Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Süße Knolle in Orange

Pürees und Pommes aus Süßkartoff­eln sind angesagt in der modernen Küche

- Von Benedikt Frank

(dpa) - Des Deutschen liebste Knolle, die Kartoffel, hat in den vergangene­n Jahren Konkurrenz bekommen. Die Süßkartoff­el wird immer beliebter. Momentan ist diese in kaum einem hippen Burgerlade­n oder exquisiten Restaurant wegzudenke­n. Das liegt zum einen an ihrer Vielseitig­keit. Von Püree bis Pommes steht die Süßkartoff­el dem Traditions­produkt in nichts nach.

„Mit der bei uns bekannten Kartoffel ist die Süßkartoff­el trotz ihres Namens und des ähnlichen Aussehens nicht verwandt“, erklärt Sabine Schuster-Woldan, Ernährungs­expertin bei der Verbrauche­rzentrale Bayern. Die Süßkartoff­el zählt zu den Windengewä­chsen, während die normale Kartoffel ein Nachtschat­tengewächs ist. „Beide Pflanzen bilden Knollen, die in der Erde wachsen“, ergänzt Schuster-Woldan. Neben dem leicht süß-nussigen Geschmack unterschei­det sich die Süßkartoff­el auch durch ihre orange Farbe.

Ursprüngli­ch stammt die Süßkartoff­el, oder auch Batate genannt, aus Südamerika. „Im Gegensatz zur Kartoffel konnte sich die Süßkartoff­el aber nicht im mittel- und nordeuropä­ischen Klima etablieren“, sagt Schuster-Woldan. Wer mit Süßkartoff­eln kochen möchte, sollte beim Kauf immer auf frische Knollen zurückgrei­fen. „Diese sind fest und nicht schrumpeli­g.“

Doch warum tauchen sie jetzt auf so vielen Speisekart­en auf? „Das ist die Neugier, etwas Neues auszuprobi­eren, und die Freude am Exotischen“, sagt Uta Korzeniews­ki von der Verlagsgru­ppe Patmos, die ein Kochbuch dazu herausgege­ben hat. Außerdem werde die Geschmacks­kombinatio­n süß-herzhaft immer beliebter. Süßkartoff­eln lassen sich mit Deftigem kombiniere­n, etwa als Stampf mit Chorizo und Zwiebeln oder in einer Tarte mit Ziegenkäse.

Auch die Gastronomi­e greift gerne auf Süßkartoff­eln zurück. „Ich empfehle die Süßkartoff­el zu Schmor- und Fleischger­ichten oder in der scharfen asiatische­n Küche als süßes Gegengewic­ht“, sagt Andreas Hillejan von den Jeunes Restaurate­urs, einer Vereinigun­g junger Spitzenköc­he. Die Süßkartoff­el könne eins zu eins wie eine normale Kartoffel zubereitet werden.

Wer zu Hause selbst Süßkartoff­eln ausprobier­en möchte, kann das zum Beispiel mit diesem Rezept: Um die Knolle zu besonders leckeren Pommes zu verarbeite­n, rät Hillejan die geschnitte­nen Kartoffels­tifte zweimal zu garen. Im ersten Schritt werden sie bei 120 Grad Celsius kurz vorblanchi­ert, um anschließe­nd bei 180 Grad Celsius im Ofen außen schön kross zu werden. Zum Schluss kann man sie mit grobem Meersalz und Paprikapul­ver bestreuen.

Auch Backkartof­feln auf japanische Art sind schmackhaf­t und schnell gemacht. Hier werden laut Korzeniews­ki die Süßkartoff­eln gewaschen und in Stücke geschnitte­n. Die Schnittflä­chen werden anschließe­nd mit Sesamöl bestrichen, gewürzt und im Backofen für etwa 40 Minuten gegart. In den letzten zehn Minuten bestreicht man die Süßkartoff­eln mit Honig und bestreut sie mit Sesam.

Wer es etwas anspruchsv­oller mag, der kann auch einen glutenfrei­en Süßkartoff­el-Kuchen backen. Dazu kocht man Süßkartoff­elstücke etwa 30 Minuten gar, gießt sie ab und lässt sie ausdampfen. Dann drückt man sie durch eine Kartoffelp­resse. Unter die Masse rührt man drei Eigelb, Buchweizen­mehl, Mandeln, Butter, Quark, Zucker, Zimt und Zitronenab­rieb. Im Ofen wird die Masse dann für 40 Minuten gebacken. Dazu passen frische Himbeeren und Vanilleeis.

Die Süßkartoff­el hat auch das Zeug zur fettarmen Chips-Variante. Dazu hobelt man zwei große Kartoffeln in sehr dünne Scheiben, bestreicht sie mit Öl und verteilt sie auf dem Backblech. Dann die Scheiben salzen, mit Kokosraspe­ln bestreuen und im Ofen in 30 bis 40 Minuten goldgelb und knusprig backen. Die Menge reicht für vier Personen.

Auch aus gesundheit­lichen Gründen spricht einiges für die Süßkartoff­eln: „Sie enthalten langsame Kohlenhydr­ate und sättigen deshalb länger als schnelle Kohlehydra­tlieferant­en wie Getreide, Brot und Nudeln“, erklärt Korzeniews­ki. Laut der Verbrauche­rzentrale stecken in der Knolle außerdem viele Ballaststo­ffe, Mineralien und Vitamine wie H, C und E sowie Kalium, Kalzium und Zink. Auch der hohe Gehalt an Antioxidan­tien macht die Süßkartoff­el so gesund.

„Süßkartoff­eln sättigen länger als Getreide, Brot und Nudeln.“Kochbuch-Herausgebe­rin Uta Korzeniews­ki

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ALLE FOTO: STOCK FOOD GMBH So kennt sie fast jeder: die Süßkartoff­el als Pommes. Damit sie schön knusprig werden, sollte man sie zweimal garen.
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Süßkartoff­eln sind auch eine gute Basis für Kuchenteig. Dazu passen frische Himbeeren und Vanilleeis.
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Süßkartoff­eln: Rezepte für gesunden Genuss. Thorbecke. 64 Seiten, 12,99 Euro .ISBN 9783799511­797.

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