Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Nehmen uns die Zeit, die wir brauchen“
Altheim treibt Stück für Stück Seniorenkonzeption voran – Begegnungsstätte erster Schritt
- Uttenweiler hat sie im Sommer vergangenen Jahres in Betrieb genommen, in Dürmentingen steht man kurz vor dem Baubeginn – immer mehr Gemeinden planen Seniorenwohnanlagen, die den Menschen das Altern in der Heimat ermöglichen und den Ort aufwerten sollen. So auch Altheim, wo man sich im Gemeinderat nun auf eine Vorgehensweise geeinigt hat.
„Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen“, betont Martin Rude. Sich selbst als Gemeinde unter Zeitdruck zu setzen, macht für den Altheimer Bürgermeister keinen Sinn. Denn schließlich gehe es bei der Seniorenkonzeption darum, eine Lösung für die Bürger aus der Gemeinde zu finden. Einfach eine Anlage zu errichten und zu schauen, „dass man die Plätze voll kriegt“, sei nicht das Ziel. „Zu bauen ist eine Sache, es nachher mit Leben zu füllen, eine andere.“
Ähnlich wie in Dürmentingen ist auch in Altheim ein Gebäudekomplex vorgesehen, der drei Bausteine umfasst: eine Begegnungsstätte der Gemeinde, Service-Wohnungen und eine Senioren-Wohngemeinschaft. Nach sogenannten Mehrfachbeauftragungen – einer Art Ideenwettbewerb – sind in beiden Gemeinden die jeweiligen Entwürfe des Sigmaringer Architekten Manfred Löffler vom Gemeinderat ausgewählt worden.
Während Dürmentingen Löffler gleich mit der Planung der Seniorenwohnanlage beauftragt hat, ist das in Altheim noch offen. „Das LöfflerModell ist eine Art Grundlage, an der wir uns entlanghangeln“, erklärt Bürgermeister Rude. Ob es realisiert wird, so wie es aktuell vorliegt, sei noch nicht klar.
Denn der Altheimer Gemeinderat hat sich dazu entschieden, die drei Bausteine der Wohnanlage nacheinander anzugehen und nicht gleichzeitig. Im Verleich zu den Projekten in den Nachbargemeinden ist das neu. Dürmentingen hat den Gebäudekomplex, der auf dem ehemaligen Firmengelände der Firma Paul gebaut werden wird, von Beginn an als Ganzes geplant. In Uttenweiler ist die Situation nochmal ein wenig anders, denn dort war das Gebäude schon vorhanden: Man baute das ehemalige Sudhaus am Schlosshof zum Seniorenzentrum um.
Bauhof raus, Bürger rein
In Altheim steht nun als erstes die Umsetzung der Begegnungstätte an. Dazu soll die Scheuer umgebaut werden, die ans Rathaus angeschlossen ist, derzeit aber noch den Bauhof beherbergt. Der wird wiederum in absehbarer Zeit umziehen, nämlich dann, wenn die neue Bauhofhalle am Sandgrubenweg fertiggestellt ist.
Ganz einfach wird der Umbau vermutlich nicht, denn sowohl die Bauhofscheuer als auch das Rathaus sind denkmalgeschützt. „Von außen sieht man gar nicht, was da für Überlegungen gemacht werden müssen“, erklärt der Bürgermeister. Die Begegnungsstätte ist der einzige Teil der Anlage, den die Gemeinde selbst finanziert. Einen Antrag auf Fördermittel aus dem Landesprogramm „Soziale Integration im Quartier“hat die Gemeindeverwaltung bereits gestellt.
In diesem Punkt handhabt es Altheim genau wie Dürmentingen: die Begegnungsstätte finanziert die Gemeinde. Für Service-Wohnungen und Senioren-WG müssen Investoren gefunden werden. Dürmentingen hat mit der Odilo-Paul-Stiftung schon einen starken Partner an der Seite – wobei noch nicht klar ist, ob und inwieweit sie in die Finanzierung mit einsteigen wird. Vier interessierte Bauunternehmen für die Realisierung der Service-Wohnungen und der Wohngemeinschaft haben Bürgermeister Dietmar Holstein und sein Team bereits gefunden. Die Ausschreibungsunterlagen wurden erst kürzlich verschickt, die Angebote im April erwartet.
Martin Rude konzentriert sich zunächst, wie bereits erwähnt, auf den Bau der Begegnungsstätte. Danach folgen die Service-Wohnungen und zum Schluss die WG. „Zuerst muss die örtliche Struktur geschaffen werden, in die auch der Bürgerverein eingebunden wird, bevor man die WG umsetzt“, findet er. Denn die Frage sei, wie ordnet man was an, damit es Sinn macht.
Genossenschaft denkbar
Ab der zweiten Jahreshälfte will man sich in Altheim Gedanken über die Finanzierung der Service-Wohnungen machen. Einen Investor zu suchen, ist vermutlich die geläufigste Lösung. Rude zieht auch ein Genossenschaftsmodell in Betracht, wie es etwa in der Gemeinde Frickingen zu finden ist. „Aber das sind erstmal nur Überlegungen“, betont er.
Auch am Seniorenzentrum im Schlosshof in Uttenweiler kann sich der Schultes da nichts abschauen. Das Gebäude war und ist im Besitz der Gemeinde. Die Sanierung und der Umbau mussten also selbst finanziert werden. 8 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, allein die Hälfte davon kam aus Fördertöpfen des Landes.