Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Kartoffelacker als Müllkippe
Bauernverband Biberach-Sigmaringen weist auf Folgen von achtlos weggeworfenem Abfall hin
- „Der Müll ist ein Problem für die Tiere und für die Technik, das muss man ganz klar sagen“, betont Hubert Hopp, stellvertretender Kreisobmann des Bauernverbands Biberach-Sigmaringen. Das ganze Jahr über haben er und andere Landwirte in der Region damit zu kämpfen. Deshalb ist es dem Bauernverband ein Anliegen, die Bevölkerung über die möglichen Folgen aufzuklären. Denn im schlimmsten Fall landet der Müll am Ende wieder auf dem eigenen Teller.
„Wenn im Frühling der Schnee wegtaut, kommen die Feinheiten ,onda virre’“, sagt Kreisobmann Gerhard Glaser. Will sagen: Das ganze Ausmaß der auf Äckern und Wiesen entsorgten Dinge wird sichtbar. Blechdosen, Verpackungen, Plastikund Glasflaschen sieht man am häufigsten. „Aber wir haben schon alles Mögliche auf den Äckern gefunden“, erzählt der Altheimer Landwirt Rainer Buck. Darunter sind komplett befüllte Mülltüten, Fernseher, Möbel, Fahrräder und auch schon mal der Auspuff eines Autos. „Das mit dem Müll ist ein Dauerbrenner.“
Über den Magen ins Lebensmittel
Dabei sei es ein Irrtum, dass die Dinge nach dem Deponieren in der nächstgelegenen Wiese einfach weg sind. „Sie sind nur an einem anderen Platz“, betont Glaser. Und Kühe, die auf diesen Wiesen grasen, fressen den Müll – egal, ob aus Plastik oder Metall. Aber auch beim Mähen kann der Müll ins Futter gelangen – und schließlich ins Verdauungssystem der Tiere. „Man hat einfach Angst, dass etwas ins Lebensmittel geht“, sagt Kreisgeschäftsführer Niklas Kreeb. Sprich, dass Fleisch- und Wurstwaren am Ende mit Stoffen aus dem gefressenen Müll belastet sind.
Klaus Burger, Landtagsabgeordneter und Geschäftsstellenleiter des Hauses der Bauern in Sigmaringen, verweist in diesem Zusammenhang auch auf die hohen Qualitätsansprüche der Verbraucher. Es werde von den landwirtschaftlichen Erzeugnissen viel erwartet. Aber wer seinen Müll auf Äckern und Wiesen entsorge, lasse den Landwirt in dieser Hinsicht alleine.
Abgesehen davon schadet der Abfall nicht nur einem selbst, sondern auch den Tieren und den Betrieben. Dass Kühe eingeschläfert werden müssen, weil sie Magen- oder andere gesundheitliche Probleme bekommen, sei mehrmals im Jahr der Fall, erklärt Hubert Hopp. Zwar gebe es Magnete, mit deren Hilfe metallische Gegenstände aus den Kuhmägen entfernt werden können, sagt Doris Härle, Kreisvorsitzende der Landfrauen. Aber das hilft natürlich nicht immer, da ja auch nicht jeder weggeworfene Gegenstand aus Metall ist.
„Wer ist haftbar?“
Zu guter Letzt sind es die Maschinen der Landwirte, die beim „Ritt“über den Abfall kaputt gehen. „So ein Auspuff geht durch den Mähdrescher und macht einen Granatenschlag“, weiß Hubert Hopp zu berichten. „Wer ist da haftbar?“, fragt er. Dabei braucht es nicht mal einen Auspuff, Bruchstücke von Glasflaschen reichen auch aus. „Wenn man da mit dem Schlepper reinfährt, ist auch der größte Reifen dahin“, sagt Kreisobmann Glaser.
Hinzu kommt, dass die Sensoren der Häcksler inzwischen so sensibel sind, dass sie sogar auf Bierdeckel ansprechen und dann die Arbeit unterbrechen. Für den Landwirt heißt das: ein Stück zurücksetzen, aussteigen, nach dem Gegenstand suchen, entsorgen. Dann kann es weitergehen. Sicherlich, das Müllproblem ist mitunter auch der Verpackungswut der Industrie geschuldet. Doch da sieht Heinz Scheffold, stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbands, jeden einzelnen in der Pflicht, den Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. „Das ist eine Charaktersache.“ Die Organisation Information.Medien.Agrar hat ein
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