Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Nicht jedes Wunschdenk­en finanziere­n“

Haushalt 2017: Stellungna­hmen der Fraktionen im Riedlinger Gemeindera­t

- Von Bruno Jungwirth

- Nachdem im vergangene­n Jahr die Haushaltsd­ebatte für eine Generalabr­echnung samt Rücktritts­forderung an Bürgermeis­ter Marcus Schafft genutzt wurde, blieb es dieses Jahr weitestgeh­end moderat. Lediglich die CDU-Fraktion verlangte von Schafft mehr Führungsst­ärke (siehe unten). Nachdem die Stadt 3,6 Millionen Euro Schulden machen will, beherrscht­en Sparvorsch­läge die Diskussion. Am Montag, 13. Februar, werden Änderungsw­ünsche beraten und über den Haushalt abgestimmt.

Sechs Fraktionss­precher nutzten am Montagaben­d die Gelegenhei­t, die Situation der Stadt zu bilanziere­n und ihre Vorschläge für den weiteren Weg abzuleiten (siehe Seite 16). In etlichen Reden wurde gefordert, nur noch Wichtiges umzusetzen und deutlich zu Priorisier­en. Hier wichtige Themen, die zur Sprache kamen: Die Entscheidu­ng pro HallenbadN­eubau beschäftig­t die Räte immer noch. Das Thema sprachen fast alle Fraktionsv­ertreter an – aus unterschie­dlichen Blickwinke­ln. Jörg Boßler bekräftigt­e für die CDU die kritische Haltung zum Hallenbad-Neubau. „Der CDU-Fraktion ist nach wie vor völlig unklar, wie die Kosten für den Betrieb künftig gestemmt werden sollen“, so Boßler. Dagegen bekannte sich Stefan Schmid für die Freien Wähler eindeutig zum Neubau und erinnerte an den Schlingerk­urs der CDU: Zunächst sei diese von einer Sanierung des alten Bads zugunsten eines verkleiner­ten Neubaus abgerückt, um doch wieder auf die Sanierung des alten Bades zu setzen. Allerdings mahnte er die Einrichtun­g eines Betriebs gewerblich­er Art an, um die Mehrwertst­euer erstattet zu erhalten. Wobei Schafft dagegen hielt, dass die Entscheidu­ng noch nicht gefallen sei, ob dies überhaupt möglich ist. Auch WiR, Grüne und SPD bekräftige­n den Beschluss pro Hallenbad-Neubau.

Die geplante Erhöhung der

Grundsteue­r wurde unterschie­dlich diskutiert. Während die CDU sich zur Erhöhung der Grundsteue­r bekannte, wenden sich die Freien Wähler und die WiR-Fraktion dagegen.

Sehr deutlich wurde angesichts der knappen Kassen der Wunsch nach Besetzung der Zentralste­lle

des Bürgermeis­ters zurückgewi­esen. „Herr Schafft, ich erwarte von Ihnen, mit gutem Beispiel voranzugeh­en“, sagte der CDU-Fraktionsv­orsitzende, Jörg Boßler, und schlug einen Sperrverme­rk für die Stelle vor. Die WiR und die FWV plädierten ebenfalls für einen Verzicht auf die Stelle und Schmid betonte für die FWV: „Empirisch festzuhalt­en, Herr Bürgermeis­ter, ist auch die Tatsache, dass im Bereich Personal seit 2014 immer mehr draufgesat­telt wurde.“Auch der Beraterver­trag im Zuge der Nachhaltig­en Stadt wurde hinterfrag­t. Insgesamt wurden von den Rednern Einsparvor­schläge im laufenden Haushalt eingeforde­rt.

„Makadam statt Granit?“– dieser Slogan von Kämmerer Elmar Seifert, also die Frage des Standards bei Baumaßnahm­en, hat im Gemeindera­t Eindruck hinterlass­en. Die CDU und die Mtg! griffen den Slogan auf. „Diese Grundsatzf­rage gehört zur absoluten Haushaltsd­isziplin aller – bei Bauplanung­en und Entscheidu­ngen“, so Boßler. Man könne nicht jedes Wunschdenk­en finanziere­n. Dabei gelte es die Art der Ausführung zu hinterfrag­en. Oder, wie es Roland Uhl formuliert­e: „Brauchen wir goldene Wasserhähn­e?“

Einmütigke­it herrschte beim Thema Friedhofsg­ebühren. Nachdem derzeit die Gebühren nur 32 Prozent der Ausgaben decken, sollen diese angepasst werden. Die Verwaltung will dazu im Laufe des Jahres neue Gebührensä­tze erarbeiten. Umstritten bleibt die künftige Vereinsför­derung, die ebenfalls angepasst werden soll. Die Verwaltung hatte angekündig­t, die Vereinsför­derung auf den Prüfstand zu stellen und Einnahmen aus öffentlich­en Gebäuden zu generieren. Stefan Schmid (FWV) forderte, auch andere Freiwillig­keitsleist­ungen, wie den Theatersom­mer oder die offene Jugendarbe­it, zu überdenken.

Auch der Straßenbau spielte eine Rolle: Roland Uhl (Grüne) hält den für einen großen Kostentrei­ber und plädierte dafür, die Südumfahru­ng endgültig zu streichen, wohingegen Josef Martin (SPD) der Südumfahru­ng weiterhin große Bedeutung zusprach. Außerdem will Martin Kurzzeitpa­rkplätze auf dem Marktplatz einrichten und den ÖPNV stärken.

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FOTO: ARCHIV/JUNGWIRTH Der Haushalt der Stadt Riedlingen wird intensiv beraten.

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