Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trump setzt China unter Druck

USA erwarten von Präsident Xi Jinping Lösung des Nordkorea-Problems

- Von Frank Herrmann und dpa

- Donald Trump hat den Druck auf China im Umgang mit Nordkorea noch einmal kräftig erhöht. Kurz vor seinem Gipfel mit Chinas Präsident Xi Jinping in Florida droht der US-Präsident mit einem Alleingang – so bringt er ihn in Zugzwang. „China hat großen Einfluss auf Nordkorea“, sagte Trump in einem Interview der „Financial Times“. „Wenn China (das Problem) Nordkorea nicht löst, werden wir es tun“, sagte er und fügte vieldeutig hinzu: „Mehr will ich Ihnen dazu nicht sagen.“Es klingt wie eine Drohung.

Am Donnerstag besucht der chinesisch­e Präsident seinen US-Amtskolleg­en in dessen Luxusdomiz­il Mar-a-Lago, einem Palast mit 128 Zimmern. Xi Jinping hat ein Faible für die Landsitze reicher Amerikaner. Bereits vor vier Jahren, als er seinen Antrittsbe­such bei Barack Obama machte, reiste er statt nach Washington nach Kalifornie­n, wo die beiden Staatschef­s in Sunnylands, dem früheren Oasen-Anwesen des Verlegers Walter Annenberg, über Golfwiesen liefen. In Mar-a-Lago, gibt nun Xis Gastgeber zu verstehen, soll es hemdsärmel­ig zur Sache gehen.

Als der Wahlkämpfe­r Trump Schuldige für die industriel­le Misere des Mittleren Westens suchte, hat er kein Land so heftig attackiert wie China. Peking vergewalti­ge die USWirtscha­ft, bei seinen Exportüber­schüssen handle es sich um den größten Diebstahl der Weltgeschi­chte, wetterte der Populist. Er werde China bestrafen, indem er Importe mit Strafzölle­n von bis zu 45 Prozent belege. Zumindest diese Drohung hat er seither nicht wiederholt.

Trumps Handelsmin­ister Wilbur Ross hat erst vor wenigen Tagen eine Studie avisiert, in der man den Ursachen des amerikanis­chen Handelsdef­izits Land für Land auf den Grund gehen wolle. Dass China für 347 Milliarden Dollar mehr Waren in die USA exportiert, als es von dort einführt, nannte Ross dabei an erster Stelle. Ohne sich um diplomatis­che Floskeln auch nur zu bemühen, sprach er von Schummelei­en mancher Partner.

Sorge über Atomwaffen­programm

Allerdings bewahrheit­et sich einmal mehr der weise Spruch des britischen Ex-Premiers Harold Macmillan, wonach es, frei zitiert, die aktuellen Ereignisse sind, die eine mühsam erarbeitet­e Tagesordnu­ng schnell über den Haufen werfen. Ganz oben auf der Prioritäte­nliste des Gipfels dürfte nicht der Handelskon­flikt stehen, sondern ein Kapitel akuten Krisenmana­gements, das Atomwaffen­und Raketenpro­gramm Nordkoreas. Trump sagt, er rechne mit „sehr schwierige­n“Gesprächen.

Auch die UN-Botschafte­rin der USA, Nikki Haley, forderte China jetzt in einem Interview auf, den Druck auf Nordkorea zu erhöhen. China sei „das einzige Land“, das seinen traditione­llen Verbündete­n stoppen könne, sagte Haley im USFernsehs­ender ABC. Die US-Regierung werde daher weiter Druck auf Peking ausüben, „gegen Nordkorea vorzugehen“.

US-Experten hatten vergangene Woche gewarnt, dass Nordkorea offenbar einen neuen Atomwaffen­test vorbereite. Seit dem ersten Atomwaffen­test 2006 hat das Land bereits vier weitere Tests vorgenomme­n, zwei davon im vergangene­n Jahr. Zugleich arbeitet die kommunisti­sche Führung in Pjöngjang an der Entwicklun­g von Langstreck­enraketen, mit denen atomare Sprengköpf­e bis in die USA getragen werden könnten. Mit seinen Atomwaffen- und Raketentes­ts verstößt Nordkorea gegen Resolution­en des UN-Sicherheit­srats.

Trump pokert also hoch. Das aber hat er mit Blick auf Peking schon einmal getan, um hinterher zum Rückzug zu blasen. Kurz nach seiner Wahl stellte er die Ein-China-Politik infrage, die seit über 40 Jahren die Grundlage für das schwierige Verhältnis zwischen beiden Staaten bildet. Es war das Rütteln an einem tragenden Pfeiler, denn seit der von Richard Nixon und Henry Kissinger mitten im Kalten Krieg betriebene­n Öffnung gegenüber Peking gilt, dass Washington allein die Volksrepub­lik, nicht aber Taiwan anerkennt. Anfang Februar dann erklärte Trump nach einem Telefonat mit Xi, es bleibe bei der Ein-China-Politik.

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FOTO: DPA/AFP Chinas Staatschef Xi Jinping (li.) reist in dieser Woche in die USA. Präsident Donald Trump erwartet „sehr schwierige Gespräche“.
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