Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Clubs haben das Sagen
Der Handball sucht den Bundestrainer – Leipzig fordert für Prokop eine halbe Million Euro Ablöse, auch Stuttgart will für Baur Geld sehen
(dpa/SID) - Der Bundestrainer-Wunschkandidat Christian Prokop wartet weiter auf ein Ende des Tauziehens zwischen dem Deutschen Handball-Bund und seinem Leipziger Bundesligisten. Während der Sportinformationsdienst SID bereits von einer Einigung zwischen Prokop, Leipzig und dem DHB berichtet – demnach solle der 38-Jährige sein Amt am 1. April antreten, dementierten die Beteiligten. „Es hat sich an der Situation nichts geändert. Der DHB und der SC sind nach wie vor in Verhandlungen – und beide Seiten werden, wenn eine Entscheidung gefallen ist, es zeitnah bekannt geben“, sagte Prokop.
Auch Markus Baur vom TVB Stuttgart scheint deshalb weiter im Rennen um die Nachfolge von Dagur Sigurdsson zu sein. Henning Fritz, Welthandballer von 2004, würde eine Berufung seines Mit-Weltmeisters von 2007 begrüßen: „Man hat gesehen, dass es auf diesem hohen Level und diesem Erwartungsdruck auch auf die Erfahrung eines Trainers ankommt.“
Wie die Leipziger würden auch die Stuttgarter ihrem Coach keine Steine in den Weg legen, aber auch sie fordern eine Ablöse: „Da geht es auch um Finanzen. Wir müssten die Möglichkeit haben, Baur adäquat zu ersetzen und einem neuen Trainer auch die Möglichkeit geben können in den Kader zu investieren“, sagte Stuttgarts Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. „An erster Stelle steht das Wohl des Vereins, das muss gewahrt sein. Aber ansonsten kann ich es natürlich nachvollziehen, dass man als Trainer Interesse hat, Bundestrainer zu sein.“Blieben die Interessen des Vereins gewahrt, dann „würden wir ihm keine Steine in den Weg legen“. Auf die Frage, wie groß die Sorge sei, Baur zu verlieren, sagte Schweikardt: „Momentan bin ich noch relativ gelassen.“
Der DHB verhängte sich zwei Tage nach dem WM-Scheitern einen Maulkorb in der Sache. Der Vize-Präsident Leistungssport, Bob Hanning, blockte ab: „Es gibt nichts Neues.“
Der SID dagegen weiß offenbar mehr. Laut der Agentur übernehme Prokop im April, bleibe aber in Personalunion noch bis 30. Juni Coach des SC Leipzig. Michael Biegler, der die deutschen Frauen bei der Heim-WM im Dezember als Bundestrainer mindestens ins Halbfinale führen soll, übernehme am 1. Juli in Personalunion Prokops Job in Leipzig.
Laut der Agentur habe nicht DHBVizepräsident Bob Hanning die Inhalte in den Verhandlungen diktiert, sondern Karsten Günther, Leipzigs Geschäftsführer. Er habe Prokop bislang die Freigabe verweigert, obwohl der DHB angeblich eine halbe Million Euro Ablöse überweisen wolle.
Angeblich stimmen noch nicht alle Bedingungen, die Leipzig mit Bieglers Engagement verbindet: Der Schwerpunkt seiner Arbeit soll demnach auf Leipzig liegen, nicht auf den DHBFrauen, der Verband hätte es gern umgekehrt. Laut SID wäre Biegler für viele Experten übrigens ebenfalls ein geeigneter Nachfolger für Sigurdsson, auch die Position als Sportdirektor des DHB würde zu ihm passen. Biegler, so heißt es, habe sich aber eine langfristige Zusammenarbeit mit Hanning nicht vorstellen können.