Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Rehe sorgen in Wohngebiet für Gefahr
Fünf Tiere leben in der alten Kiesgrube in Ehingen und überqueren oft die Straßen
- Seit wenigen Tagen sorgen fünf Rehe im Ehinger Wohngebiet Berkacher Grund für Aufsehen. Die Tiere überqueren des Öfteren die Straße im Wohngebiet, was vor allem bei Autofahrern für Schockmomente sorgt.
Um kurz vor 7 Uhr traute eine SZLeserin ihren Augen kaum. Sie fuhr auf Höhe der Tennisanlage der Tennisgemeinschaft 83 im Berkacher Grund und plötzlich hoppelten fünf Rehe durch den dichten Nebel über die Straße. „Ich habe nie im Leben damit gerechnet, dass in einem Wohngebiet mitten in Ehingen plötzlich Rehe über die Straße laufen“, sagt die Frau. Dabei haben Bewohner des Berkacher Grunds die Tiere schon ein paar Tage zuvor beobachten können, wie sie auf den Grünflächen und der alten Kiesgrube unterwegs waren.
„Prinzipiell ist es nicht ungewöhnlich, wenn Rehe auch in Wohngebieten wie im Berkacher Grund zu sehen sind“, sagt Kreisjägermeister Johann Krieger, der von den Tieren im Berkacher Grund ebenfalls schon gehört hat. „Gerade jetzt ist die Zeit, in der sich Rehe zusammenziehen. Und im Berkacher Grund spüren die Tiere eben keine Gefahr“, sagt Krieger. Gerade die frühere Kiesgrube der Firma Braig ist laut dem Kreisjägermeister ein „El Dorado für Rehe“. „Das ist ein perfektes Rückzugsgebiet für die Tiere. Dort ist es ruhig, es wird dort nicht mehr gearbeitet“, erklärt Krieger, für den Rehe in der Stadt mittlerweile zur Normalität gehören. „In Berlin finden Sie Rehe sogar in den Vorgärten“, sagt Krieger. Ein Bild, das auf die Bewohner des Berkacher Grunds laut Krieger durchaus auch zukommen kann. „Wenn ein Reh plötzlich im Vorgarten stehen sollte, muss man sich einfach ruhig verhalten und kein Theater machen. Rehe haben ein natürliches Fluchtverhalten. Wenn die Tiere im Vorgarten aufgeschreckt werden, flüchten sie auf die Straße und dann kann es schnell zu Unfällen kommen“, erklärt der Kreisjägermeister und betont: „Rehe, die in Wohngebieten leben, haben eine geringere Fluchtdistanz. Sie lassen aber dennoch keine Menschen auf sich zukommen.“
Wann die Tiere tendenziell die Straße überqueren, könne man laut Krieger indes nicht sagen. „Die Rehe haben keine spezielle Zeiten, zu denen sie besonders aktiv sind. Das kann immer passieren“, sagt Krieger, der gleichzeitig an die Autofahrer in dem Wohngebiet appellieren möchte. „Wir wissen nun, dass Rehe im Berkacher Grund leben. Deswegen sollten die Autofahrer dort einfach wachsamer sein“, betont der Kreisjägermeister.
Woher die Tiere im Berkacher Grund plötzlich kommen, liegt laut Krieger quasi auf der Hand. „Gerade zwischen Berkach und Allmendingen, wo die Heckenlandschaften sind, gibt es sehr viele Rehe, die dort zuhause sind. Denn Rehe sind zwar auch Waldbewohner, aber auch typische Savannenbewohner, die gerne auf Freiflächen leben“, so Krieger. Deswegen sei es auch wichtig, dass die Landschaft zwischen Berkach und Allmendingen nicht verändert wird.
Momentan Schonzeit
Dass die Tiere im Berkacher Grund bejagt werden, hält Krieger indes nahezu für ausgeschlossen. „Vom 1. Februar bis zum 1. Mai ist Schonzeit. Prinzipiell wird auch nur dort bejagt, wo es ungefährlich ist. Und normalerweise lässt man die Tiere in einem Rückzugsgebiet wie dem Berkacher Grund in Ruhe.“