Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die berüchtigt­e Knolle

Knoblauch wird entweder geliebt oder gehasst

- Von Violetta Kuhn

(dpa) - Er kann Küsse verderben, manch ein romantisch­es Abendessen wird mit seinem Aroma aber erst perfekt: Knoblauch. An der Knolle scheiden sich die Geister. Einige weichen ihr aus, wo es nur geht. Andere können sich Kochen ohne Knoblauch kaum vorstellen.

Die Londoner Autorin Jenny Linford hat der Knolle nun ein eigenes Kochbuch gewidmet und rühmt sie als wahre Kosmopolit­in. „Knoblauch ist eine sehr vielseitig­e Zutat, die in vielen Küchen der Welt eine entscheide­nde Rolle spielt“, sagt Linford, „von der französisc­hen, italienisc­hen und spanischen bis hin zur indischen, chinesisch­en und der Küche des Mittleren Ostens.“

Für überzeugte Fans hat sie beispielsw­eise das Rezept „Hähnchen mit 40 Knoblauchz­ehen“entworfen. Das Fleisch kommt tatsächlic­h mit 40 ganzen, ungeschält­en Zehen in den Ofen und schmort vor sich hin. Auf dem Teller wird der weiche Knoblauch dann aus seiner Schale gedrückt und verspeist. Auch in Linfords „Grünen Knoblauchm­uffins“werden dem Teig zwei gehackte Zehen beigemisch­t.

Doch es gibt Wege, den Knoblauch auch Skeptikern nahezubrin­gen. So könne man beispielsw­eise in einem Ragout eine ganze Zehe mitgaren lassen und sie vor dem Servieren entfernen, sagt Jenny Linford.

Möglich ist auch, Speisen mittels Knoblauchö­l ein sanftes Aroma zu verleihen. Dabei wird der Knoblauch in Olivenöl geröstet, bis erem so verfeinert­en Öl wird für ein typisch italienisc­hes Gericht beispielsw­eise Blattspina­t gebraten. Linfords Lieblingsz­ubereitung? Geschmorte­r Knoblauch. Dafür wird von der ganzen Knolle der obere Teil abgeschnit­ten. Dann kommt sie in Alufolie bei niedriger Temperatur für eine Stunde in den Ofen. Die danach aus der Schale gedrückten Zehen schmeckten besonders gut, sagt Linford.

Doch was in der Knolle sorgt eigentlich für so viel Aroma – und auch für den schlechten Atem nach dem Essen? Im Knoblauch, einer Heilpflanz­e aus der Familie der Zwiebelgew­ächse, steckt Allicin. Das ist ein schwefelha­ltiges ätherische­s Öl, erläutert der Verbrauche­rinformati­onsdienst aid. Es wirkt antibakter­iell und soll sehr gesund sein.

Gleichzeit­ig ist Allicin für den Stinkfakto­r verantwort­lich: Es wird über Atem und Haut wieder ausgeschie­den. Im grünen Keim in der Zehe sind die meisten ätherische­n Öle enthalten – wird er entfernt, halte sich der Mundgeruch später in Grenzen, schreibt Achim Schwekendi­ek, Co-Autor des Kochbuchs „Zwiebeln & Knoblauch. Die heimlichen Helden der Küche“. Schon beim Einkauf könne man Geruchsbel­astungen vorbeugen. „Je älter Knoblauch ist, desto schärfer wird er im Geschmack, und desto stärker sind die Ausdünstun­gen.“

Frische Knollen erkennt man vor allem an der Farbe und der Konsistenz, sagt Harald Seitz, Sprecher des aid. „Klares Weiß und eine feste Form sowie Trockenhei­t sind entscheide­nd. Lässt sich der Knoblauch eindrücken oder bildet er bereits Sprossen, ist das ein Zeichen für eine ältere Knolle.“

Wer trotz aller Vorkehrung­en einen schlechten Atem befürchtet, dem stehen verschiede­ne Hausmittel zur Verfügung. Das Kauen von Petersilie­nwurzeln, Petersilie­nblättern oder Kardamomsa­men soll helfen – genau wie frische Milch und Chlorophyl­l-Tabletten.

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