Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Halligalli auf dem Campingpla­tz

Besucher des Festivals ohne Bands in Hailtingen lassen sich durch Regengüsse nicht vom Feiern abhalten

- Von Kerstin Schellhorn

Besucher des Festivals ohne Bands lassen Feiern nicht vom Regen vermiesen.

- Auf den ersten Blick ist das Festivalge­lände des Festivals ohne Bands, das am Donnerstag in Hailtingen begonnen hat, ein ganz normales: Essens- und Getränkest­ände, Absperrung­en, Dixiklos und ein mit vielen bunten Zelten gefüllter Campingpla­tz. Nur mit der Bühne ist etwas anders als sonst: Zwar geht laute Musik von ihr aus und sie ist mit blinkenden Lichtern dekoriert. Aber sie ist verlassen – und bleibt es auch.

„Imagine Stage“ist auf einem Banner über der Bühne zu lesen – Bühne der Vorstellun­gskraft. Wer also doch eine Band auftreten sehen will, muss seine Fantasie benutzen. Tatsächlic­h hatte der Radiosende­r Das Ding am Donnerstag­abend eine Band mitgebrach­t – Qunstwerk aus Ulm. Auf die Bühne schafften sie es zwar nicht, dafür aber auf den Campingpla­tz. Und der ist auch offiziell fürs Musikmache­n freigegebe­n.

Überhaupt scheint der Campingpla­tz das Zentrum des Festivals zu sein. Dort feiern die Besucher und ziehen die verrückten Aktionen durch, die sie sich überlegt haben. Joschi Vogel aus Binzwangen etwa hat am Freitagmor­gen vom Bauernhof seiner Familie ein frisch geschlacht­etes Ferkel abgeholt und grillt es nun am Spieß im Kreise seiner Freunde. Sechs bis acht Stunden wird es dauern, bis das Fleisch gar ist.

Vom Ferkel zu „Ferkel“

Keine zehn Meter weiter hat Roman Bloching aus Ehingen sein Zelt aufgeschla­gen. Als „D’r Graf vom Bussa“ist er als DJ unterwegs. Aber er betreibt auch einen Handel für Skateboard-Bedarf, der sich „Ferkel“nennt. Klar, dass die dazugehöri­gen Aufkleber irgendwie ihren Weg zu der Binzwanger Gruppe mit dem echten Ferkel finden. So läuft das bekannterm­aßen auf Festivals: Man lernt sich über verrückte und lustige Zufälle kennen und hat die restliche Zeit über Spaß miteinande­r.

Von insgesamt 2000 Besuchern sind am Donnerstag bereits rund 1400 angereist. Das freut Veranstalt­er David Lüke aus Hailtingen sehr, auch wenn ihm der Stress der vergangene­n Tage anzusehen ist. „Wir hatten nur mit etwa 800 Besuchern gerechnet“, sagt er. Der erste Gast, der mit seinem Auto am Einlass zum Campingpla­tz ankam und ein Festival-Bändchen erhielt, kam aus dem Norden Deutschlan­ds. „Das war der schönste Moment“, schwärmt Lüke. „Es ist wirklich jemand gekommen!“Wie gesagt, bis zum Abend wurden es dann noch rund 1400 Besucher.

Am Freitagmit­tag gegen 13 Uhr ergießen sich dann die ersten Regentropf­en auf das Festivalge­lände. Nach eineinhalb Stunden wird per Lautsprech­erdurchsag­e vor möglichen Wetterkapr­iolen gewarnt: „Starkregen, Hagel, Unwetter – sichert Eure Zelte!“Doch es dauert nicht lange und die Sonne scheint wieder.

Trotz aller Sicherheit­smaßnahmen mussten bisher jedoch – Stand Freitagnac­hmittag – vier Personen ins Krankenhau­s eingeliefe­rt werden. Die betreffend­en Besucher waren gestürzt oder hatten Drogen konsumiert. Außerdem mussten Lüke und sein Team zwei Besuchern das Festivalbä­ndchen abnehmen und sie des Geländes verweisen. Der eine hatte ein Auto beschädigt, der andere eine Bierbank gestohlen. „Wir als Veranstalt­er wollen den Besuchern viele Freiheiten gewähren“, sagt Lüke, aber er betont: „Es gibt auch Grenzen.“

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FOTO: KERSTIN SCHELLHORN
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FOTO: KERSTIN SCHELLHORN Auf dem Campingpla­tz hat sich an den ersten zwei Tagen des Festivals am meisten abgespielt. Manche Besucher schreckten auch nicht davor zurück, auf dem Dach ihres Bauwagens zu feiern.

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