Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Poldi lässt die Jungen alt aussehen
Während der Ex-Kölner einen Traum-Abschied feiert, hat Timo Werner keinen guten Tag
●Italiens TorwartIkone
Gianluigi Buffon
(Foto: dpa) bestreitet am Freitagabend in der Fußball-WMQualifikation gegen Albanien sein 1000. Spiel als Profifußballer. Bei der Partie in Palermo absolviert der 39 Jahre alte Rekord-Nationalspieler zudem seine 168. Begegnung im Trikot der Squadra Azzura. Buffon jagt nun den Rekord von Paolo Maldini, der 1028 Partien als Profi bestritten hat. Und für den ewigen Buffon scheint das Ende noch nicht nah. „Die Zukunft dieser Mannschaft ist eine Mischung aus Jugend und Erfahrung. Neben erfahrenen Spielern wie Buffon, Daniele De Rossi, Andrea Barzagli und Leonardo Bonucci wollen wir immer stärker auch auf Jungtalente setzen“, erläutert Nationaltrainer Gian Piero Ventura sein Credo. (SID) Dauer-Reservist
Sven Ulreich
(Foto: dpa) denkt über einen Abschied vom FC Bayern nach. „Wenn es die Möglichkeit gibt, im Sommer wieder regelmäßig bei einem Verein zu spielen, dann mache ich mir Gedanken. Irgendwann möchte man wieder zeigen, was man draufhat“, sagte der 28-Jährige im „Kicker“– sein Vertrag in München läuft bis 2018. Eine Rückkehr zu seinem Stammverein VfB Stuttgart sei allerdings unrealistisch. „Der Verein hängt mir am Herzen, ich habe mich dort immer wohlgefühlt. Es waren andere Umstände, warum es auseinanderging. Ich würde zum VfB niemals Nein sagen, aber momentan sind sie auf der Torhüterposition mit Mitch Langerak sehr gut aufgestellt.“Dennoch bedeuten diese Überlegungen nicht zwangsläufig einen Abschied aus München, wo er seit 2015 unter Vertrag steht. „Ich sage nicht, dass ich unbedingt weg möchte.“(sz)
(dpa/SID/sz) - Lukas Podolski tanzte überglücklich zum Karnevalshit „Kölsche Jung“auf dem Zaun und drehte die längste Ehrenrunde der Welt. Es schien, als wolle er diesen bewegenden Abend niemals loslassen – doch wer das glaubte, irrte sich. Sein Abschied aus der Nationalmannschaft war derart filmreif, „einfach nur geil, geil, geil“, wie er es nannte, dass Podolski den mattschwarzen Luxus-Teambus ohne Anfälle größerer Wehmut in die Dortmunder Nacht rollen ließ. „Man muss ja loslassen können“, sagte er, „es ist irgendwann mal gut.“Er fuhr derweil dahin, wo „mein Herz schlägt“: nach Köln.
Zunächst aber war er selbstverständlich der Mann, zu dem sich nach einem einem ansonsten ziemlich miserablen Spiel beim 1:0 über England alle drängten. Sie wollten eine Erklärung, ein paar Worte, ein Selfie, ein Autogramm. Podolski bewies eine Engelsgeduld – den nervös auf die Uhr blickenden Presseattaché schickte er kurzerhand in den Feierabend.
„Ich weiß ja, dass ich einen linken Fuß habe. Der liebe Gott oder sonst wer hat ihn mir gegeben, und darauf kann ich mich immer verlassen“, berichtete Podolski über sein finales Traumtor (69.). Es war Podolskis 49. im 130. Länderspiel. Wenn er sogar noch einen rechten Fuß hätte? „Dann müsste man einen Verein für mich erfinden. Dann wäre Barcelona oder Real Madrid nicht genug.“
Podolski war gewohnt schelmisch aufgelegt, doch ein Teil der Lockerheit war auch ein Schutzpanzer. „Man muss ja nicht immer Tränen vergießen. Ich fühle das im Herzen und im Bauch – und da ist sehr viel passiert“, gab er zu. Während der Nationalhymne hatte Podolski Tränen in den Augen, auch, weil ihm die Dortmunder Südkurve eine wunderschöne Choreografie geschenkt hatte: „Poldi“hatten sie in Riesenlettern geschrieben, unter einer Narrenkappe. Poldi bedankte sich mit dem Tor, nachdem die Kollegen sichtbar bemüht waren, ihm ein paar Bälle aufzulegen. „Als Regisseur wäre mir das ein bisschen zu kitschig, das glaubt einem keiner“, sagte Thomas Müller, doch am Ende warf auch er Podolski in die Lüfte. Leider ließen Müller und Kollegen den Helden des Abends am Ende fallen, weshalb Podolski sich sein Hinterteil rieb. Der Schmerz war ein kurzer.
Podolski rührte vor allem die enorme Anteilnahme der Fans. Etliche schwenkten die rot-weiße Fahne der Stadt Köln. „Ich weiß, dass ich vieles richtig gemacht habe. Ich bin ein ehrlicher Typ. Ich bin ein Fan, ich bin in Köln in der Südkurve groß geworden“, sagte er: „Vielleicht ist es das.“
Trikot und Kapitänsbinde will sich der 31-Jährige nun „schön einrahmen lassen“, das Ersatztrikot bekommt Sohn Louis geschenkt. Die Familie begleitet Podolski auch ins Abenteuer Japan, das im Juli mit seinem Wechsel zu Vissel Kobe beginnt. „Ich bin der Letzte einer goldenen Generation“, sagte Podolski noch. „Alle anderen waren schon weg.“
Die jungen Kollegen, auch das wurde in Dortmund klar, haben noch viel Arbeit vor sich – auch Debütant Timo Werner, der 77 Minuten lang auf dem Platz stand, aber eine äußerst unglückliche Nebenrolle hatte. Keine Torchance, kaum eine gelungene Aktion, und dann verließ der erste deutsche Nationalspieler von RB Leipzig das Stadion auch noch humpelnd.
Einen Faserriss im linken Oberschenkel erlitt der 21-Jährige, er verpasst damit das WM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Aserbaidschan (18 Uhr/RTL) und wird auch Leipzig für mindestens drei Partien fehlen. Immerhin habe ihm das Debüt „Spaß gemacht“, ließ Werner wissen, er hoffe, „noch oft wiederkommen“zu dürfen.
Das darf er wohl. Denn trotz seines mauen Einstands hat er enormes Talent. „Er hat seine Schnelligkeit gezeigt, er geht in die Räume“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff: „Wenn er in einer eingespielten Mannschaft ist, werden auch mehr Chancen kommen.“Auch Toni Kroos lobte Werner: „Er spielt eine sehr gute Runde, er ist explosiv, er will dazulernen. Er bringt viele Qualitäten mit. Wir haben nicht so viele, die dieses Tempo mitbringen. Ich glaube, dass er auch zukünftig hier dabei sein wird. Ich habe einen guten Eindruck von ihm.“
Bundestrainer Joachim Löw, der in Baku wieder auf Mario Gomez, Sami Khedira, Mesut Özil und Julian Draxler zurückgreifen kann, bescheinigte Werner, „wahnsinnig viel gelaufen“zu sein. „Man merkt, dass er in der Defensive schon gut geschult ist, im Anlaufen. Er hat lange Wege gemacht. Insgesamt hat er sehr engagiert gespielt.“Dennoch dürfte es nicht leicht werden für die Jungen wie Werner, Julian Brandt (20) oder Leroy Sané (21), an die großen Stürmerkarrieren eines Podolski oder Miroslav Klose anzuknüpfen. „Es sind sehr große Fußstapfen“, sagte Sané: „Aber keiner von uns jungen Spielern macht sich da einen Druck. Wir versuchen, unser Bestes zu geben, wenn wir hier sind.“