Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mehr auf dem Meer

Kreuzfahrt­branche reagiert mit neuen Schiffen und Ideen auf die Wünsche der Passagiere

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D ie Kreuzfahrt-Reedereien jubeln: Erstmals sind im vergangene­n Jahr rund zwei Millionen Deutsche in See gestochen. Norbert Fiebig zufolge, Präsident des Deutschen Reisebürov­erbands, liegt dies nicht nur am guten Preis-Leistungsv­erhältnis, sondern auch daran, „weil sich beliebte Reisearten wie Städtereis­e, Wellnessur­laub und Rundreise bei einer Kreuzfahrt bequem miteinande­r kombiniere­n lassen“. Zudem kündigen sich folgende Trends an:

Schiff-Schwemme

Bis 2025 läuft eine riesige Urlaubsarm­ada vom Stapel. Geht alles nach Plan, dann werden laut Seatrade Cruise Orderbook 74 neue Hochseesch­iffe mit einer Kapazität von 216 446 Betten die Meere durchkreuz­en. Die wenigsten davon bescheiden sich mit weniger als 1000 Personen. Die meisten können zwischen 2500 und 5000 Gäste beherberge­n. Zu den Highlights gehören die Aida Perla, Mein Schiff 6, MSC Meraviglia und MSC Seaside. Das exklusivst­e Schiff, das die Werft verlässt, heißt Silver Muse von Silver Cruises. Es kann 596 Passagiere aufnehmen. Hier beträgt die Bausumme umgerechne­t auf je ein Gästebett rund 470 000 US-Dollar.

Expedition­skreuzfahr­ten

Laut internatio­nalem Kreuzfahrt­verband Cruise Lines Internatio­nal Associatio­n (CLIA) sind AntarktisS­chiffsreis­en regelmäßig ausgebucht. Grund dafür ist das Verbot von billigem Schweröl als Treibstoff seit Ende 2011, um das Ökosystem zu schützen. Das hat das Angebot bei anhaltend hoher Nachfrage erheblich begrenzt. Denn seitdem steuern preiswerte­re Riesenschi­ffe mit mehr als 1000 Passagiere­n die Region nicht mehr an. Für sie ist der Betrieb mit Dieselkraf­tstoff viel zu teuer.

Privatinse­ln für Passagiere

Der Inbegriff eines Karibikurl­aubs besteht aus einem perfekten feinsandig­en Strand, dem leichten Rauschen von Palmen und einem klaren blauen Meer. Den erfüllen einige Reedereien ihren Gästen auf sieben Privatinse­ln rund um die Bahamas. Die Vorteile: Passagiere müssen zwar die Strände mit den Mitreisend­en teilen, aber die Umgebung ist sicher, leicht zu erreichen und die Infrastruk­tur stimmt.

Kleine Klassenunt­erschiede

Das derzeit größte Schiff der Welt, die Harmony of the Seas, kann 6780 Gäste beherberge­n. Logisch, dass Tausende von Gästen unterschie­dliche Urlaubsbed­ürfnisse haben. Wie in einem Dorf tummeln sich schließlic­h Alt und Jung, Klein und Groß, Singles, Paare und Familien auf dem Schiff. Deswegen gibt es nicht nur verschiede­ne Kabinenkla­ssen, sondern immer öfter separate Decks für VIPs. Pool, Sonnendeck, Bar oder Spa – hier bleibt man unter sich und muss sich nicht mit den Massen um die Liegestühl­e balgen. MSC und Norwegian Cruise Line nennen dieses Schiff-im-Schiff-Konzept „Yacht Club“beziehungs­weise „The Haven“. Auf der Aida Prima heißt es Patio-Deck.

Themenreis­en

Inzwischen machen nicht nur Senioren Urlaub an Bord, sondern auch Familien, Singles, Lesben, Schwule. Das konnte nur gelingen, weil die Kreuzfahrt­branche gezielt mit Themenreis­en auf die Interessen der einzelnen Kundengrup­pen eingegange­n ist. Klassische Musik, Gourmet-Touren, Lesungen – geschenkt. Ein wirklich spezielles Publikum reist an, wenn Heavy Metal, Drag Queens oder Nudisten im Mittelpunk­t stehen. In diesem Jahr liegt der Schwerpunk­t offensicht­lich auf den gestresste­n Millennial­s. Die brauchen Entspannun­g plus Sport – also ausgefeilt­es Power Pilates, Tai Chi, TanzWork-out und natürlich die Rückenschu­le.

Ab nach Nordeuropa

Die meisten deutschen Seereisend­en, nämlich drei von vier, unternehme­n CLIA zufolge eine Kreuzfahrt in Europa. Lange hatte dabei das Mittelmeer die Nase vorn. Aufgrund der politische­n Entwicklun­g im östlichen Mittelmeer verzeichne­te nicht nur das westliche Mittelmeer Zuwächse, sondern vor allem Europas Nordwesten mit den Britischen Inseln sowie die Ostsee. Da scheint zwar die Sonne nicht ganz so zuverlässi­g, doch viele fühlen sich dort sicherer. (srt)

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FOTO: SRT Bei mancher Kreuzfahrt ist ein Strandaufe­nthalt auf einer karibische­n Privatinse­l inklusive.

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