Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Silvia Fink zieht Kandidatur zurück
Die Gemeinderäte bedauern, dass es nun de facto keine Auswahl mehr gibt
- Um 0.57 Uhr hat Bürgermeister Alois Henne in der Nacht auf Freitag eine folgenschwere E-Mail erhalten: Darin erklärt Silvia Fink, dass sie ihre Kandidatur für das Bürgermeisteramt zurückzieht. Diesen Schritt begründet die 53-Jährige damit, „dass in der näheren Umgebung von Sigmaringendorf keine größere Stadt ist“. Sigmaringen sei die nächstgrößere Stadt, „aber für mich und meine Familie zu klein“, schreibt sie. Damit tritt bei der Bürgermeisterwahl am 19. März lediglich Philip Schwaiger aus dem Landkreis Reutlingen an.
Nicht überraschend
Sonja Nipp, Gemeinderätin und stellvertretende Bürgermeisterin, ist von dieser Entwicklung enttäuscht, zugleich aber nicht sonderlich überrascht. „Das Ganze war uns eigentlich von Anfang an etwas suspekt“, sagt sie. Es sei merkwürdig gewesen, dass sich die Kandidatin nirgends vorgestellt und kaum etwas von sich preisgegeben habe. „Wenn man wirklich Bürgermeisterin werden möchte, verhält man sich doch anders.“Außerdem müsse man sich vorher über die Gegebenheiten vor Ort informieren und nicht erst zwei Wochen vor der Wahl. Dass Fink die Gegend nun plötzlich zu ländlich erscheint, sei seltsam. Tatsächlich hatte die Heilbronnerin gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“gesagt, dass sie den Wechsel von der Großstadt aufs Land nicht scheue. Sig’dorf sei „eine kleine, überschaubare Gemeinde, in der man viel bewegen kann“. Nun stellt sich das Ganze allerdings anders dar. Silvia Fink hatte ihre Bewerbung als „kurzfristigen Entschluss“bezeichnet – anscheinend etwas zu kurzfristig.
„Demokratie ist anders“
Sonja Nipp bedauert, dass die Bevölkerung nun de facto keine Wahl hat. „Ich hoffe daher sehr, dass die Bürger trotzdem zur Wahl gehen“, sagt sie. Das sei letztlich auch für Philip Schwaiger wichtig, findet sie. „Dann weiß er, mit welcher Zustimmung er rechnen kann.“Ihr Gemeinderatskollege Jürgen Ott ist froh, dass es mit Schwaiger immerhin einen wählbaren Kandidaten gibt. „Es wäre schlimm, wenn wir einen Kandidaten hätten, dem niemand seine Stimme geben will“, sagt Ott. „Doch Schwaiger bemüht sich, stellt sich überall vor und macht das professionell.“So sieht es auch Gemeinderat Paul Speh: „Die Fraktion hat schon mit ihm zusammengesessen, er ist engagiert“, sagt er. Trotzdem sei es sehr schade, dass es nun lediglich einen Kandidaten gibt. „Demokratie sieht anders aus, oder?“Speh befürchtet, dass der Eindruck, eigentlich keine richtige Wahl zu haben, die Politikverdrossenheit einiger Bürger noch weiter verstärken könnte. „Es wäre einfach schön, am Wahltag entscheiden zu können, wer die jeweiligen Interessen besser vertritt.“
Die Wahlzettel sind indes längst gedruckt, und Silvia Finks Name bleibt drauf. „Die Rücknahme der Bewerbung erfolgte nicht in der Frist“, sagt Hauptamtsleiterin EvaMaria Will. Diese war am 20. Februar verstrichen. Theoretisch ist Fink also immer noch wählbar.