Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Springer, Stein, Papier
Andreas Wank findet auch im Wettkampf mehr und mehr zu seiner Form, die Tournee ist aber für ihn beendet
- Die schlechte Nachricht zuerst: Die Vierschanzentournee – Andreas Wanks elfte – ist für den 28-Jährigen zu Ende. Sechs Skispringer kann Bundestrainer Werner Schuster mit nach Innsbruck und Bischofshofen nehmen; der Hallenser mit Wohnsitz in Titisee gehört nach Rang 20 in Oberstdorf und Platz 26 jetzt in Garmisch-Partenkirchen nicht zu ihnen. „Das Team bleibt gleich. Ich weiß, dass Andi Wank den Karl Geiger insgesamt geschlagen hat, aber zwei Punkte reichen mir nicht aus“, sagte Bundestrainer Werner Schuster. Geiger wurde zwei Plätze hinter Wank 28. in Garmisch-Partenkirchen.
Die gute Nachricht: Mehr und mehr wird der Stein zum Papier. Verkrampft, gar nicht erst ins Fliegen kommend, das war Andreas Wank am Anfang dieses Winters. Ein Stein. Mühsam zwar dessen Verwandlung – „Ich muss einfach um jeden Meter kämpfen“, erklärte er, doch das Gefühl für die Luft, die Leichtigkeit, sie melden sich langsam zurück. Nicht allein bei den Trainingssprüngen, endlich auch in den Wettkämpfen. Das Papier! Andreas Wank lächelt. Sein Vergleich gefällt ihm. Jetzt, da sie Geschichte ist, seine Steinwerdung.
In die Saisonvorbereitung samt Matten-Grand-Prix-Springen ist Andreas Wank als Gesamtweltcup-19. und Tourneezehnter 2015/16 gegangen; Karriere-Bestmarken waren das für den Mann vom SC Hinterzarten, der zuvor als stets solider Teamplayer – aber eben nur als Teamplayer – gegolten hatte. Sein Beitrag zu Mannschaftsgold bei den SotschiSpielen 2014, zu Silber in Vancouver 2010, zu Weltmeisterschaftssilber 2013 und Skiflug-WM-Silber 2012 war der des verlässlichen Vierten. Und: Pushen kann Andreas Wank wie wohl kein anderer. Die Teamkollegen. Sich.
Ein Kämpfer vor dem Herrn, nur nutzte ihm das in dieser Saison wenig. Der Weltcup in Kuusamo fehlte auf Andreas Wanks Reiseplan, Klingenthal auch. Ins Weltcup-Septett hatte er es zunächst nicht geschafft, erst David Siegels Verletzung wurde Andreas Wanks Chance. „Und die musst du nutzen!“Stein-Zeit! Vier Möglichkeiten, zweimal die Qualifikation verpasst, die Plätze 34 und 42 die bescheidene Ausbeute. Also fortan Continental Cup, zweite Liga – „ich habe dort leider auch nicht so überzeugen können“. Der „kleine Befreiungsschlag“gelang erst unmittelbar vor der Tournee: ein richtig starker zweiter Durchgang in Engelberg. Die Wettkampf-Performance näherte sich der Trainings-Performance an. Wieso es überhaupt anders gewesen ist? Achselzucken. „Ich kann eigentlich nur erklären, dass es am Kopf liegt – aber was es dann genau für ein Hebel ist ...“
Weiß Andreas Wank nicht. Skispringen ist nun mal nicht eindimensional. Was Andreas Wank weiß: Rang 20 in Oberstdorf und Rang 26 in Garmisch-Partenkirchen weisen in die richtige Richtung. 16 WeltcupWettbewerbe folgen noch auf die Tournee. „Ich kann nur das zeigen, was ich draufhab’.“Kurze Pause, langer Blick in die Runde: „Ich weiß, dass ich's wieder schaff’.“
Wäre Andreas Wank zu wünschen. Dem deutschen Skispringen auch. Immerhin sind 2018 Olympische Spiele. Und einen verlässlichen Vierten wird es auch in Pyeongchang brauchen. Einen, der pusht wie kein anderer. Die Teamkollegen. Sich.