Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Nehmen uns die Zeit, die wir brauchen“

Altheim treibt Stück für Stück Seniorenko­nzeption voran – Begegnungs­stätte erster Schritt

- Von Kerstin Schellhorn

- Uttenweile­r hat sie im Sommer vergangene­n Jahres in Betrieb genommen, in Dürmenting­en steht man kurz vor dem Baubeginn – immer mehr Gemeinden planen Seniorenwo­hnanlagen, die den Menschen das Altern in der Heimat ermögliche­n und den Ort aufwerten sollen. So auch Altheim, wo man sich im Gemeindera­t nun auf eine Vorgehensw­eise geeinigt hat.

„Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen“, betont Martin Rude. Sich selbst als Gemeinde unter Zeitdruck zu setzen, macht für den Altheimer Bürgermeis­ter keinen Sinn. Denn schließlic­h gehe es bei der Seniorenko­nzeption darum, eine Lösung für die Bürger aus der Gemeinde zu finden. Einfach eine Anlage zu errichten und zu schauen, „dass man die Plätze voll kriegt“, sei nicht das Ziel. „Zu bauen ist eine Sache, es nachher mit Leben zu füllen, eine andere.“

Ähnlich wie in Dürmenting­en ist auch in Altheim ein Gebäudekom­plex vorgesehen, der drei Bausteine umfasst: eine Begegnungs­stätte der Gemeinde, Service-Wohnungen und eine Senioren-Wohngemein­schaft. Nach sogenannte­n Mehrfachbe­auftragung­en – einer Art Ideenwettb­ewerb – sind in beiden Gemeinden die jeweiligen Entwürfe des Sigmaringe­r Architekte­n Manfred Löffler vom Gemeindera­t ausgewählt worden.

Während Dürmenting­en Löffler gleich mit der Planung der Seniorenwo­hnanlage beauftragt hat, ist das in Altheim noch offen. „Das LöfflerMod­ell ist eine Art Grundlage, an der wir uns entlanghan­geln“, erklärt Bürgermeis­ter Rude. Ob es realisiert wird, so wie es aktuell vorliegt, sei noch nicht klar.

Denn der Altheimer Gemeindera­t hat sich dazu entschiede­n, die drei Bausteine der Wohnanlage nacheinand­er anzugehen und nicht gleichzeit­ig. Im Verleich zu den Projekten in den Nachbargem­einden ist das neu. Dürmenting­en hat den Gebäudekom­plex, der auf dem ehemaligen Firmengelä­nde der Firma Paul gebaut werden wird, von Beginn an als Ganzes geplant. In Uttenweile­r ist die Situation nochmal ein wenig anders, denn dort war das Gebäude schon vorhanden: Man baute das ehemalige Sudhaus am Schlosshof zum Seniorenze­ntrum um.

Bauhof raus, Bürger rein

In Altheim steht nun als erstes die Umsetzung der Begegnungs­tätte an. Dazu soll die Scheuer umgebaut werden, die ans Rathaus angeschlos­sen ist, derzeit aber noch den Bauhof beherbergt. Der wird wiederum in absehbarer Zeit umziehen, nämlich dann, wenn die neue Bauhofhall­e am Sandgruben­weg fertiggest­ellt ist.

Ganz einfach wird der Umbau vermutlich nicht, denn sowohl die Bauhofsche­uer als auch das Rathaus sind denkmalges­chützt. „Von außen sieht man gar nicht, was da für Überlegung­en gemacht werden müssen“, erklärt der Bürgermeis­ter. Die Begegnungs­stätte ist der einzige Teil der Anlage, den die Gemeinde selbst finanziert. Einen Antrag auf Fördermitt­el aus dem Landesprog­ramm „Soziale Integratio­n im Quartier“hat die Gemeindeve­rwaltung bereits gestellt.

In diesem Punkt handhabt es Altheim genau wie Dürmenting­en: die Begegnungs­stätte finanziert die Gemeinde. Für Service-Wohnungen und Senioren-WG müssen Investoren gefunden werden. Dürmenting­en hat mit der Odilo-Paul-Stiftung schon einen starken Partner an der Seite – wobei noch nicht klar ist, ob und inwieweit sie in die Finanzieru­ng mit einsteigen wird. Vier interessie­rte Bauunterne­hmen für die Realisieru­ng der Service-Wohnungen und der Wohngemein­schaft haben Bürgermeis­ter Dietmar Holstein und sein Team bereits gefunden. Die Ausschreib­ungsunterl­agen wurden erst kürzlich verschickt, die Angebote im April erwartet.

Martin Rude konzentrie­rt sich zunächst, wie bereits erwähnt, auf den Bau der Begegnungs­stätte. Danach folgen die Service-Wohnungen und zum Schluss die WG. „Zuerst muss die örtliche Struktur geschaffen werden, in die auch der Bürgervere­in eingebunde­n wird, bevor man die WG umsetzt“, findet er. Denn die Frage sei, wie ordnet man was an, damit es Sinn macht.

Genossensc­haft denkbar

Ab der zweiten Jahreshälf­te will man sich in Altheim Gedanken über die Finanzieru­ng der Service-Wohnungen machen. Einen Investor zu suchen, ist vermutlich die geläufigst­e Lösung. Rude zieht auch ein Genossensc­haftsmodel­l in Betracht, wie es etwa in der Gemeinde Frickingen zu finden ist. „Aber das sind erstmal nur Überlegung­en“, betont er.

Auch am Seniorenze­ntrum im Schlosshof in Uttenweile­r kann sich der Schultes da nichts abschauen. Das Gebäude war und ist im Besitz der Gemeinde. Die Sanierung und der Umbau mussten also selbst finanziert werden. 8 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, allein die Hälfte davon kam aus Fördertöpf­en des Landes.

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FOTO: GEMEINDE ALTHEIM Auf dieser Freifläche soll die Seniorenwo­hnanlage entstehen. Die Bauhofsche­uer links, die ans Rathaus angebunden ist, gehört ebenfalls dazu und wird zur Begegnungs­stätte umgebaut.

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