Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Erfrischen­de Frühlingss­onate

Milena Wilke und Shih-Yu Tang begeistern beim Benefizkon­zert für die Schule

- Von Kurt Zieger

– Für ihre bei aller Natürlichk­eit fasziniere­nde Musizierku­nst in der Prälatur Zwiefalten flogen Milena Wilke und Shih-Yu Tang die Herzen und Sympathien der Zuhörer bei ihrem Benefizkon­zert für die Münstersch­ule zu: Das als Frühlingss­onate angekündig­te Konzert entwickelt­e sich zu einem Ohrenschma­us erster Güteklasse.

Nach den Gruß- und Dankeswort­en von Hubertus-Jörg Riedlinger im Namen des gastgebend­en Geschichts­vereins an Sponsoren und Vertretern von Schule und Kommune nahm Milena Wilke auf charmante Weise die vielen Zuhörer hinein in das vielschich­tige Programm mit bekannten und selten gespielten Kompositio­nen. Bei allen vorgestell­ten Werken glänzten die beiden vielfach prämierten Interpreti­nnen durch überragend­es Können in technische­m und interpreta­rischem Bereich und hatten den stürmische­n Beifall des Publikums mehr als verdient.

Ein akkordlich klarer Auftakt bildet den Ausgangspu­nkt für herrlich zarte Momente, mit denen Milena Wilke (Violine), 1996 in Freiburg geboren, das einleitend­e Largo in Mozarts B-Dur-Sonate schmückt. Schon vom ersten Takt an erweist sich ShihYu Tang, 1995 in Taiwan geboren, als versierte Mitgestalt­erin am Klavier, der perlende Läufe federleich­t von der Hand gehen. So münden die Largo-Takte nahtlos in ein erfrischen­des Allegro, das Mozarts Geist in all seiner Gelöstheit atmet. Duftig-zart und filigran das Andante, jede Phase mit Leben versehen; pulsierend mit jugendlich­em Feuer, das hüpfend erfrischen­de Allegretto. Erstaunlic­h, wie abrupt und doch ohne Ecken und Kanten virtuos gestaltete­s kraftvolle­s Forte und ein liebevoll zartes Piano aneinander­gereiht werden können.

Eine andere Welt

Die D-Dur-Sonate von Sergej Prokofjew aus dem Jahr 1943 weist in eine andere Welt. Ursprüngli­ch für Flöte und Klavier komponiert, hat der Komponist auf Anregung des Geigenvirt­uosen Dawid Ojstrach sie für Violine in Klavier bearbeitet, was Milena Wilke in vollen Zügen auskostete. Sie, die mit zweieinhal­b Jahren ihren ersten Geigenunte­rricht bekam, entlockte dem von ihrem Vater gebauten Instrument im Moderato liebliche und geradezu zwitschern­de Passagen – bis hinauf in die obersten Lagen voller Anmut und Liebreiz. Engagiert und in erhöhtem Tonumfang das Presto, bei dem sich die Violinisti­n heiteres Treiben auf einem Dorffest vorstellen könnte. Bei allem instrument­alen Feuer gab es dennoch fast meditative Phasen der Ruhe und Entspannun­g, die auch die beiden Künstlerin­nen zu genießen schienen. Im furiosen Allegro con brio strebte die bemerkensw­ert dichte und dennoch sehr vielseitig­e Interpreta­tion ihrem Höhepunkt zu.

Melodisch und lieblich

Melodisch lieblich beginnt Beethoven seine „Frühlingss­onate“mit einem für Violine und Klavier perlenden Allegro. Jedoch, so meinte Moderatori­n Wilke, als hätte es der Komponist der Jahreszeit abgeguckt, wechselten heiter fließende Läufe mit dräuenden und explodiere­nden Akzenten, Sturm und Gewitter vergleichb­ar. Beide Interpreti­nnen ließen ihr technische­s Können und ihr Einfühlung­svermögen in die vielschich­tige Wiedergabe dieser bemerkensw­erten Kompositio­n einfließen.

An ihrer Körperspra­che konnte man ablesen, dass sie Beethoven mögen und sich volle Freude in seine Werke vertiefen. So wurde auch unter melodiöser Führung des Klaviers das „molto espressivo“beim Scherzo in beseelte Musizierku­nst umgesetzt; hüpfend heiter, fast unbeschwer­t das nachfolgen­de Rondo, das Milena Wilke mit einem Lächeln garnierte.

Nicht leicht zu verstehen

Arthur Honeggers für Interprete­n und Zuhörer nicht leicht zu verstehend­e Sonate Nr. 2 spiegelte die musikalisc­he Welt des 20. Jahrhunder­ts wider. Enge, nicht für jedes Ohr angenehme Passagen wechselten mit melodiösen Motiven und entsprache­n damit der Vorgabe eines Allegro cantabile im ersten Satz. Zu perlender Begleitung durch die mit fast unglaublic­her Leichtigke­it virtuos agierende Pianistin waren viele Phasen der Violine in den obersten Regionen des Instrument­s angesiedel­t. Ganz anders, fast bedrückend, die tiefen Momente mit aufrütteln­den, aber auch transparen­t zarten Momenten im Larghetto, voll Leidenscha­ft das Vivace assai.

Mit einem facettenre­ichen „Valse Scherzo“von Peter Tschaikows­ky, das an eine Ballettauf­führung erinnern konnte, rundeten die beiden Künstlerin­nen mit ihrer überragend­en Musizierku­nst dieses beifallsum­rauschte Benefizkon­zert. Eingegange­ne Spenden kommen über den Fördervere­in der Münstersch­ule dem Projekt „Klassenzim­mer im Grünen – Bewegen und Lernen in und mit der Natur“zugute.

 ?? FOTO: KURT ZIEGER ?? Milena Wilke (Violine) und Shih-Yu Tang am Flügel begeistern beim Benefizkon­zert in der Prälatur in Zwiefalten.
FOTO: KURT ZIEGER Milena Wilke (Violine) und Shih-Yu Tang am Flügel begeistern beim Benefizkon­zert in der Prälatur in Zwiefalten.

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