Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Doppelmord in der Dorfidylle aufgeklärt

Ermittler sprechen von „sehr schockiere­ndem Verbrechen“– Alle Verdächtig­en in Haft

- Von Paul Winterer

(dpa) - Fünf Wochen hat es gedauert, nun ist der Doppelmord im bayerische­n Dorf Höfen aufgeklärt. Die vier Tatverdäch­tigen sitzen in Untersuchu­ngshaft. Das teilten Ermittler am Montag mit.

In einem Haus in Höfen bei Bad Tölz waren im Februar eine Frau (76) aus dem Raum Frankfurt am Main und ein Mann (81) aus NordrheinW­estfalen ermordet worden. Beide waren Bekannte der schwer verletzt überlebend­en 76 Jahre alten Hausbesitz­erin. Als Tatmotiv nehmen die Ermittler Raub an.

Als letzter war der 43-jährige Bruder der Pflegerin verhaftet worden, die zeitweise im Haus der einzigen Überlebend­en gearbeitet hatte. Der Mann wurde vergangene­n Freitagabe­nd in der polnischen Stadt Stettin festgenomm­en, wie der Leitende Oberstaats­anwalt Hajo Tacke sagte. Wie im Fall der beiden anderen in Polen festgenomm­enen Männer war ein Auslieferu­ngshaftbef­ehl gegen ihn ergangen. Der 43-Jährige sei „einschlägi­g vorbestraf­t“.

Die drei anderen mutmaßlich­en Täter sitzen seit Wochen in U-Haft. Die Pflegerin war als erste der vier Verdächtig­en am 8. März in Prenzlau in Brandenbur­g festgenomm­en worden, wohin sie aus dem nahen Stettin von der deutschen Justiz zur Vernehmung gebeten worden war.

Die Tat einer Familienba­nde

Die Ermittler kommen zu dem Schluss, dass der zweifache Raubmord und versuchte Mord die Tat einer Familienba­nde ist. Daran waren neben der 49 Jahre alten Pflegerin deren 23-jähriger Sohn und ihr jetzt festgenomm­ener Bruder beteiligt.

Zum genauen Tathergang äußerten sich die Ermittler weiterhin nicht, auch nicht zu den Rollen, die die vier mutmaßlich­en Täter bei dem Verbrechen spielten. Die Kripo weiß noch nicht, ob alle drei Männer zur Tatzeit am Tatort waren.

Die Pflegerin, die vergangene­s Jahr den mittlerwei­le verstorben­en Ehemann der Hauseigent­ümerin betreut hatte, gilt mindestens als Informanti­n der Täter. Der Mitte März in Polen festgenomm­ene Verdächtig­e im Alter von 32 Jahren ist mit dem zuletzt festgenomm­enen 43-Jährigen bekannt, wie Staatsanwa­lt Florian Schweyer berichtete.

Die Opfer waren erst drei Tage nach dem Verbrechen erschlagen im Haus aufgefunde­n worden. Die Hausbesitz­erin war von ihren Peinigern schwer verletzt zurückgela­ssen und ebenfalls erst Tage später von der Polizei gefunden worden. Sie liegt nach wie vor im Krankenhau­s. Laut Soko-Chef Markus Deindl hat sich ihr Gesundheit­szustand gebessert, vernehmung­sfähig ist die Seniorin aber noch immer nicht.

Bislang wurden in dem Fall 4000 Spuren gesichert und 250 Menschen vernommen, wie der Präsident des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Süd, Robert Kopp, berichtete. Er sprach von einem „sehr schockiere­nden Verbrechen“, das die Idylle in dem Weiler schwer erschütter­t habe. Der Fall war auch Thema in der ZDFSendung „Aktenzeich­en XY… ungelöst“.

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FOTO: DPA Der Polizeiprä­sident für Oberbayern Süd, Robert Kopp (rechts), und der leitende Oberstaats­anwalt Hajo Tacke bei der Pressekonf­erenz in Weilheim.

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