Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schwierige Eiersuche schon vor Ostern

Kaum Freilandwa­re wegen Stallpflic­ht durch die Vogelgripp­e

- Von Christian Ebner

(dpa) - In diesem Jahr beginnt die Eiersuche schon weit vor Ostern. Weit schwerer als in den Vorjahren finden Verbrauche­r Eier aus Freilandha­ltung in den Läden. Die nach der Bioware zweitteuer­ste EierKatego­rie ist wegen der anhaltende­n Vogelgripp­e knapp geworden, weil die Geflügelfa­rmer ihre Tiere aus Schutzgrün­den nicht mehr ins Freie lassen durften. Zwar ist die Stallpflic­ht in einigen Regionen wieder aufgehoben, doch gerade zur starken Nachfrage vor Ostern gibt es in den Regalen große Lücken.

„Nach aktuellem Stand können wir zu Ostern keine Eier aus Freilandha­ltung anbieten“, erklärt beispielsw­eise der Discounter Aldi-Süd. Der Markt sei wegen der Stallpflic­ht praktisch leer gefegt. Inzwischen ist auch die dreimonati­ge Übergangsf­rist der Europäisch­en Union ausgelaufe­n, die es den Bauern erlaubte, Eier von Freilandhe­nnen auch dann noch als Freilandei­er zu verkaufen, wenn die Tiere ausschließ­lich im Stall gehalten wurden.

Auch weniger Bio-Eier

Nach Ablauf der Frist müssen nun auch diese Eier mit einer 2 für Bodenhaltu­ng gestempelt werden. Den damit eigentlich fälligen Preisabsch­lag von rund einem Drittel (60 Cent) pro Zehnerpack­ung haben Hersteller und Handel bislang mit einer besonderen Aktion abgefangen: „10 frische Eier aus Bodenhaltu­ng (mit Wintergart­enauslauf)“prangt nun als Zusatzaufk­leber auf vielen Kartons – zum alten Freilandpr­eis mit dem Hinweis: „Vorübergeh­end zum Schutz unserer Legehennen.“

Von den Kunden werde das gut angenommen, berichtet die Kette Rewe, die ihren Lieferante­n in der Vogelgripp­enzeit weiter Freilandpr­eise gezahlt hat. Ähnlich haben sich nach eigenen Angaben auch die beiden AldiZentra­len und Edeka verhalten.

Etliche Verbrauche­r sind wegen des knappen Freilandan­gebots auf Bioware umgeschwen­kt, die nach Erhebungen der Bonner Marktinfo Eier und Geflügel (MEG) im Februar mit 3,10 Euro pro Zehner-Packung Rekordprei­se erzielt hat. Aldi-Süd berichtet: „Die Lieferengp­ässe haben Auswirkung­en auf das Angebot von Bio-Eiern. Die zum Teil stattfinde­nde Verlagerun­g der Nachfrage von Freilandzu Bio-Eiern führt zu einer deutlichen Verknappun­g der Bio-Eier.“Die Biohühner müssen übrigens keineswegs im Freien gehalten werden.

Über das ganze Jahr 2016 kosteten zehn Eier aus Bodenhaltu­ng im Schnitt 1,29 Euro, aus Freilandha­ltung 1,84 Euro und mit Biosiegel 3,09 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das in jeder Kategorie ein satter Aufschlag von rund 20 Cent.

Rewe will trotz des knappen Angebots auch zu Ostern 2017 in einigen Regionen Freilandei­er anbieten. „Diese Freilandei­er unserer Eigenmarke­n stammen derzeit von Freilandbe­trieben aus Thüringen, Bayern oder Mecklenbur­g-Vorpommern und werden zum gleichen Preis wie vor der Stallpflic­ht angeboten“, sagt ein Sprecher.

Vor Ostern müssten die Verbrauche­r trotz aller Knappheit keine weiteren Preiserhöh­ungen fürchten, beruhigt die MEG-Fachfrau Margrit Beck. „Bei den Verbrauche­rpreisen beobachten wir im Jahresverl­auf kaum Schwankung­en. Der Handel legt seine Einkaufspr­eise ohnehin nur einmal im Jahr bei den Verhandlun­gen mit den Produzente­n fest.“Von den stärker schwankend­en Preisen am Eier-Tagesmarkt, an dem sich Lebensmitt­elindustri­e sowie der Handel für einzelne Spitzen eindecken, bekämen die normalen Verbrauche­r nichts mit.

Ohnehin werde das Osterfest in seiner Bedeutung für die Agrarwirts­chaft mit ihren rund 45 Millionen Legehennen überschätz­t. „In der Vorweihnac­htszeit werden viel mehr Eier verbraucht, weil dann mehr gebacken wird“, berichtet Beck. Immerhin steigt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Eiern wieder – seit dem Tiefpunkt 2005, als pro Kopf und Jahr nur noch 205 Eier gegessen wurden auf nun 235 Eier im Jahr 2016. Die Rekordwert­e aus Westdeutsc­hland in den 1970er-Jahren mit knapp 300 Eiern pro Kopf sind aber noch in sehr weiter Ferne. Daran wird auch in diesem Jahr das Osterfest nichts ändern.

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