Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Frühlingsgruß mit Mehlstaub
Graue Wachshärchen schützen Schau-Aurikeln vor Verdunstung
(dpa) - Der Frühling naht. Das weckt die Vorfreude auf bunte Farben im Garten. Einer der Vorboten ist die Primel, sowohl als Beetals auch als Topfpflanze. Zu der großen Familie der Primelgewächse zählt auch die Aurikel. „Aurikeln sehen aus wie Primeln, die man einmal in Wachs getaucht hat“, sagt Ina Gebhardt, Aurikelsammlerin und -züchterin aus Heidesee (Brandenburg).
Die Aurikel, die im Vergleich zu den gewöhnlichen Primeln kompakter wächst, ist keine reine Art, sondern eine Naturhybride mit dem botanischen Namen Primula x pubescens. Diese Kreuzung kam natürlich und ohne Zutun eines Züchters zustande. „Sie ist aus der Alpenprimel (Primula auricula) und der Behaarten Primel (Primula hirsuta) entstanden“, erklärt Gebhardt. Eine Besonderheit der Aurikel ist zum Beispiel: Die Blütenfarben der Nachkommen mischen sich bunt. Heutzutage gibt es die robuste Garten-Aurikeln und die Schau-Aurikeln, die als Sammelobjekte gelten.
Unverzichtbar im Bauerngarten
„Die Garten-Aurikeln sind gezüchtete Sorten, die besonders wüchsig sind“, erläutert die Staudengärtnerin Katharina Kaltenbach aus Neuenburg (Baden-Württemberg). Das Spektrum ihrer Blütenfarbe reicht von Gelb über Violett und Rosa bis zu Burgunderrot. Diese etwas altmodisch wirkenden Pflanzen waren Standard im Bauerngarten. Sie bilden gerade an Beeträndern prächtige Teppiche. „Sie sollten alle zwei bis drei Jahre geteilt werden“, rät Kaltenbach.
Die Schau-Aurikeln sollten Blüten haben, deren Blätter eine ebenmäßige Scheibe bilden. Aber manche Exemplare haben noch mehr Reizvolles: Da gibt es Blüten in reinem Schwarz, die man in dieser Form sonst nur sehr selten findet. Des Weiteren tragen manche Sorten grüne Blütenblätter. „Dabei handelt es sich um Mutationen, bei denen sich Blattsubstanz in den Blüten manifestiert hat“, erläutert Gebhardt. Ungewöhnlich ist zudem ein weißer Belag auf den Blüten und häufig auf den Blättern, der wie Mehlstaub aussieht. „Dieser Belag wird unter Kennern auch Farina genannt“, sagt die Expertin. Farina – das lateinische Wort für Mehl – bildet sich aus Wachshärchen und dient der Pflanze als Schutz vor Verdunstung. Der Belag macht Schau-Aurikeln empfindlicher. „Zur Blütezeit muss man die Pflanzen unter ein Dach stellen, damit keine Wassertropfen auf die Blütenblätter kommen“, erklärt Kaltenbach. Sonst gibt es Wasserflecken.
Das A und O ist eine lockere Erde. „Wenn nicht genug Luft an die Wurzeln kommt, besteht die Gefahr für Wurzelfäulnis“, erklärt Gebhardt. Das kann für die Pflanze tödlich sein. Sie rät auch zu einer maßvollen Nährstoffversorgung. „Die Pflanzen wachsen zu schnell, wenn sie viel Dünger bekommen, was sie anfällig macht.“Auch beim Gießen sind die Pflanzen genügsam. Der Hobbygärtner gibt am besten erst dann Wasser, wenn die Erde abgetrocknet ist.
Aurikeln sollten einmal im Jahr einen größeren Topf bekommen, damit die Wurzeln gesund wachsen können. Dabei kann man sie auch vermehren, indem man die neben der Rosette neu gebildeten Ableger abnimmt und einzeln eintopft. „So erhält man sortenreine Nachkommen“, erläutert die Aurikelsammlerin.