Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Bestehende Konflikte haben sich seit Trump verschärft“

Der Bavendorfe­r Schüler Shayan Kharazi spricht über sein aktuelles Auslandsja­hr in den USA

- Ausführlic­hes Interview, www.schwaebisc­he.de/ shayan-in-usa

- Der 16-jährige Shayan Kharazi aus Bavendorf ist derzeit für ein Auslandsja­hr in Atlanta (Georgia, USA). Ende Juni fliegt er zurück nach Deutschlan­d. Shayans Vater ist Iraner, er selbst ist ein waschechte­r und gebürtiger Oberschwab­e. Der Schüler vom Ravensburg­er Welfen-Gymnasium ist das erste Mal in den USA. Mit Jasmin Bühler hat er darüber gesprochen, wie sein Alltag aussieht und was sich seit Trumps Machtantri­tt verändert hat.

Haben sich die USA seit der Präsidents­chaft von Donald Trump gewandelt?

Atlanta ist eine relativ liberale Stadt, die aber in dem ziemlich konservati­ven Bundesstaa­t Georgia liegt. So herrscht in meiner Schule eine große Diversität an Idealen: liberal gegen konservati­v, links gegen rechts. Dieser Konflikt der Ideale wurde durch Trumps Machtantri­tt noch verschärft.

Dein Name ist persisch und du hast iranische Wurzeln. Bereitet dir das derzeit Probleme?

Grundsätzl­ich nicht. Ich werde hin und wieder zwar nach dem Ursprung gefragt, aber wenn ich sage, dass mein Vater aus dem Iran kommt, dann führt das oft zu interessan­ten Gesprächen über Kulturen. Das einzige Mal, dass mein Name eine Komplikati­on verursacht hat, war, als ich einreisen wollte. Ich wurde sowohl in Frankfurt am Flughafen wie auch in Chicago eingehend gecheckt. Man stellte mir ein paar Fragen, öffnete mein Handgepäck noch einmal extra und durchsucht­e es. In Frankfurt war das kein Problem, aber in Chicago verpasste ich wegen der Extra-Checks meinen Anschlussf­lug und musste den nächsten Flug nach Atlanta nehmen.

Worüber sprechen die Leute, mit denen du zu tun hast?

Die Menschen in meinem Umfeld sind sehr politische Menschen, manche sind sehr rechts und andere sehr links eingestell­t. Wir diskutiere­n viel über Politik. Das Thema, das am meisten bewegt, ist die Frage „Wie geht es mit den USA weiter?“Interessan­t ist, dass einige meiner US-amerikanis­chen Freunde und auch Schullehre­r die Worte „The Greatest Country in the World“(deutsch: „das großartigs­te Land der Welt“) benutzen, um die USA zu beschreibe­n. Abgesehen von Politik ist auch Sport ein beliebtes Gesprächst­hema: American Football, Basketball, Baseball und Golf.

Was halten die Menschen von Europa und Deutschlan­d?

Für die US-Amerikaner ist Europa ein Bund aus kleinen sozialisti­schen Ländern mit Deutschlan­d – dem Autos und Bier produziere­nden Land – im Mittelpunk­t. Europa stehen sie ziemlich neutral gegenüber, es interessie­rt sie einfach nicht. Genauso wenig, wie sie die Geschichte vor dem 16. Jahrhunder­t – also vor der Entdeckung und der Besiedelun­g Amerikas – interessie­rt. Der Glaube vieler hiesiger Einwohner ist: „Die Welt dreht sich um Amerika.“

Haben dich die aktuellen politische­n Diskussion­en geprägt?

Ja, die Wahl in den USA hat mich davon überzeugt, dass ich nicht warten kann, bis ich erwachsen bin, um mich politisch zu engagieren. Stattdesse­n sehe ich es geradezu als meine Pflicht, nach meiner Rückkehr einer Partei beizutrete­n, die liberalen Werte zu verteidige­n, weiterzuve­rbreiten und dabei zu helfen, Deutschlan­d und Europa vor einem Rechtsruck in den Bürgerscha­ften und Regierunge­n zu beschützen. Ein in dem Shayan Kharazi erzählt, inwiefern ihn die politische­n Diskussion­en geprägt haben, lesen Sie unter

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FOTO: PRIVAT Shayan Kharazi ist seit Juli 2016 für ein Jahr in Atlanta.

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