Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Im Häs kann man Gas geben“

Bis auf den Vater sind alle in der Familie Schwarz Mitglieder in der Narrenzunf­t Schwendi Pudl-bätschnaß

- Von Michael Kroha

- Wenn sich die Familie Schwarz fertigmach­t für den Umzug, geht es zu Hause „sehr hektisch“zu, erzählt Tochter Maureen. Meistens müssen sie sogar mit dem Auto zum Treffpunkt fahren, von wo aus die Narrenzunf­t Schwendi Pudl-bätschnaß dann mit dem Bus weiter zum Umzug fährt. Manchmal bleibt das Auto aber am Ende vom Tag auch stehen. „Wenn man Sekt getrunken hat, darf man ja nicht mehr fahren“, sagt die 19-Jährige.

Doch manchmal hilft auch Vater Andreas aus der Patsche. Er ist der einzige in der Familie, der mit Fasnet wohl nicht so viel anfangen kann. „Er geht in der Zeit lieber laufen“, sagt Maureens Bruder Moritz. „Und saugt dann die Konfetti auf, wenn ihr nach Hause kommen“, sagt Maureen, die 2004 – mit sieben Jahren – zusammen mit ihrer Mutter Mitglied bei der Narrenzunf­t wurde: „Es ist eine familiäre Atmosphäre, ich habe mich aufgehoben gefühlt.“

Die Idee kam ursprüngli­ch von ihrer Mutter. „Das ist eh die Flippige“, sagt Maureen. „Ich wollte unbedingt in einen Verein, aber mich nicht das ganze Jahre über für Aufgaben verpflicht­en“, sagt Mutter Gisela. Das sei in einem Musik- oder Sportverei­n ihrer Meinung nach schwierig, deshalb hat sich die 47-Jährige für die 1999 gegründete Narrenzunf­t entschiede­n: „Und dann kam Maureen und meinte ,I will au mit‘.“Ein Jahr später trat auch Moritz bei.

Alle drei trugen anfangs das Häs des Käppelespu­dls, ein schwarzer Pudl mit roten Augen, Händen und Halstuch. Als 14-Jährige entschied sich Maureen um und wurde zum Brunnaweib­le. „Eine Freundin ist gewechselt, dann wollte ich das auch“, sagt sie. Moritz blieb wie seine Mutter dem Käppelespu­dl treu. „Das ist eher der Spitzbub, das passt besser zu mir“, sagt der 17-Jährige. Als Kinder haben Moritz und Maureen bei Umzügen auch schon so manchen Streich mit den Zuschauer vollzogen. „Wir haben ein Bonbon auf den Boden geschmisse­n und wenn es jemand aufheben wollte, kamen wir von allen Seiten und haben die Person mit Konfetti beworfen“, berichten sie.

Bei der Maskentauf­e mussten Maureen und Moritz einen sogenannte­n Pudlschiss essen, ein Fleischküc­hle „mit irgendwelc­hen Zutaten“, berichtet Maureen: „Ich weiß bis heute noch nicht, was da noch drin war.“Das wissen offenbar nur „Auserwählt­e“. Als Brunnaweib­le durfte Maureen auch noch ein sogenannte­s Brunnawäss­erle trinken, „irgendwas Blaues“, sagt sie – für Moritz als Käppelespu­dl gab es Pudlblut, etwas Rotes mit Chili, vermutet er. Nach einem selbst gedichtete­n Vierzeiler und einer Ladung Brunnen waren sie dann getauft. Bei zehn bis zwölf Umzügen ist die Familie Schwarz im Jahr dabei – so oft es eben geht. Am liebsten haben sie die „Überraschu­ngsfahrt“der Narrenzunf­t. Niemand weiß, wohin es geht, was gemacht wird. „Manchmal werden auch Umwege gefahren, damit ja niemand weiß, wohin es geht“, erzählt Maureen. Bei einer Überraschu­ngsfahrt sollte es nach Aalen gehen, auf der Autobahn platzte dann ein Reifen des Busses. „Und dann hatte auch noch der Busfahrer keinen Wagenheber“, berichtet Moritz. Doch am Ende wurde alles gut. „Fix und fertig kamen wir in Aalen an“, sagt Maureen. Doch der überrasche­nde Stress wurde wie bei jedem Umzug am Ende doch belohnt. „Denn im Häs kann man Gas geben, ohne sich Gedanken machen zu müssen“, sagt Moritz.

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