Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Union vereint in Harmonie
Merkel zelebriert Schulterschluss mit Seehofer
- Was für ein Terminkalender: Die Kanzlerin wirbt am Montag bei einem Schulbesuch in Berlin für „Lust auf Europa“. Heute zelebriert sie den Schulterschluss mit CSUChef Horst Seehofer in einem Bierzelt in München. Am Donnerstag zunächst eine Diskussion mit Barack Obama vor dem Brandenburger Tor, dann geht es weiter zu Nato- und G7Gipfeln nach Brüssel und Sizilien.
Während SPD-Herausforderer Martin Schulz mühsam am Wahlprogramm arbeitet, glänzt Angela Merkel bei Wohlfühl-Auftritten und als Krisenmanagerin auf dem internationalen Parkett. Läuft bei der Kanzlerin, könnte man sagen. Nach den drei gewonnen Landtagswahlen wirkt die CDU-Chefin wie von einer drückenden Last befreit und nimmt gestärkt den Bundestagswahlkampf in Angriff.
Zentraler Teil der Strategie: Ein Kuschelkurs mit Seehofer. Am Sonntag fand im Kanzleramt der „Versöhnungsgipfel“ statt, „konzentriert und konstruktiv“sei es dabei zugegangen, verlautet aus der CDU-Spitze. „Es ist für den gemeinsamen Wahlerfolg von CSU und CDU wichtig, dass wir Geschlossenheit zeigen“, erklärte Bayerns Innenminister und CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann am Montag der „Schwäbischen Zeitung“. „Wir wollen alles dafür tun, dass es keine rot-grüne oder rot-rot-grüne Regierung in Berlin geben wird.“
Nachdem bei den Landtagswahlen Merkels eher liberale Verbündete Annegret Kramp-Karrenbauer an der Saar und Armin Laschet in NRW triumphierten, die die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin gestützt hatten, hält Seehofer die Füße still. Das Wort Obergrenze soll er beim Treffen der CDU- und CSU-Fraktionschefs in München nicht in den Mund genommen haben.
Show im Bierzelt
Zwar macht Seehofer beim Thema Steuersenkungen Druck, pocht auf „wuchtige“Entlastungen, doch prescht er nicht mit Zahlen vor. Schließlich will der CSU-Chef erreichen, dass das Geld am Ende für die Ausweitung der Mütterrente reicht. Heute werden Merkel und Seehofer im Münchner Bierzelt ihre Zweckallianz zur Schau stellen. Das darf indes über die inhaltlichen Differenzen nicht hinwegtäuschen. Von der Flüchtlingspolitik über den Doppelpass bis zum Volumen der Steuersenkungen – nicht überall ziehen die Schwesterparteien an einem Strang.
Dafür, dass der Streit nicht wieder aufbricht, hat die Kanzlerin gesorgt: Peter Altmaier, ihr enger Vertrauter und Kanzleramtschef, ist der prägende Kopf für das gemeinsame Wahlprogramm von CDU und CSU, das am 3. Juli veröffentlicht wird.