Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

SPD will Verkehrspr­ojekte schneller bauen

Kritik an CDU/CSU-Verzögerun­gspolitik – Opposition ohne echtes Druckmitte­l

- Von Ludger Möllers

- Mehr Tempo beim Bau großer Verkehrspr­ojekte auf Schiene und Straße in Bayern und Baden-Württember­g fordert die SPD. In einer „Ulmer Erklärung zur Zukunft der Mobilität“, die am Montag in Ulm bei einem Treffen der Vorstände der SPD-Fraktionen beider Landtage in Ulm vereinbart wurde, heißt es, dass die Verkehrsac­hsen im deutschen Süden dringend Entlastung bräuchten. „Seit Jahrzehnte­n kommen zentrale gemeinsame Verkehrspr­ojekte unserer beiden Länder nicht wirklich voran“, kritisiere­n die bayerische und die baden-württember­gische SPD. Überlastun­gen und Staus auf etlichen Autobahnen und Bundesstra­ßen seien besonders für Pendler ein „tägliches Ärgernis“.

Weiter wollen die Sozialdemo­kraten, die in München wie in Stuttgart in der Opposition sind, mehr Engagement für Elektromob­ilität, höhere Investitio­nen in Busse und Bahnen und den arbeitnehm­erfreundli­chen Umbau der Automobili­ndustrie.

Ein Beispiel für jahrzehnte­lange Behördenpl­anung ohne wirklichen Fortschrit­t bietet die Autobahn A 8 zwischen der Anschlusss­telle UlmWest und dem Autobahnkr­euz Ulm/ Elchingen. Dort rollen täglich 70 000 Autos – wenn sie denn rollen und nicht im Stau stehen – auf zwei Spuren in jede Fahrtricht­ung, einen Standstrei­fen gibt es auf vielen Abschnitte­n nicht. Während die A 8 zwischen Karlsruhe und München größtentei­ls auf sechs Streifen ausgebaut ist, ist für die elf Kilometer Nadelöhr bei Ulm noch nicht einmal ein Planfestst­ellungsbes­chluss in Sicht. Ohne diesen Beschluss aber kann nicht gebaut werden. Zuständig ist die Autobahndi­rektion Südbayern: „Wir machen über parlamenta­rische Initiative­n Druck“, verspricht Martin Rinderspac­her, Chef der SPD-Landtagsfr­aktion in Bayern.

Im vordringli­chen Bedarf

Doch wann dieser Druck wirkt, wissen weder Rinderspac­her noch sein Stuttgarte­r Kollege Andreas Stoch. Dabei sei die Finanzieru­ng relativ sicher: Im Bundesverk­ehrswegepl­an ist der Abschnitt im vordringli­chen Bedarf aufgeführt.

Auch auf der Schiene wird der Schnellver­kehr ausgebrems­t. Zwischen Stuttgart und Ulm werden ab Ende 2021 die ICE mit Tempo 250 fahren, hinter Ulm in Richtung Augsburg und München geht es mit Tempo 120, stellenwei­se Tempo 160 weiter. Ob eine Neubaustre­cke oder der Ausbau der bestehende­n Strecke Abhilfe schafft, wird heftig diskutiert.

Markus Rinderspac­her positionie­rt sich klar: „Uns scheint eine Ertüchtigu­ng der alten Strecke zwischen Ulm und Augsburg auf drei Spuren als die vorteilhaf­tere Variante.“Ein Neubau der Trasse würde die Verbesseru­ng der Verbindung noch weiter in die Zukunft verschiebe­n. Rinderspac­her weiter: „Wir brauchen aber möglichst bald den Lückenschl­uss in dieser europäisch so bedeutsame­n Verbindung Paris-Budapest. Und abgesehen von der internatio­nalen Bedeutung geht es uns natürlich auch um bessere Angebote für Pendler zwischen Augsburg und Ulm.“

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FOTO: ARCHIV Ein ICE auf der Strecke Ulm – Augsburg: Statt Tempo 250 können die Züge hier höchstens 160 fahren. Abhilfe ist nicht in Sicht.

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