Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zur Person Mahner
Sprecher des britischen Unterhauses, hat einen Antrag zur Geschäftsordnung zu einem scharfen Angriff auf USPräsident Donald Trump genutzt. Dessen für dieses Jahr geplanter Staatsbesuch ist in Großbritannien hochumstritten, auch unter konservativen Parteikollegen von Premierministerin Theresa May. Die Ehre einer Rede vor beiden Häusern des Parlaments werde Trump nicht zuteil, machte der 54-jährige Bercow deutlich, denn das Unterhaus sei vereint „gegen Rassismus und Sexismus, es unterstützt die Gleichheit vor dem Gesetz und die Unabhängigkeit der Justiz“. Während die Opposition vor Begeisterung überschäumte, herrschte auf den Regierungsbänken betretenes Schweigen. Nicht zum ersten Mal ist der 1997 als Konservativer ins Parlament gekommene, seither aber zweimal als neutraler „Speaker“gewählte Bercow der eigenen Partei in die Parade gefahren. Schon vor seiner Wahl 2009 suchten seine Tory-Kollegen nach einem anderen Kandidaten. Ins Amt kam er mithilfe der damals noch regierenden Labour-Party, aus der eigenen Fraktion unterstützten ihn nur wenige. Seither hat der Vater von drei Kindern die ehrwürdige Institution langsam, aber beharrlich reformiert. Nachtsitzungen sind seltener geworden, Hinterbänkler erhalten mehr Rederecht. Zwischenrufer, auch auf konservativer Seite, müssen sich häufig brutale Zurechtweisungen gefallen lassen.
Neun Jahre wolle er amtieren, hat Bercow bei seiner Wahl mitgeteilt. Nächstes Jahr ist also Schluss. Sebastian Borger