Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Überheblichkeit wird bitter bestraft
Handball-Bundesliga: TVB Stuttgart - HBW Balingen-W. 24:20 (11:6)
(sz) - Der TVB 1898 Stuttgart hat das hochbrisante Schwaben-Derby gegen den HBW Balingen-Weilstetten am Freitagabend in der ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena mit 24:20 (11:6) für sich entschieden und ist damit in der Handball-Bundesliga - dank des besseren Torverhältnisses - wieder an Balingen vorbeigezogen. Die Gäste aus dem Zollernalbkreis, die von rund 1000 treuen Fans in die Landeshauptstadt begleitet wurden, waren über die gesamten 60 Minuten chancenlos. Vor allem Torhüter Jogi Bitter und Spielmacher Michael Kraus hatten die Balinger nichts Gleichwertiges entgegenzu setzen.
„Ich hoffe, dass meine Spieler gegen Jogi Bitter konzentriert werfen, sich nach einem Fehlwurf nicht zu viele Gedanken machen und nicht in Selbstzweifel verfallen“, hatte HBWCoach Rúnar Sigtryggsson noch vor dem Spiel gesagt. Schon da hatte er befürchtet, dass der Ex-Nationaltorhüter im Schwaben-Derby zum entscheidenden Faktor wird. Seine Spieler schienen seine Sorgen nicht verstanden zu haben. HBW-Top-Torschütze Yves Kunkel, der am vergangenen Spieltag gegen Coburg mit 15 Toren fast Alleinunterhalter war, scheiterte gleich bei seinem ersten Wurf von der Siebenmeterlinie. Mit einem Heber, der nicht nur hoch über Bitter, sondern auch noch übers Tor ging, vergab er die Chance zur Führung (4.). „Das war eine Frechheit und eine Überheblichkeit“, war Sigtryggsson noch nach dem Spiel wütend. Kunkel selbst hatte ebenfalls an dem missglückten Versuch zu knabbern, denn auch seine zwei nächsten Würfe von Außen ließen seine bekannte Kaltschnäuzigkeit vermissen.
Im direkten Gegenzug zeigte ExWeltmeister Michael Kraus wie es besser geht und traf zum ersten von insgesamt zehnmal an diesem Abend. Stuttgart wurde sicherer, in der Abwehr kauften die Stuttgarter dem Balinger Angriff mit konsequenter Härte und schnellen Beinen den Schneid ab. Strobel und Co. fanden gegen die TVB-Abwehr kaum Lösungen. Entsprechend selbstkritisch war der Balinger Spielmacher nach dem Spiel. „Von unserer Seite war es einfach katastrophal. Wenn man nur sechs Tore in zwanzig Angriffen erzielt, muss man sich fragen, wo der Mut, die Aggressivität und Drang zum Tor ist.“Bis zur Pause setzten sich die Gastgeber mit 11:6 ab.
Erst in den zweiten dreißig Minuten kam der HBW besser ins Spiel. Nach dem 14:11 durch Pascal Hens, bei dem es für den Can Celebi auch noch eine zwei Minutenstrafe hätte geben müssen, schien die Partie zu kippen. Doch im Gegenzug gab es einen fragwürdigen Strafwurf für Stuttgart. 15:11. Im Gegenzug wollte Sascha Ilitsch zu viel. Stürmerfoul. Im Gegenzug fiel das 16:11. Doch erneut hatte der HBW Gelegenheiten ins Spiel zu finden und vergab diese: Kunkel verwarf einen zweiten Strafwurf. Bei einem Tempogegenstoß ließ der HBW außer Acht, dass das Tor verwaist war. Beim nächsten Ballgewinn in Überzahl wollte Christoph Foth es besser machen, aber sein Wurf aus der eignen Hälfte landete neben dem Tor. Wie’s besser geht zeigte Michael Kraus, er traf ins leere Tor zum 19:12, die Entscheidung. Zwar verkürzte der HBW nochmals, doch zu mehr reichte es nicht mehr.