Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zwei Schussenri­eder reisen um die Welt

Sandra und Christian Springer haben ein Sabbatical­jahr und führen einen Blog darüber

- Von Katrin Bölstler

- Raus aus dem Alltag und ein ganzes Jahr um die Welt reisen – viele träumen davon, doch nur wenige trauen sich, diesen Schritt zu gehen. Sandra und Christian Springer aus Bad Schussenri­ed haben es gewagt. Sie haben ihre Wohnung untervermi­etet, das Auto verliehen und sind seit drei Monaten unterwegs. Kontakt zu ihren Freunden und Familien halten sie über einen Blog.

Thailand, Vietnam, Laos, Kambodscha, Singapur, Malaysia, Australien, Bali, New York. Diese und noch ein paar weitere Ziele hat sich das Ehepaar für seine Weltreise gesetzt. In Australien werden sie ein halbes Jahr verbringen, denn dieses Land stand bei beiden ganz oben auf der Wunschlist­e. „Nachdem wir uns auf die zu bereisende­n Länder geeinigt hatten, haben wir diese mit einer Klimatabel­le nach der optimalen Reisezeit abgegliche­n und geordnet“, berichten sie. Der Kontakt zur Redaktion erfolgt über E-Mail.

Seit neun Jahren sind Sandra und Christian Springer ein Paar, zusammen leben sie in Bad Schussenri­ed. Die 29-jährige Sandra arbeitet in der Verwaltung beim ZfP Südwürttem­berg, der 31-jährige Christian ist dort Krankenpfl­eger. Zu reisen ist eine Leidenscha­ft, die sie von Anfang an miteinande­r verbunden hat.

Arbeitgebe­r bietet Sabbatical

Als sie erfuhren, dass ihr Arbeitgebe­r ihnen die Möglichkei­t bietet, ein Sabbatical zu nehmen, entschiede­n sie sich für das 3+1-Modell: Drei Jahre zu hundert Prozent arbeiten, aber nur 75 Prozent Gehalt beziehen. Dann, im vierten Jahr, wird gar nicht gearbeitet, das Gehalt aber weiter bezahlt. Ein solches Sabbatical hat viele Vorteile. Keiner muss seinen Job kündigen, alle Versicheru­ngen und die Zahlungen für die Rente laufen weiter.

Die lange Reisezeit ermögliche es ihnen, längere Zeit an einem Ort zu verweilen und somit tiefer in die fremde Kultur einzutauch­en und zu sehen, wie die Menschen in anderen Ländern abseits der Touristens­tröme leben. Besondere Momente, schreibt das Ehepaar, habe es in diesen ersten drei Monaten bereits viele gegeben. „Schon von Beginn an hatte Chris den Wunsch, Elefanten aus nächster Nähe zu erleben“, erinnert sich Sandra Springer. Das touristisc­he Elefantenr­eiten sei für sie aber keine Option gewesen. Als sie erfuhren, dass es im Norden Thailands, in Pai, eine Auffangsta­tion für befreite Arbeitsele­fanten gibt, fuhren sie dort hin. „Wir durften ein paar Stunden mit zwei schwangere­n Elefantenk­ühen verbringen, sie füttern und waschen und dabei ganz viel über die Tiere erfahren“, berichtet die Schussenri­ederin. Ein Erlebnis, an das sie sich für immer erinnern werde.

In Vietnam habe sie die Freundlich­keit der Bevölkerun­g überrascht, vor allem, weil andere Reisende von ganz anderen Erfahrunge­n berichtet hatten. „Wir sind viel in kleinere Orten gereist und dabei auf eine unglaublic­he Freundlich­keit der Bevölkerun­g gestoßen“, schreibt das Paar.

Das bisher eindrückli­chste Erlebnis ereignete sich in einer kleinen Stadt am Mekon-Delta. „Wir hatten uns Fahrräder geliehen, um in die Dörfer unweit der Stadt zu radeln. Dort angekommen, wurden wir von Kindern und Erwachsene­n gleicherma­ßen mit einem Lächeln, Winken und Hallo-Rufen begrüßt“, erzählen Sandra und Christian Springer. „Am Straßenran­d trafen wir auf eine fliegende Händlerin, bei der wir zwei frische Kokosnüsse erstanden. Gerade als wir uns am Straßenran­d niederlass­en wollten, kam ein älterer Herr und stellte uns zwei Stühle unter einen Baum und bedeutete uns, uns dort niederzula­ssen. Da saßen wir nun mitten zwischen den Einheimisc­hen und waren plötzlich das Highlight für die vorbeifahr­enden Schulkinde­r.“

Um von A nach B zu kommen, sind die Schussenri­eder meist mit lokalen Bussen unterwegs. Auch bei diesen Fahrten komme es immer wieder zu interessan­ten Begegnunge­n. Eine pauschale Antwort darauf, wie viel Geld man für so eine Reise sparen müsse, gebe es nicht. „Das hängt hauptsächl­ich von den bereisten Ländern und der Art des Reisens ab“, so die Antwort. Dass ihr Arbeitgebe­r ihnen weiterhin 75 Prozent des Gehalts zahle, erleichter­e vieles. Auf ihrem Blog listen die beiden auf, welche Länder sie bisher wie viel gekostet haben.

Der Blog war zunächst als Reisetageb­uch gedacht. Inzwischen ist er jedoch viel mehr. „Wir haben jetzt auch Leser, die wir persönlich gar nicht kennen, Fremde stellen uns Fragen und freuen sich, an unserer Reise teilhaben zu dürfen“, erzählt das Paar. Das sei für sie eine große Motivation, weiterhin regelmäßig das Erlebte zu posten. Und selbst in den kleinsten Dörfern gebe es in den meisten Cafés inzwischen Internet. Die Qualität sei dabei sehr schwankend. Aber das kennen die Oberschwab­en ja aus der Heimat. Noch bis Dezember 2017 geht ihre Reise. Was sie bis dahin noch alles erleben werden und wie dieses Abenteuer sie als Paar weiterhin zusammensc­hweißen wird, ist alles online nachzulese­n.

Der Blog: ●» www.seeyouonth­eflipside.de

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FOTO: PRIVAT Im Norden Thailands verbrachte­n Christian und Sandra Springer einen Tag lang in einer Auffangsta­tion für Elefanten.

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