Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Banker, der auf dem Bau schuftete
Josef Boos gibt nach 31 Jahren Vorstandschaft sein Amt beim Altheimer Schützenverein ab
Josef Boos war 31 Jahre lang Vorsitzender des Altheimer Schützenvereins.
- Wenn’s am schönsten ist, soll man gehen, lautet ein Sprichwort. Das könnte auf Josef Boos passen, der sich nach 31 Jahren als Vorsitzender von der Spitze des Schützenvereins Altheim-Waldhausen verabschiedet hat. Und das in einer sportlich sehr erfolgreichen Zeit – kennt er doch keinen anderen Schützenverein, der sowohl in der ersten, zweiten und in der Württemberg-Liga antritt und zwar mit den Luftpistolen-Schützen, „unserem Aushängeschild“. Loslassen kann der 68-Jährige aber auch, weil er mit dem jetzt auf mehrere Schultern verteilten Vorstand den Verein in guten Händen weiß.
Josef Boos gehörte 1964 mit zu den Gründungsmitgliedern. Fünf Jugendliche seien sie gewesen und dank eines Zettels in der Molke aufmerksam geworden auf das Bestreben, einen Schützenverein zu gründen, erinnert er sich. In Altheim war die erste Übungsstätte im früheren Autohaus Kraus an der Hauptstraße, die zweite im alten Kindergarten. 1967 war Einzug ins Schützenhaus am Ende des Vogelsangwegs, bei dessen Bau sich die jungen Burschen einbrachten.
Herkulesaufgabe Schützenhaus
Doch Altheim wuchs und das Schützenhaus bot für die Schützen nur begrenzte Möglichkeiten, ihren Sport auszuüben, und behinderte zudem die Wohnbebauung im Gebiet an der Halde. Kaum im Amt des Vorsitzenden, zu dem er am 1. März 1986 gewählt wurde, stand die Herkulesaufgabe an, ein neues Schützenhaus zu erstellen, auch aus sportlichen Gründen.
Die Gemeinde stellte dem Schützenverein den Grund und einen Zuschuss von 200 000 Mark zur Verfügung und ermöglichte den Bau im Gewann Gurgeläcker bei Waldhausen. Nicht ohne Stolz vermerkt Boos: „Wir haben alles selber gemacht und das mit Muskelkraft.“Gemeinsam rackerte man sich ab, inklusive Boos, der Banker, der sich gerne handwerklich betätigte. „Es war ein gutes Miteinander am Bau“, betont er. Weil es einen Kredit abzuzahlen gab, entwickelte sich das Schützenhaus bald zum begehrten Veranstaltungsort für Vereins- und Familienfeiern und so schlüpfte Boos auch in die Rolle eines Wirtes. Einher ging die Einweihung des neuen Schützenhauses mit der Feier des 25-jährigen Vereins-Bestehens, was mit einem großen Fest gefeiert wurde. Für Boos wurde es auch ein persönliches, wurde ihm doch von dem damaligen Bürgermeister Karl Wolf die Ehrennadel des Landes ans Revers gesteckt.
Mitte der 1990er-Jahre tat sich Interesse am Bogenschießen auf und der Schützenverein Altheim-Waldhausen stellte sich einer neuen Aufgabe, dem Bau einer Bogenhalle. Wieder wurde gegraben, betoniert, gemauert, gezimmert. Boos erstellte Arbeitspläne, organisierte und schuftete mit. 2002 wurde Einweihung gefeiert.
Im selben Jahr gelang den Luftpistolen-Schützen erstmals der Aufstieg in die erste Bundesliga – doppelter Grund zur Freude, doch nicht immer konnte man sich darin behaupten. „Altheim ist eine Fahrstuhl-Mannschaft“, sagt Boos schmunzelnd, doch sei jedes Mal der Aufstieg wieder gelungen. Und nach der vergangenen Saison konnte man erstmals den Verbleib feiern, ein Verdienst beharrlichen Trainings, für das seit Anfang der 1990er-Jahre Winfried Uhl Sorge trägt.
Die Klasse macht den Schützenverein Altheim-Waldhausen auch attraktiv für Luftpistolen-Schützen von auswärts, die zum Teil von weither kommen, um Teil der Mannschaft zu sein. „Erfolg ist auch ein Magnet“, stellt der Oberschützenmeister a.D. fest, der angesichts seiner Verdienste um den Verein bei seiner Verabschiedung zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden ist.
Der Württembergische Landessportbund nahm das Adieu zum Anlass, Josef Boos „in Anerkennung und Würdigung verdienstvoller Tätigkeit im und für den Sport“seine Ehrennadel in Gold zu verleihen. Zehn Jahre davor durfte er sich über das silberne Ehrenkreuz des Deutschen Schützenbundes „für besondere Verdienste um die deutsche Schützensache“freuen.
„Hans Dampf in allen Gassen“
Das sind nur zwei von vielen Auszeichnungen in Bronze, Silber und Gold auf verschiedenen Ebenen. Gewürdigt wurden damit auch die weiteren Funktionen des Oberschützenmeisters im Verein und darüber hinaus: als Schatzmeister des Schützenkreises Saulgau, des Bezirkes Oberschwaben und des Württembergischen Schützenverbandes. Aktuell organisiert er als Ligaleiter bei der Luftpistole und im Bogenschießen Wettkämpfe für den Bezirk Oberschwaben.
Selbst bezeichnet sich Josef Boos innerhalb des Vereins als „Hans Dampf in allen Gassen“, war er doch zuständig für die Verwaltung, samt Beitragseinzug, Presse, als Mannschaftsführer und nicht zuletzt für die Sportjugend. Schon 1979 strahlte er mit der von ihm betreuten Schülermannschaft nach ihrem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften mit der Luftpistole um die Wette. Dass der Verein mit der Jugendarbeit die Basis für die Mannschaften geschaffen hat, welche den Verein heute ausmachen, erfüllt ihn mit Stolz.
An die sportliche Spitze hat es Boos selbst nicht geschafft, doch war er immerhin schon bei den Deutschen Meisterschaften mit dabei, die Sergej Eromin 2015 bei den Senioren A mit der Luftpistole mit Auflage für den Verein gewann.
Auf das neue Vorstands-Team an der Spitze des Schützenvereins warten große Aufgaben, weiß Boos. So verlangen gesetzliche Änderungen weitere Sicherheitsmaßnahmen und die Schalldämmung soll verbessert werden, ist das Wohngebiet an der Waldhauser Straße dem Schützenhaus doch wieder sehr nahe gekommen. Investitionen im sechsstelligen Bereich sind geplant.
Wie häufig, so beschränkte sich das ehrenamtliche Engagement von Josef Boos nicht auf die Schützen. 24 Jahre lang war er im Altheimer Gemeinderat, davon einige Jahre stellvertretender Bürgermeister, zwei Legislaturperioden saß er für die CDU im Biberacher Kreistag, 31 Jahre brachte er sich als Kirchenpfleger für die Kirchengemeinde in seinem Wohnort Heiligkreuztal ein. Beim Landgericht Ravensburg war er bei der Großen Strafkammer als Schöffe im Einsatz. Beim Förderverein Kloster Heiligkreuztal führt er die Kasse.