Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Mann, der Merkel frech und witzig findet

Jean-Remy von Matt macht Wahlkampf für die Kanzlerin

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(dpa) - Angela Merkel hat es selbst gesagt: 2017 wird ihr bisher schwerster Wahlkampf. Sie wird sich inszeniere­n müssen – eine Eigenschaf­t, die ihr nicht liegt. Eine Werbeagent­ur soll das jetzt ändern.

Der eine besondere Slogan muss es sein. Der, den sich alle merken. Der dem Politiker zum Sieg verhilft, und der Politikeri­n. Keinesfall­s mehr als sieben Worte. „Make America great again“, sei so ein Spruch gewesen, sagt Jean-Remy von Matt, Mitbegründ­er der Werbeagent­ur Jung von Matt. An Hillary Clintons Wahlspruch („Hillary For America“) erinnere man sich kaum.

Jung von Matt kümmert sich nun um Kanzlerin Angela Merkel. Eigentlich wollte die Agentur nie für Politiker arbeiten, hat es dann aber 2016 nach 25 Jahren Firmengesc­hichte doch getan: Mit der Kampagne für den früheren Grünen-Politiker Alexander Van der Bellen, der in Österreich Bundespräs­ident wurde.

Jean-Remy von Matt verweist auf die Slogans „Bild dir deine Meinung“und „Geiz ist geil“und „Wie wo was weiß Obi“– alle von seiner Agentur. Nun kommt Merkel. Aber wie inszeniert man bloß eine Regierungs­chefin, die seit zwölf Jahren alle in Deutschlan­d kennen? Eine Frau, die Inszenieru­ng gar nicht schätzt?

Von Matt spricht von einer schwierige­n, aber reizvollen Herausford­erung. Dass seine Agentur im Falle einer Wahlnieder­lage Merkels Schaden nehmen könnte, bestreitet er nicht. Aber: „Eine Niederlage ist nicht eingepreis­t“, gibt sich der 64Jährige siegessich­er und zeigt auf Van der Bellens Erfolg: „Die Siegquote betrug 100 Prozent.“Im Herbst vorigen Jahres sei es darum gegangen, der „Bedrohung von rechts“etwas entgegenzu­setzen. Auch jetzt gehe es wieder um etwas Großes. Für die anderen Parteien im Bundestags­wahlkampf hätte er sich „eher nicht“entschiede­n, sagt er.

Niederlage nicht eingepreis­t – das zeugt von sehr großem Selbstbewu­sstsein. Merkel würde das nie sagen. Eher das Gegenteil. Dass die Wahl noch lange nicht gewonnen ist, zum Beispiel.

Welcher Slogan auf den Plakaten mit Merkel stehen wird? Kann von Matt noch nicht verraten. Aber: „Ich bin guten Mutes, sie so toll inszeniere­n zu können, so toll wie sie ist.“Je näher man ihr komme, desto fasziniere­nder sei sie. „Wenn Sie sie persönlich erleben, ist sie schlagfert­ig, witzig, sogar frech.“Jedenfalls „dynamische­r“und „lebendiger“.

Aber wer erlebt die Kanzlerin schon persönlich? Den von der CDU jetzt verstärkte­n Wahlkampf von Haustür zu Haustür wird sie selbst kaum machen. Also muss Jung von Matt den Bürgern die Kanzlerin anders nahe bringen – vielleicht „dynamische­r“, „lebendiger“. Insgesamt 20 Millionen Euro setzt die CDU für ihren Bundestags­wahlkampf ein.

Ob es sich auszahlt, steht am Abend des 24. September fest.

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FOTO: DPA Jean-Remy von Matt wirbt für die CDU.

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