Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Folgenschwere Verfolgungsjagd
Sich über Menschen lustig zu machen, die geblitzt wurden, ist fies, böse und gemein. Schließlich hat es quasi jeden schon getroffen. Generell war man ja auch gar nicht zu schnell, die Sicht war einwandfrei – und überhaupt: Warum gibt’s auf dieser schnurgeraden Straße ein Tempolimit? Kurz gesagt: Wer geblitzt wurde, hatte Pech, wurde ungerecht behandelt oder der Blitzer hat eben nicht gestimmt.
Manchmal ist Mitleid aber fehl am Platz, etwa bei einem 19-Jährigen aus Emstek in Niedersachsen. Ihm kommt sein Führerschein nun für zwei Monate abhanden – und das völlig zurecht. Der Bursche hat das Kunststück fertiggebracht und ist auf einer Bundesstraße bei Cloppenburg einem Polizeiauto, das mit Blaulicht auf dem Weg zum Einsatz war, drei Kilometer hinterhergerast. Mit Tempo 180. Erlaubt waren 100.
Als die Polizisten ihn kontrollieren wollten, bremste er runter und fuhr nur noch 140 – allerdings auf der Flucht und über Feldwege. Gestoppt wurde er trotzdem. Zum Fahrverbot kommen 160 Euro Bußgeld und zwei Punkte in Flensburg hinzu. Auch der Depperltest, ’tschuldigung, die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU), ist wohl unausweichlich. Während der Kontrolle zeigte sich der Teenager nämlich „sehr uneinsichtig“. Warum er dem Streifenwagen folgte? Weil die Straße zum Überholen zu kurvig war? „Die Motivation ist uns nicht bekannt“, sagte der Polizeisprecher. Dabei ist die Erklärung einfach. Gewiss hatte ihm sein Fahrlehrer gesagt: „Wenn Sie die Polizei sehen, bleiben Sie immer schön dahinter. Dann passiert nix.“Wie gesagt: auf zur MPU. (jos)