Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der US-Präsident braucht Erfolge
Je mehr Niederlagen US-Präsident Donald Trump an der Heimatfront erleidet, umso gefährlicher wird es. Darum ist die Androhung aus Washington, man werde, wenn China nicht bei der Lösung des Nordkorea-Problems behilflich sei, die Dinge selbst angehen, sehr ernst zu nehmen.
In die Enge getriebene Herrscher, Diktatoren, aber auch schon mal demokratisch gewählte Präsidenten, suchen gerne ein Ventil für wachsenden innenpolitischen Druck, indem ein äußerer Feind aufgebaut und ein Konflikt angeheizt wird.
Natürlich ist Nordkorea ein unangenehmer und unkalkulierbarer Gegner. Die Berichte, dass Pjöngjang neue Atomwaffentests vorbereite und gar an der Entwicklung einer Langstreckenrakete arbeite, sind alarmierend. Doch ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel könnte zu einem neuen Weltkrieg werden, mit 30 000 US-Soldaten, die in Südkorea stationiert sind und mit Chinesen, die einem solchen Desaster nicht unbeteiligt zuschauen dürften.
Wenn am Donnerstag der chinesische Präsident Xi Jinping zum Golfspielen in Florida erwartet wird, soll es neben der Handelsbilanz auch und vor allem um Nordkorea gehen. Die Regierung in Peking ist selbst höchst genervt von der unkalkulierbaren Art des nordkoreanischen Herrschers. Die Chinesen haben immerhin im UN-Sicherheitsrat Nordkorea verurteilt und Sanktionen gegen das Land verhängt. Aber die Chinesen sind die Einzigen, die derzeit noch mit den Herrschern von Pjöngjang im Gespräch sind.
Als Ronald Reagan einst von den Sowjets forderte, sie sollten die Berliner Mauer einreißen, hat er nie mit einem offenen Krieg gedroht. Trump ist aber nicht Reagan. Dieser Präsident kennt das Konzept des Kompromisses nicht. Und dass sein Chefstratege Stephen Bannon vor Wochen fantasierte, es werde innerhalb der nächsten zehn Jahre amerikanische Kriege im Südchinesischen Meer geben, macht die Sache nicht besser. Es ist zu hoffen, dass Trump in den nächsten Wochen das eine oder andere innenpolitische Vorhaben gelingen möge.