.