Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In der Pfalz herrscht das Gesetz der Härte
Frankenthal in der Pfalz stand bisher nicht auf der Liste der Orte, an die man unbedingt mal fahren sollte. Uns war die Stadt bisher nur aus dem Geschichtsunterricht bekannt, da dort vor 55 Jahren bei Ausgrabungen in der Pfalz Mammutknochen gefunden wurden.
Heute leben Menschen dort und die Ortschaft irgendwo zwischen Mannheim und Worms drängt mit Macht ins Bewusstsein. Das liegt vor allem daran, dass die Polizei in Frankenthal sich äußerst selten und höchst ungern in die Niederungen menschlicher Konflikte begibt.
Nicht anders ist es zu erklären, dass die Polizei tatsächlich zwei sture Autofahrer, die einander keinen Platz zur Vorbeifahrt einräumen wollten, dazu aufforderte, die Angelegenheit selbst zu regeln. Ganz so, wie es überforderte Eltern mit ihren Kindern tun, wenn die sich einfach nicht einig werden ob der Frage, ob Nutella oder Erdnussbutter der gesündere Brotaufstrich ist.
Aber zurück nach Frankenthal: Dort scheint es eine enge Straße zu geben. Auf der sind sich zwei Menschen in ihren Karossen begegnet. Der Mann war 49 Jahre alt, die Frau erst 36. Die beiden haben einander geschlagene 40 Minuten in ihren Autos auf der schmalen Straße gegenübergestanden. Dann kam die Frankenthaler Polizei und hat zu verstehen gegeben, dass diese Erwachsenen ihren Mistkram gefälligst selber regeln sollen. Weder die Polizei noch wir wissen, was aus den beiden wurde. Haben sie ihre Autos stehen gelassen und sind in die winterlichen Wälder um Frankenthal gezogen? Die Polizei hält sich weiterhin – pädagogisch geschickt – zurück. (pla.)