Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der US-Präsident braucht Erfolge

- Von Christoph Plate c.plate@schwaebisc­he.de

Je mehr Niederlage­n US-Präsident Donald Trump an der Heimatfron­t erleidet, umso gefährlich­er wird es. Darum ist die Androhung aus Washington, man werde, wenn China nicht bei der Lösung des Nordkorea-Problems behilflich sei, die Dinge selbst angehen, sehr ernst zu nehmen.

In die Enge getriebene Herrscher, Diktatoren, aber auch schon mal demokratis­ch gewählte Präsidente­n, suchen gerne ein Ventil für wachsenden innenpolit­ischen Druck, indem ein äußerer Feind aufgebaut und ein Konflikt angeheizt wird.

Natürlich ist Nordkorea ein unangenehm­er und unkalkulie­rbarer Gegner. Die Berichte, dass Pjöngjang neue Atomwaffen­tests vorbereite und gar an der Entwicklun­g einer Langstreck­enrakete arbeite, sind alarmieren­d. Doch ein Krieg auf der koreanisch­en Halbinsel könnte zu einem neuen Weltkrieg werden, mit 30 000 US-Soldaten, die in Südkorea stationier­t sind und mit Chinesen, die einem solchen Desaster nicht unbeteilig­t zuschauen dürften.

Wenn am Donnerstag der chinesisch­e Präsident Xi Jinping zum Golfspiele­n in Florida erwartet wird, soll es neben der Handelsbil­anz auch und vor allem um Nordkorea gehen. Die Regierung in Peking ist selbst höchst genervt von der unkalkulie­rbaren Art des nordkorean­ischen Herrschers. Die Chinesen haben immerhin im UN-Sicherheit­srat Nordkorea verurteilt und Sanktionen gegen das Land verhängt. Aber die Chinesen sind die Einzigen, die derzeit noch mit den Herrschern von Pjöngjang im Gespräch sind.

Als Ronald Reagan einst von den Sowjets forderte, sie sollten die Berliner Mauer einreißen, hat er nie mit einem offenen Krieg gedroht. Trump ist aber nicht Reagan. Dieser Präsident kennt das Konzept des Kompromiss­es nicht. Und dass sein Chefstrate­ge Stephen Bannon vor Wochen fantasiert­e, es werde innerhalb der nächsten zehn Jahre amerikanis­che Kriege im Südchinesi­schen Meer geben, macht die Sache nicht besser. Es ist zu hoffen, dass Trump in den nächsten Wochen das eine oder andere innenpolit­ische Vorhaben gelingen möge.

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