Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Viel Prominenz im Zwiefalter „Bierhimmel“
Zwiefalter Klosterbräu eröffnet Schaubrauerei, Hofladen und Biergarten und erhält dafür großes Lob
- In den „Bierhimmel“lädt das Zwiefalter Klosterbräu seit Sonntag in der Münstergemeinde ein. Hochkarätig waren die Gäste, die zusammen mit Peter Baader und seiner Frau Anja sowie seinen Eltern Annelies und Rolf Baader die neue Erlebniswelt rund ums Bier, verbunden mit regionalen Produkten und Gastronomie, eröffneten. Im kühlen Freien schenkte Peter Baader Einblick in das jetzt vollendete Projekt: Schaubrauerei, Hofladen und Biergarten, um ein neues Qualitätsbewusstsein für das traditionsreiche Braugetränk Bier zu schaffen. Denn, so Baader, das Bierbrauen sei nicht nur ein altes Handwerk, es sei eine Kunst. Im ausschließlich von heimischen Handwerkern geschaffenen „Bierhimmel“könne man nun miterleben, „wie wir seit 1521 aus lokalen Rohstoffen handwerkliche Bierspezialitäten brauen“.
Der Name ist Programm, er mache deutlich, dass hier klösterliche Wurzeln mit der heutigen Brauerei in Verbindung gebracht werden könne. Mit Erzeugnissen von Höfen und Direktvermarktern der Schwäbischen Alb werde ein Einkaufserlebnis fernab von Massenproduktion geboten. „Wir bauen weiter auf die vermachten Werte wie Fairness, Toleranz, Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft auf “, versprach Baader.
Als „perfekten Ort“für die lange gereifte und gut durchdachte Idee habe man die alte Klosterapotheke auserkoren. „Es musste etwas sein, das Geschichte atmet und von jeher mit der Brauerei verbunden war“, verriet er. Schließlich war der Erbauer Max Goetz 1862 doch der erste weltliche Braumeister in Zwiefalten gewesen. 13 Jahre später wurde sein Wohnhaus zur Apotheke umgebaut und blieb dies bis 2013.
Die alte Apotheke samt dem angrenzenden Fachwerkhaus zu sanieren und einer sinnvollen Nutzung zukommen zu lassen und dabei den Charakter des Komplexes nach den Auflagen sämtlicher Behörden zu erhalten, habe für die Familie eine große Herausforderung dargestellt und zu mancher Zerreißprobe für sie, die Handwerker und Architekten geführt. Doch man ließ sich nicht entmutigen und sieht sich jetzt am Ziel, mit dem „Bierhimmel“einen neuen zentralen Treffpunkt im Herzen Zwiefaltens zu bieten – mit Bierprobe, Brauereibesichtigungen für Gruppen und für Kurzentschlossene samstags um 14 Uhr, mit Bierseminaren und Braukursen. Der „Bierhimmel“bereichere die Region, diene der Standortsicherung der Brauerei und dem Mehrwert der Marke Zwiefalter Klosterbräu, so Baader. Der Hofladen unterstütze das Konzept, der Biergarten runde es ab. Er fasst 180 Gäste und ist meiner E-Bike-Station ausgestattet. Neben ihm wird noch ein Kinderspielplatz eingerichtet.
Ehrfurcht und Respekt zollte Peter Baader seinen Eltern und seinem Onkel Albert Baader für das Vertrauen, das er und seine Frau Anja erhalten haben. Er drückte den Dank in zwei Straßenschildern aus: Künftig gibt es den Rolf-Baader-Platz und das Albert-Baader-Gässle. Auch den Mitarbeitern zollte er Lob und stellte Petra und Wolfgang Huber als PächterEhepaar vor.
Klug terminiert sei die Eröffnung am Tag des Reinheitsgebots, sagte Staatssekretärin Friedlinde GurrHirsch, die Grüße von Landwirtschaftsminister Peter Hauk überbrachte. Sie beglückwünschte die ganze Familie Baader, welche die Brauerei bereits in der sechsten Generation führe, zu dem Projekt. Mit viel Liebe und Leidenschaft sei der „Bierhimmel“entstanden, der vom Land über das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum mit einem „respektablen Betrag“gefördert worden sei. Zwiefalten sei um eine große Attraktion reicher geworden, betonte Gurr-Hirsch und zeigte sich davon überzeugt, dass der „Bierhimmel“Strahlkraft nach außen besitze, denn die Menschen interessiere, wie man Produkte herstelle. Eine Steigerung der Attraktivität erkannte sie auch für das Biosphärengebiet.
Auch Landrat Thomas Reumann schlug in diese Kerbe und nannte den „Bierhimmel“ein „dickes Ausrufezeichen“im Biosphärengebiet. Er brachte das Projekt mit den Themen Heimat, Regionalität und Nähe in Zusammenhang, die Übernahme von Verantwortung für nachkommende Generationen und damit Nachhaltigkeit. Der „Bierhimmel“werde zur Pilgerstätte für Bierfans, zeigte er sich überzeugt.
Ein „himmlisches Getränk“
Bürgermeister Matthias Henne sah in dem Umbau der Klosterapotheke zum „Bierhimmel“ein klares Bekenntnis der Brauerei zum Standort und zeigte sich dankbar für das Engagement der Familie Baader. Zwiefalter Klosterbräu sei – auch mit seinen Aktivitäten wie Bierfest und Festspielen – eine wichtige Institution in der Gemeinde und darüber hinaus.
„Bier ist ein himmlisches Getränk“, schuf Geschäftsführer Roland Demleitner vom Verband privater Bierbrauereien die Verbindung zwischen Produkt und Namen der Erlebniswelt. Der Verbraucher bevorzuge wieder charaktervolle Biere, ließ er wissen. Eine Aufbruchstimmung, die durch mittelständische Betriebe geprägt sei, von denen es 195 in Baden Württemberg gebe. Verbandspräsident Wilhelm Werner tat einen tiefen Blick in die Geschichte des Bierbrauens bis 5000 Jahre vor Christus, bevor er die Familie Baader zum „Prunkstück“beglückwünschte und ihnen bescheinigte, Kultur und Brauchtum lebendig zu erhalten. Der Verband sei stolz, ein solches Mitglied in seinen Reihen zu wissen.