Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Und läuft und läuft und ...
Extremsportler will zu Fuß von Hamburg nach Schanghai
(SID) - 50 Paar Schuhe für 18,5 Millionen Schritte, 235 Tage für 12 000 Kilometer – selbst Kai Markus Xiong hält sein Lauf-Abenteuer für „ein bisschen verrückt“. Innerhalb von acht Monaten will der gebürtige Nürnberger den halben Erdball umrunden, von Hamburg nach Schanghai. Zu Fuß.
Das Telefon von Kai Markus Xiong steht nicht mehr still. Familie, Freunde, Sponsoren – selbst bei der lockeren Jogging-Runde um die Alster summt das Handy des Extremsportlers im Minutentakt. „Ja, genau, der Verrückte“, meldet sich Xiong und lacht. Im Hamburger Nieselregen plaudert der 44-Jährige munter drauflos. Von Anspannung oder gar Angst ist vor dem Lauf seines Lebens nichts zu spüren.
Seine spektakuläre Tour, bei der er bis zu 80 Kilometer am Tag zurücklegen will, führt Kai Markus Xiong in den kommenden Monaten entlang der Seidenstraße von Hamburg aus über Polen, Weißrussland und Russland nach Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan und schließlich nach China. Unterwegs, so Xiongs verwegener Plan, will er das Pamirgebirge in Zentralasien bezwingen und die sagenumwobene Taklamakan-Wüste durchqueren. Los geht es diesen Sonntag an der Hamburger Elbphilarmonie.
„Vor dem ersten Schritt habe ich keine Angst, vielleicht vor dem letzten“, sagt Xiong. Er strahlt. Schließlich habe er gut trainiert. „Passieren kann immer etwas, aber wir Deutschen sind ja für unsere guten Planungen bekannt.“Seine Motivation? Das Besiegen des eigenen Ego und die Bilder in seinem Kopf von der Ankunft in Schanghai. Beim Einlauf in die chinesische Metropole Anfang November will er jedenfalls „Lederhose und Elbsegler“tragen. Mit seiner Marathonreise möchte der Wahlhamburger eine „Kulturbrücke“bauen. „Hauptziel ist es“, sagt der mit einer Chinesin verheiratete Vater eines einjährigen Sohnes, „Vorurteile abzubauen, die Kulturen und Menschen in den unterschiedlichen Ländern zu zeigen“. Mit Berichten in den sozialen Netzwerken, Fotos und Videos.
Neun Monate intensiver Planung liegen hinter Xiong. Tagsüber beantragte der gelernte Finanzberater Visa und fahndete nach Sponsoren für das 500 000 Euro teure Projekt, nachts ging es zum Training in den Wald. „Ich habe viele Läufe mit wenig Essen und Trinken nachts im Dunkeln ohne Lampe im Wald absolviert“, erzählt Xiong: „Damit wird man selbstsicher und merkt: Selbst wenn ich mich verlaufe, ist das kein Problem.“Neben diversen 70-Kilometer-Läufen arbeitete er viel mit einem Psychologen. „Keiner weiß, was da in der Zeit alles passiert.“
Eines aber glaubt Kai Markus Xiong sicher: dass er Schanghai erreichen wird. „Joggen, laufen, wandern, spazieren, kriechen – Hauptsache, ich komme an!“