Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Im Häs kann man Gas geben“
Bis auf den Vater sind alle in der Familie Schwarz Mitglieder in der Narrenzunft Schwendi Pudl-bätschnaß
- Wenn sich die Familie Schwarz fertigmacht für den Umzug, geht es zu Hause „sehr hektisch“zu, erzählt Tochter Maureen. Meistens müssen sie sogar mit dem Auto zum Treffpunkt fahren, von wo aus die Narrenzunft Schwendi Pudl-bätschnaß dann mit dem Bus weiter zum Umzug fährt. Manchmal bleibt das Auto aber am Ende vom Tag auch stehen. „Wenn man Sekt getrunken hat, darf man ja nicht mehr fahren“, sagt die 19-Jährige.
Doch manchmal hilft auch Vater Andreas aus der Patsche. Er ist der einzige in der Familie, der mit Fasnet wohl nicht so viel anfangen kann. „Er geht in der Zeit lieber laufen“, sagt Maureens Bruder Moritz. „Und saugt dann die Konfetti auf, wenn ihr nach Hause kommen“, sagt Maureen, die 2004 – mit sieben Jahren – zusammen mit ihrer Mutter Mitglied bei der Narrenzunft wurde: „Es ist eine familiäre Atmosphäre, ich habe mich aufgehoben gefühlt.“
Die Idee kam ursprünglich von ihrer Mutter. „Das ist eh die Flippige“, sagt Maureen. „Ich wollte unbedingt in einen Verein, aber mich nicht das ganze Jahre über für Aufgaben verpflichten“, sagt Mutter Gisela. Das sei in einem Musik- oder Sportverein ihrer Meinung nach schwierig, deshalb hat sich die 47-Jährige für die 1999 gegründete Narrenzunft entschieden: „Und dann kam Maureen und meinte ,I will au mit‘.“Ein Jahr später trat auch Moritz bei.
Alle drei trugen anfangs das Häs des Käppelespudls, ein schwarzer Pudl mit roten Augen, Händen und Halstuch. Als 14-Jährige entschied sich Maureen um und wurde zum Brunnaweible. „Eine Freundin ist gewechselt, dann wollte ich das auch“, sagt sie. Moritz blieb wie seine Mutter dem Käppelespudl treu. „Das ist eher der Spitzbub, das passt besser zu mir“, sagt der 17-Jährige. Als Kinder haben Moritz und Maureen bei Umzügen auch schon so manchen Streich mit den Zuschauer vollzogen. „Wir haben ein Bonbon auf den Boden geschmissen und wenn es jemand aufheben wollte, kamen wir von allen Seiten und haben die Person mit Konfetti beworfen“, berichten sie.
Bei der Maskentaufe mussten Maureen und Moritz einen sogenannten Pudlschiss essen, ein Fleischküchle „mit irgendwelchen Zutaten“, berichtet Maureen: „Ich weiß bis heute noch nicht, was da noch drin war.“Das wissen offenbar nur „Auserwählte“. Als Brunnaweible durfte Maureen auch noch ein sogenanntes Brunnawässerle trinken, „irgendwas Blaues“, sagt sie – für Moritz als Käppelespudl gab es Pudlblut, etwas Rotes mit Chili, vermutet er. Nach einem selbst gedichteten Vierzeiler und einer Ladung Brunnen waren sie dann getauft. Bei zehn bis zwölf Umzügen ist die Familie Schwarz im Jahr dabei – so oft es eben geht. Am liebsten haben sie die „Überraschungsfahrt“der Narrenzunft. Niemand weiß, wohin es geht, was gemacht wird. „Manchmal werden auch Umwege gefahren, damit ja niemand weiß, wohin es geht“, erzählt Maureen. Bei einer Überraschungsfahrt sollte es nach Aalen gehen, auf der Autobahn platzte dann ein Reifen des Busses. „Und dann hatte auch noch der Busfahrer keinen Wagenheber“, berichtet Moritz. Doch am Ende wurde alles gut. „Fix und fertig kamen wir in Aalen an“, sagt Maureen. Doch der überraschende Stress wurde wie bei jedem Umzug am Ende doch belohnt. „Denn im Häs kann man Gas geben, ohne sich Gedanken machen zu müssen“, sagt Moritz.