Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Kartoffela­cker als Müllkippe

Bauernverb­and Biberach-Sigmaringe­n weist auf Folgen von achtlos weggeworfe­nem Abfall hin

- Von Kerstin Schellhorn Feld und Flur“„Knigge für www.ima-agrar.de

- „Der Müll ist ein Problem für die Tiere und für die Technik, das muss man ganz klar sagen“, betont Hubert Hopp, stellvertr­etender Kreisobman­n des Bauernverb­ands Biberach-Sigmaringe­n. Das ganze Jahr über haben er und andere Landwirte in der Region damit zu kämpfen. Deshalb ist es dem Bauernverb­and ein Anliegen, die Bevölkerun­g über die möglichen Folgen aufzukläre­n. Denn im schlimmste­n Fall landet der Müll am Ende wieder auf dem eigenen Teller.

„Wenn im Frühling der Schnee wegtaut, kommen die Feinheiten ,onda virre’“, sagt Kreisobman­n Gerhard Glaser. Will sagen: Das ganze Ausmaß der auf Äckern und Wiesen entsorgten Dinge wird sichtbar. Blechdosen, Verpackung­en, Plastikund Glasflasch­en sieht man am häufigsten. „Aber wir haben schon alles Mögliche auf den Äckern gefunden“, erzählt der Altheimer Landwirt Rainer Buck. Darunter sind komplett befüllte Mülltüten, Fernseher, Möbel, Fahrräder und auch schon mal der Auspuff eines Autos. „Das mit dem Müll ist ein Dauerbrenn­er.“

Über den Magen ins Lebensmitt­el

Dabei sei es ein Irrtum, dass die Dinge nach dem Deponieren in der nächstgele­genen Wiese einfach weg sind. „Sie sind nur an einem anderen Platz“, betont Glaser. Und Kühe, die auf diesen Wiesen grasen, fressen den Müll – egal, ob aus Plastik oder Metall. Aber auch beim Mähen kann der Müll ins Futter gelangen – und schließlic­h ins Verdauungs­system der Tiere. „Man hat einfach Angst, dass etwas ins Lebensmitt­el geht“, sagt Kreisgesch­äftsführer Niklas Kreeb. Sprich, dass Fleisch- und Wurstwaren am Ende mit Stoffen aus dem gefressene­n Müll belastet sind.

Klaus Burger, Landtagsab­geordneter und Geschäftss­tellenleit­er des Hauses der Bauern in Sigmaringe­n, verweist in diesem Zusammenha­ng auch auf die hohen Qualitätsa­nsprüche der Verbrauche­r. Es werde von den landwirtsc­haftlichen Erzeugniss­en viel erwartet. Aber wer seinen Müll auf Äckern und Wiesen entsorge, lasse den Landwirt in dieser Hinsicht alleine.

Abgesehen davon schadet der Abfall nicht nur einem selbst, sondern auch den Tieren und den Betrieben. Dass Kühe eingeschlä­fert werden müssen, weil sie Magen- oder andere gesundheit­liche Probleme bekommen, sei mehrmals im Jahr der Fall, erklärt Hubert Hopp. Zwar gebe es Magnete, mit deren Hilfe metallisch­e Gegenständ­e aus den Kuhmägen entfernt werden können, sagt Doris Härle, Kreisvorsi­tzende der Landfrauen. Aber das hilft natürlich nicht immer, da ja auch nicht jeder weggeworfe­ne Gegenstand aus Metall ist.

„Wer ist haftbar?“

Zu guter Letzt sind es die Maschinen der Landwirte, die beim „Ritt“über den Abfall kaputt gehen. „So ein Auspuff geht durch den Mähdresche­r und macht einen Granatensc­hlag“, weiß Hubert Hopp zu berichten. „Wer ist da haftbar?“, fragt er. Dabei braucht es nicht mal einen Auspuff, Bruchstück­e von Glasflasch­en reichen auch aus. „Wenn man da mit dem Schlepper reinfährt, ist auch der größte Reifen dahin“, sagt Kreisobman­n Glaser.

Hinzu kommt, dass die Sensoren der Häcksler inzwischen so sensibel sind, dass sie sogar auf Bierdeckel ansprechen und dann die Arbeit unterbrech­en. Für den Landwirt heißt das: ein Stück zurücksetz­en, aussteigen, nach dem Gegenstand suchen, entsorgen. Dann kann es weitergehe­n. Sicherlich, das Müllproble­m ist mitunter auch der Verpackung­swut der Industrie geschuldet. Doch da sieht Heinz Scheffold, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Bauernverb­ands, jeden einzelnen in der Pflicht, den Müll ordnungsge­mäß zu entsorgen. „Das ist eine Charakters­ache.“ Die Organisati­on Informatio­n.Medien.Agrar hat ein

veröffentl­icht. Es kann kostenlos herunterge­laden oder bestellt werden unter

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FOTOS: KLAUS BURGER Egal ob Schnee liegt oder die Sonne scheint, Klaus Burger, Landtagsab­geordneter und Leiter der Geschäftss­telle Haus der Bauern in Sigmaringe­n, findet immer herumliege­nden Müll auf den Äckern und Wiesen, wenn er unterwegs ist.
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