Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Eine Herkulesaufgabe
Der Bundesagentur für Arbeit (BA) geht es gut. Die Arbeitslosigkeit ist gesunken, die Wirtschaft brummt und schafft im- mer mehr neue Jobs. Man könnte meinen, die Arbeitsagentur sei bald überflüssig. Das Gegenteil ist der Fall.
Die momentane Ruhe am Arbeitsmarkt ist trügerisch. Die Industrie steht vor einem Automatisierungsschub, in dessen Verlauf Maschinen viele der heute von Menschen erledigten Tätigkeiten übernehmen. Vieles deutet auf einen grundlegenden Strukturwandel hin.
Der seit Monatsbeginn amtierende neue BA-Chef Detlef Scheele will die Beratung der Agenturen so ausbauen, dass Beschäftigte schon vor einer drohenden Arbeitslosigkeit auf neue Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet werden. Das dürfte einer Herkulesaufgabe gleichkommen, da seine Behörde darauf noch gar nicht ausreichend vorbereitet ist. Die Arbeitsmarktpolitik muss sich insgesamt auf die anstehenden Veränderungen einstellen und elementare Fragen beantworten. Wie geht die Gesellschaft mit denen um, die im ersten Arbeitsmarkt ohne eigenes Zutun keinen Platz mehr finden können? Wie kann die Schere zwischen den hochqualifizierten Spitzenverdienern und den Handlangern der Roboter geschlossen werden? Gibt es Möglichkeiten, allen jungen Menschen Karrierechancen zu eröffnen? Die aktuell gute Lage sollte zur Suche nach Antworten auf diese Fragen genutzt werden. Der BA kommt dabei eine zentrale Rolle zu.