Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Breitbandnetz ist die wichtigste Standortfrage“
Monika Ludy-Wagner spricht über schnelles Internet für den gesamten Landkreis
- Der Kreistag hat bereits Ende 2016 entschieden, vorsorglich rund 25 Millionen Euro für den Ausbau eines flächendeckenden Breitbandnetzes in die Haushaltsplanungen der kommenden Jahre einzustellen. Der Landkreis Biberach will damit das Thema schnelles Internet in allen 45 Städten und Gemeinden und darüber hinaus vorantreiben. Die Planung des sogenannten Backbonenetzes ist bereits in Auftrag gegeben und in den kommenden sieben Monaten fertig. Dann kann der Kreistag die Grundsatzentscheidung zum Ausbau treffen, die entsprechenden Förderanträge stellen und mit dem Ausbau loslegen. Wie das alles funktioniert und wann alle Haushalte über schnelles Internet verfügen? Redakteurin Tanja Bosch hat mit Monika Ludy-Wagner, der Leiterin des Kommunal- und Prüfungsamts, gesprochen.
Frau Ludy-Wagner, warum mischt der Landkreis beim Ausbau des flächendeckenden Breitbandnetzes mit?
Monika Ludy-Wagner: Ziel von Landrat Dr. Schmid und dem Kreistag ist es , den kompletten Landkreis – bis in die Fläche hinein – mit schnellem Internet auszustatten. Keiner soll in Zukunft von der schnellen „Datenautobahn“abgeschnitten sein. Der Breitbandausbau hat momentan oberste Priorität im Landkreis, er ist genauso wichtig wie ein gutes Straßennetz.
Warum?
Digitalisierung ist dabei das Stichwort. Ein ausgebautes Breitbandnetz ist schlichtweg die wichtigste Standortfrage überhaupt. Ohne Internet läuft heute gar nichts mehr, weder bei Privatpersonen geschweige denn in der Wirtschaft, bei Firmen, Schulen oder auch öffentlichen Einrichtungen. Niemand zieht in die Fläche hinaus, wenn es keine Anbindung an die „Datenautobahn“gibt. Es steigert die Attraktivität der Region als Lebensraum und Wirtschaftsstandort ungemein. Deshalb müssen die Planungen für das umfassende Backbonenetz schnell abgeschlossen werden, sodass wir die Förderanträge stellen und mit der Ausschreibung für den Ausbau loslegen können sobald der Kreistag entschieden hat.
Alle sprechen immer von Backbone, was genau bedeutet das?
Backbone heißt übersetzt Rückgrat. Das Backbonenetz soll Sicherheit schaffen, dass am Ende auch flächendeckend und überall schnelles Inter- net verfügbar ist .Es handelt sich um ein überregionales Netz zur Verbindung der Städte und Gemeinden im Landkreis untereinander und über die Kreisgrenzen hinaus. Ab den Übergabepunkten in den Kommunen ist dann der jeweilige Ort für sein Ortsnetz verantwortlich.
Welche Rolle spielen dann die Städte und Gemeinden?
Wir als Kreis würden bis zu den jeweiligen Übergabepunkten ausbauen, und im Ort ist dann die jeweilige Stadt oder Gemeinde zuständig. Manche sind jetzt schon angebunden, manche noch nicht. Da gibt es momentan noch große Unterschiede. Ziel ist es, am Ende des ganzen Prozesses alle auf einem Level zu haben, um gleichwertige Lebensbedingungen zu schaffen.
Wie ist der aktuelle Stand?
Wir haben bereits ein Ingenieurbüro mit den Planungen für das Backbonenetz beauftragt. Die sollen uns bis Ende des Jahres vorliegen und dann entscheidet der Kreistag über den Bau des Glasfasernetzes. Wenn wir dann bauen, startet parallel die Ausschreibung für den späteren Netzbetrieb. Somit kann der Telekommunikationsanbieter, der den Zuschlag erhält, mit dem Betrieb beginnen kann, sobald die Glasfaserkabel verlegt sind. Koordiniert wird das Ganze durch den Breitbandkoordinator Tobias Wäscher im Landratsamt.
Welche Zeitschiene haben Sie im Kopf?
Nach unserer heutigen Vorstellung wollen wir das Netz bis 2020 ausgebaut haben.
Können ab 2020 dann auch wirklich alle Haushalte im Kreis auf schnelles Internet zugreifen?
Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen. Es kommt darauf an, wie schnell die einzelnen Städte und Gemeinden mit ihrem Ausbau ihrer Ortsnetze vorankommen.