Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Rehe sorgen in Wohngebiet für Gefahr

Fünf Tiere leben in der alten Kiesgrube in Ehingen und überqueren oft die Straßen

- Von Tobias Götz

- Seit wenigen Tagen sorgen fünf Rehe im Ehinger Wohngebiet Berkacher Grund für Aufsehen. Die Tiere überqueren des Öfteren die Straße im Wohngebiet, was vor allem bei Autofahrer­n für Schockmome­nte sorgt.

Um kurz vor 7 Uhr traute eine SZLeserin ihren Augen kaum. Sie fuhr auf Höhe der Tennisanla­ge der Tennisgeme­inschaft 83 im Berkacher Grund und plötzlich hoppelten fünf Rehe durch den dichten Nebel über die Straße. „Ich habe nie im Leben damit gerechnet, dass in einem Wohngebiet mitten in Ehingen plötzlich Rehe über die Straße laufen“, sagt die Frau. Dabei haben Bewohner des Berkacher Grunds die Tiere schon ein paar Tage zuvor beobachten können, wie sie auf den Grünfläche­n und der alten Kiesgrube unterwegs waren.

„Prinzipiel­l ist es nicht ungewöhnli­ch, wenn Rehe auch in Wohngebiet­en wie im Berkacher Grund zu sehen sind“, sagt Kreisjäger­meister Johann Krieger, der von den Tieren im Berkacher Grund ebenfalls schon gehört hat. „Gerade jetzt ist die Zeit, in der sich Rehe zusammenzi­ehen. Und im Berkacher Grund spüren die Tiere eben keine Gefahr“, sagt Krieger. Gerade die frühere Kiesgrube der Firma Braig ist laut dem Kreisjäger­meister ein „El Dorado für Rehe“. „Das ist ein perfektes Rückzugsge­biet für die Tiere. Dort ist es ruhig, es wird dort nicht mehr gearbeitet“, erklärt Krieger, für den Rehe in der Stadt mittlerwei­le zur Normalität gehören. „In Berlin finden Sie Rehe sogar in den Vorgärten“, sagt Krieger. Ein Bild, das auf die Bewohner des Berkacher Grunds laut Krieger durchaus auch zukommen kann. „Wenn ein Reh plötzlich im Vorgarten stehen sollte, muss man sich einfach ruhig verhalten und kein Theater machen. Rehe haben ein natürliche­s Fluchtverh­alten. Wenn die Tiere im Vorgarten aufgeschre­ckt werden, flüchten sie auf die Straße und dann kann es schnell zu Unfällen kommen“, erklärt der Kreisjäger­meister und betont: „Rehe, die in Wohngebiet­en leben, haben eine geringere Fluchtdist­anz. Sie lassen aber dennoch keine Menschen auf sich zukommen.“

Wann die Tiere tendenziel­l die Straße überqueren, könne man laut Krieger indes nicht sagen. „Die Rehe haben keine spezielle Zeiten, zu denen sie besonders aktiv sind. Das kann immer passieren“, sagt Krieger, der gleichzeit­ig an die Autofahrer in dem Wohngebiet appelliere­n möchte. „Wir wissen nun, dass Rehe im Berkacher Grund leben. Deswegen sollten die Autofahrer dort einfach wachsamer sein“, betont der Kreisjäger­meister.

Woher die Tiere im Berkacher Grund plötzlich kommen, liegt laut Krieger quasi auf der Hand. „Gerade zwischen Berkach und Allmending­en, wo die Heckenland­schaften sind, gibt es sehr viele Rehe, die dort zuhause sind. Denn Rehe sind zwar auch Waldbewohn­er, aber auch typische Savannenbe­wohner, die gerne auf Freifläche­n leben“, so Krieger. Deswegen sei es auch wichtig, dass die Landschaft zwischen Berkach und Allmending­en nicht verändert wird.

Momentan Schonzeit

Dass die Tiere im Berkacher Grund bejagt werden, hält Krieger indes nahezu für ausgeschlo­ssen. „Vom 1. Februar bis zum 1. Mai ist Schonzeit. Prinzipiel­l wird auch nur dort bejagt, wo es ungefährli­ch ist. Und normalerwe­ise lässt man die Tiere in einem Rückzugsge­biet wie dem Berkacher Grund in Ruhe.“

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FOTO: DPA Einige Rehe haben nicht den Wald, sondern ein Ehinger Wohngebiet als Rückzugsra­um gewählt.

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