Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Werkstatt erweitert Angebot im Holzbereich
ZfP-Fahrradwerkstatt wird geschlossen – Arbeitstherapie bereitet Patienten auf Wiedereingliederung vor
- Industriemontage, Spielzeug, Gebrauchsgegenstände und vieles mehr - die Werkstatt des ZfP Südwürttemberg in Zwiefalten fertigt verschiedenste Waren für Firmen aus der Region. Gleichzeitig werden Patienten für ihren beruflichen Wiedereinstieg vorbereitet. Die verschiedenen Bereiche und die zur Verfügung stehenden Arbeitsund Therapieplätze wurden nun an aktuelle Entwicklungen angepasst. Die Fahrradwerkstatt muss geschlossen werden. Die Industriemontage, die Gärtnerei, der Keramik- und Papierbereich bleiben bestehen und der Holzbereich erweitert das zeitliche Angebot.
In der Arbeitstherapie (AT) werden Patienten auf ihre berufliche Wiedereingliederung vorbereitet. In allen Bereichen der Werkstatt des ZfP Südwürttemberg in Zwiefalten werden Grundarbeitsfähigkeiten trainiert. „Es ist keine Bastelstube, sondern hier wird Normalität gelebt“, betont Wilfried Horn, Leiter der Werkstatt Zwiefalten. Patienten arbeiten überwiegend an Auftragsarbeiten, die oft wiederkehrende Tätigkeiten, Termindruck und teils deutliche Mehrarbeit mit sich bringen. Sie lernen mit dem Druck und kurzfristigen hohen Belastungsphasen umzugehen. „Wichtig ist die Kombination – der Druck kann motivieren, es sind dann aber auch entlastende Phasen notwendig“, erklärt Franz Brunner, Gruppenleiter der Industrie- und Holzwerkstatt. Auch auf gute Teamarbeit wird hoher Wert gelegt. Die Patienten, die aus verschiedenen Bereichen des ZfP kommen, haben sehr unterschiedliche Fähigkeiten und Bedürfnisse. Je nachdem werden sie für die verschiedenen Arbeitsabläufe eingeteilt. Brunner kommentiert: „Die Teamarbeit funktioniert sehr gut: Stärkere unterstützen körperlich Schwächere zum Beispiel beim Tragen der Teile oder sie achten auf die Qualität bei visuellen Problemen.“Horn resümiert stolz: „Es wurden schon einige über Praktika wieder auf den Arbeitsmarkt vermittelt.“
Mehr Zeitaufwand
Wie Franz Brunner ist auch Dieter Bloch, Gruppenleiter AT Keramik und Industrie, dual, also in mehreren Bereichen der Werkstatt tätig. In den vergangenen Jahren betreute er unter anderem die Fahrradwerkstatt. Hier wurden Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten rund ums Fahrrad angeboten. Das Angebot wurde nicht nur von Mitarbeitenden des ZfP genutzt. Bloch berichtet: „Wir hatten viele externe Kunden, die nach ihrem Besuch schnell ihre Scheu vor der Psychiatrie verloren haben.“Die Fahrradwerkstatt wird nun geschlossen. Grund sind technische Entwicklungen, die Schulungen und mehr Aufwand mit sich bringen. Gleichzeitig hat sich der Arbeitsauftrag für die Werkstattleiter verändert. „Das nunmehr ambulante Klientel bringt mehr Zeitaufwand und mehr Durchlauf mit sich. Patienten sind nicht mehr so lang in der AT tätig. In der Radwerkstatt würden sie oft nur die Einarbeitungsphase durchlaufen und wären dann wieder weg“, sagte Bloch.
Auch der Holzbereich erfordert eine intensive Betreuung der Patienten. Brunner erklärt: „Unter anderem sind Maschinenunterweisungen notwendig. Nicht alle dürfen an die Kreissäge.“Zudem soll auf die Patienten möglichst individuell eingegangen werden – und neben auftragsbezogenen Waren auch eigene Wunschprodukte gefertigt werden. Die bisherigen Auftraggeber sind Firmen aus der Region. „Auch für die Patienten ist das wichtig – dass Produkte genutzt und ihre Arbeit wertgeschätzt wird“, betont Horn.