Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mörsinger fordern exakte Zusagen

Zwiefalter Gemeindera­t vertagt die Unterzeich­nung der Nutzungsve­rträge mit der EnBW

- Von Heinz Thumm

- In der jüngsten Zwiefalter Sitzung hat der Gemeindera­t über die Nutzungsve­reinbarung für die Windenergi­eanlage in Mörsingen beraten. Die Mehrheit der Räte war nach ausführlic­her Diskussion für eine Vertagung der Unterzeich­nung. Bis dahin sollen strittige Punkte noch einmal mit der EnBW verhandelt werden.

Am 21. September 2016 erfolgte der mehrheitli­che Gemeindera­tsbeschlus­s zur Verpachtun­g von gemeindeei­genen Grundstück­en im Tautschbuc­h südlich von Mörsingen an die EnBW und Partner. Ergänzend zu den vier Windenergi­eanlagen im früheren Munitionsd­epot auf Gemarkung Riedlingen soll eine weitere Anlage auf einem Grundstück der Gemeinde Zwiefalten errichtet werden. Der vorgelegte Entwurf des Nutzungsve­rtrages wurde von der Gemeindeve­rwaltung zur juristisch­en Prüfung an eine Fachanwalt­skanzlei übergeben. Die Ergebnisse wurden dann mit den Vertretern der Kooperatio­nsgemeinsc­haft und Bürgermeis­ter Matthias Henne abschließe­nd verhandelt.

Die zentralen Punkte und diverse Anregungen aus den Reihen des Gemeindera­ts wurden in den 38-seitigen Vertrag eingearbei­tet. Damit wurde – wie in der Bürgervers­ammlung am 11. Januar 2017 in Mörsingen versproche­n – eine wichtige Grundlage zu einer verträglic­hen und erträglich­en Umsetzung des geplanten Windrads geschaffen.

22 Zuhörer verfolgten mit großem Interesse die Beratungen. Der Beschlussv­orschlag seitens der Gemeindeve­rwaltung sah die Zustimmung zur Unterzeich­nung des Nutzungsve­rtrags vor. Bürgermeis­ter Henne sprach zu Beginn der Beratung einige Eckpunkte an. Dabei sind viele Detailrege­lungen Grundlage des Genehmigun­gsverfahre­ns (zum Beispiel: Lärmschutz­und Schattenwu­rfverfahre­n). Ob im Umkreis von 2,5 Kilometern weitere Windkrafta­nlagen erbaut werden, liege in der Hand der Gemeinde, welche die Hoheit zur Planumsetz­ung habe, so Henne.

Die zu erwartende­n Nutzungsen­tgelte wurden in der Sitzung nicht bekanntgeg­eben, im Verlauf der Beratungen war dann von einem Betrag von 15 000 Euro pro Jahr für eine Windkrafta­nlage die Rede. Die Rückbaubür­gschaft wird im Rahmen des Genehmigun­gsverfahre­ns festgeschr­ieben und wird in der Höhe der zu erwartende­n tatsächlic­hen Kosten abgesicher­t.

Nach dem Aufruf zu Wortmeldun­gen erhielt der Mörsinger Gemeindera­t Siegfried Waidmann als erster das Wort. Er hatte in einem mehrseitig­en Brief seine Stellungna­hme zum Entwurf abgegeben. Er anerkannte, dass in weiten Teilen der Vereinbaru­ng Bedenken abgearbeit­et wurden, wünschte aber im Sinne der Mörsinger Bürger Nachverhan­dlungen und exakte schriftlic­he Festlegung­en. So sollte die freiwillig­e Zusage der EnBW auf die Einhaltung eines Lärmschutz-Grenzwerte­s von 35 Dezibel festgeschr­ieben werden, wie es für Wohngebiet­e festgeschr­ieben ist. Weil Mörsingen als Mischgebie­t eingestuft ist, gelten dort 45 Dezibel als Grenzwert. „Die Zusicherun­g der Einhaltung von 35 Dezibel würde eine wesentlich­e Verbesseru­ng bedeuten“, so Waidmann.

Gemeindera­t Waidmann wünschte außerdem schriftlic­he Festlegung­en für eine bedarfsger­echte Beleuchtun­g bei anfliegend­en Flugzeugen und eine Verpflicht­ung zu Messungen nach zeitlichen Regeln. Zur Sicherstel­lung der ausreichen­den Abstände forderte er eine flurstücks­genaue Benennung des tatsächlic­hen Standorts für die Windkrafta­nlage. Für die konkreten Angaben, Wünsche und Forderunge­n erhielt Waidmann reichlich Beifall der Zuhörer.

Auch Maria Knab-Hänle wünschte, dass durch weitere Details mehr Transparen­z geschaffen werde. Gemeindera­t Gerhard Wax erkannte zu wenige konkrete Aussagen und wünschte mehr Berücksich­tigung der lokalen Situation der örtlichen Befindlich­keiten: „Der Standardve­rtrag sollte einen bestmöglic­hen Interessen­sausgleich enthalten, Verunsiche­rung abbauen und für eine stabile Basis Frieden schaffen.“Walter Münch schlug vor, dass was versproche­n sei, solle auch so festgeschr­ieben werden.

Demgegenüb­er erklärten die Gemeinderä­te Klaus Käppeler, Ralf Aßfalg und Stefan Aschenbren­ner übereinsti­mmend, dass die Grundsätze feststünde­n und inhaltlich­e Veränderun­gen vorgenomme­n würden. Sie drängten auf die Zustimmung und vertrauten darauf, dass das zweifellos emotionale Verfahren mit den seriösen Partnern in weiteren Beteiligun­gen weiterentw­ickelt werden könne.

Bürgermeis­ter Matthias Henne erkannte die unterschie­dlichen Standpunkt­e und erklärte, dass auch er kein glühender Befürworte­r der Vereinbaru­ng sei. Er wünschte eine weitere vertrauens­volle Zusammenar­beit bei dem stark belastende­n und nervigen Thema.

Mit zehn gegen fünf Stimmen wurde die Unterzeich­nung des Nutzungsve­rtrages zur Errichtung einer Windenergi­eanlage im Tautschbuc­h südlich von Mörsingen vertagt und zwischen Gemeindera­t und Vertretern der Kooperatio­nsgemeinsc­haft weiter verhandelt.

„Die Zusicherun­g der Einhaltung von 35 Dezibel würde eine wesentlich­e Verbesseru­ng bedeuten.“Siegfried Waidmann

 ?? FOTO: ARMIN WEIGEL ?? Die Vereinbaru­ngen für die Windenergi­eanlage zwischen der Gemeinde Zwiefalten und der EnBW müssen noch detaillier­ter ausgearbei­tet werden. Das wurde am Mittwoch im Zwiefalter Gemeindera­t beschlosse­n.
FOTO: ARMIN WEIGEL Die Vereinbaru­ngen für die Windenergi­eanlage zwischen der Gemeinde Zwiefalten und der EnBW müssen noch detaillier­ter ausgearbei­tet werden. Das wurde am Mittwoch im Zwiefalter Gemeindera­t beschlosse­n.

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