Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Auf Papas Spuren
Für Rick Zabel ist der Start bei Mailand – Sanremo ein besonderer
(SID) - Den besten Ratgeber hat Rick Zabel in der eigenen Familie. „Mein Vater kennt das Rennen wie kein Zweiter“, sagt der 23-Jährige vor seiner Premiere bei Mailand – Sanremo – exakt 20 Jahre nachdem Erik Zabel den ersten seiner vier Triumphe bei der Primavera feierte. Zabel junior bedient sich gerne des reichen Erfahrungsschatzes bezüglich der legendären Hügel Cipressa und Poggio: „Ich werde ganz sicher das eine oder andere fragen.“
Mit der Classicissima verbindet ihn durch die großen Siege seines Vaters schon jetzt eine Menge. Als Kind hatte er Deutschlands Sprinterlegende gemeinsam mit Mama Cordula oft zu großen Rennen begleitet, deswegen verknüpft er insbesondere mit der Via Roma – der Zielgeraden in Sanremo – eine Reihe emotionaler Bilder. „Sanremo ist ein besonderer Ort für mich. Ich kenne die ganzen Geschichten. Ich weiß so viel über das Rennen, ohne dass ich es jemals gefahren bin“, erzählt Rick Zabel.
Doping wie Atomphysik
Am Samstag empfängt das mit fast 300 Kilometern längste der fünf Radsport-Monumente nun die nächste Zabel-Generation. „Ich kann mir vorstellen, dass mir der hügelige Charakter liegt“, sagt Rick über die sogenannte Fahrt in den Frühling. So ganz austesten kann er das beim Debüt allerdings noch nicht, bei KatjuschaAlpecin ist Zabel als Helfer für den Norweger Alexander Kristoff gefragt.
Mit seinem Vater ist der Kontakt nach wie vor intensiv – und auch die Dopingvergehen des Seniors haben beide längst aufgearbeitet. „Wir sprechen darüber, aber mehr aus Interesse, weil ich wissen will, wie das damals abgelaufen ist. In unserem Verhältnis spielt das gar keine Rolle“, sagt Rick Zabel: „Ich fahre zum Glück in einer ganz anderen Zeit und bin sehr froh darüber.“Über Doping zu sprechen, sei für ihn, „als würde ich über Atomphysik reden, ich habe da keine Ahnung von“.
Zabel junior hat sich beim nächsten Karriereschritt auch für Katjuscha entschieden, weil die Equipe die Abkehr von ihrem einstigen Schmuddel-Image nicht nur proklamiert, sondern mit Taten unterfüttert. „Sie haben intern so ausgemerzt wie kein zweites Team“, sagt der sprintstarke Allrounder, „bevor hier noch mal etwas Blödes passiert, würden sie sich die linke Hand abhacken.“Dafür spricht etwa, dass der frühere Teamchef und alte Armstrong-Freund Wjatscheslaw Jekimow zu Jahresanfang wegkomplimentiert wurde.
Zabel möchte bei Katjuscha nach zuvor drei Jahren beim Starensemble von BMC Racing weiter reifen. Als Siegfahrer sieht er sich (noch) nicht. „Ich will wie ein Stammspieler in einem Erstligateam sein, die größten Radrennen der Welt fahren, das erwarte ich von mir“, sagt er. Dazu gehört Mailand-Sanremo fraglos – und vor allem anderen natürlich die Tour de France.
Es ist Zabels großer Wunsch, am 1. Juli in Düsseldorf beim Grand Départ in Deutschland dabei zu sein. „Es würde ein Traum in Erfüllung gehen“, sagt er, weiß aber genauso: „Da reden noch viele andere mit. Ich versuche einfach, mich durch Leistung anzubieten.“Auch für das mögliche Tour-Debüt hätte der Papa sicher ein paar wertvolle Tipps.