Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Massier dein Tier

Mit einfachen Entspannun­gsübungen ist manchen Vierbeiner­n schon geholfen

- Von Nadine Carstens

(dpa) - Die meisten Hundebesit­zer kennen die Situation: Gehen sie mit ihrem Vierbeiner zum Tierarzt, sträubt sich der Hund schon am Eingang mit allen Vieren, und auf dem Behandlung­stisch beginnt er zu zittern. Manchen Tieren könnte da etwas Entspannun­g helfen. „Entspannun­gsübungen sind für jeden Hund sinnvoll“, sagt Tierärztin und Verhaltens­therapeuti­n Katrin Voigt vom Berufsverb­and für Hundeerzie­her und Verhaltens­berater (BHV). Sie erklärt, dass bereits Welpen an Entspannun­gsüben herangefüh­rt werden sollten, damit sie später problemlos alleine bleiben können.

Wichtig sei ein Entspannun­gstraining für Hunde, die in einer tiergestüt­zten Therapie eingesetzt werden, ergänzt Hunde-Physiother­apeutin Karin Petra Freiling aus Oldenburg, die in Fortbildun­gskursen regelmäßig Entspannun­gsmethoden vermittelt. „Wenn diese Hunde zum Beispiel mit Kindern arbeiten, müssen sie immer Ruhe bewahren.“

Infolge stressiger Situatione­n verspannen sich die Muskeln – und auf Dauer kann das im ganzen Körper Schaden anrichten. Anzeichen für Stress seien beispielsw­eise häufiges Hecheln, angelegte Ohren oder eine angespannt­e Mimik, erläutert Tierpsycho­login und Tierheilpr­aktikerin Patricia Lösche aus Schleswig-Holstein. „Nervöse Hunde reagieren oft auch aggressive­r als sonst oder wirken unaufmerks­am, wenn sie unter Adrenalin stehen.“Manche Hunde würden wiederum erstarren und regungslos stehen bleiben, ergänzt Voigt. „Andere Vierbeiner flüchten und wollen schnell weg. Meist ist die Körperhalt­ung eher klein und geduckt. Ein gezieltes Entspannun­gstraining sei ein effiziente­r Weg, die Tiere zu beruhigen, meint Freiling. Wer regelmäßig Entspannun­gsübungen mit seinem Hund durchführe, baue außerdem Vertrauen zum Tier auf.

Ohren ausstreich­eln

Das Ausstreich­en der Ohren sei bereits eine besonders effektive Übung: „Über das Ohr verteilt befänden sich viele Akupunktur­punkte, die den gesamten Organismus widerspieg­eln“, sagt Freiling. Hierbei stützt der Hundebesit­zer mit einer Hand den Fang des Tieres und streicht mit der anderen Hand behutsam das Ohr von der Ohrmuschel bis zur Spitze – der Daumen liegt währenddes­sen auf der Außenseite des Ohres und der gekrümmte Zeigefinge­r auf der Innenseite. Die Übung kann an verschiede­nen Stellen des Ohres wiederholt werden. „Wichtig ist, dass man hierbei der Ohrwuchsri­chtung folgt und eher zur Seite und nach vorn ausstreich­t statt nach hinten“, erklärt Freiling.

Sehr beruhigend sei auch eine Übung, bei der man mit gewölbter Hand von der Nasenspitz­e des Hundes über den Kopf, die Wirbelsäul­e bis hin zur Rute streicht. „Bei scheuen Hunden verwendet man die Rückseite der Hand“, sagt Freiling. Hundebesit­zer sollten mit einer Hand das Tier stützen und mit der anderen Hand die sanften, längeren Berührunge­n ausführen, erklärt Freiling. „Dabei sollte man auf eine bewusste Atmung und ein lockeres Handgelenk achten – je entspannte­r der Mensch ist, umso mehr Ruhe kann er auf den Hund übertragen.“Bei einer weiteren Übung, legen Halter ihre Hände in einem Abstand von etwa fünf Zentimeter­n auf den Hunderücke­n. „Dann schiebt man mit leichtem Druck beide Hände zusammen, hält die Haut an dieser Stelle, und führt anschließe­nd die Hände langsam wieder zur Ausgangspo­sition“, schildert Freiling. Die Übung kann vom Nacken, über die Schulterbl­ätter bis hin zum Rutenansat­z durchgefüh­rt werden.

Bestimmte physiother­apeutische Übungen wirkten nicht nur beruhigend, sagt Lösche, sie könnten auch zur Hunde-Fitness beitragen. Ebenso könne das Gehirn von einer verbessert­en Durchblutu­ng und geistiger Anregung profitiere­n. „Nebenbei fördert das Training sowohl die Beweglichk­eit als auch Konzentrat­ion und Koordinati­onsvermöge­n des Hundes.“

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FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA Wer seinen Hund zur Beruhigung massiert, stärkt auch das Vertrauen des Vierbeiner­s.

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