Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schüler erkunden den seltenen Beruf des Müllers

Besuch in der Unlinger Kernmühle – Aktion der Schwäbisch­en Zeitung „Wir lesen“

- Von der Klasse 4a der Donau-Bussen-Schule

- Die Klasse 4a der Donau-Bussen-Schule besuchte Anfang Mai im Rahmen des Projektes „Wir lesen junior“die Unlinger Kernmühle der Familie Kreutzer, um möglichst viel über den selten gewordenen Beruf des Müllers zu erfahren.

Mit vielen Fragen und voller Vorfreude machten sich die Schülerinn­en und Schüler mit ihrer Klassenleh­rerin Renate Ziegler auf den Weg zur Kernmühle in Unlingen. Dort wurden sie vom „Seniormüll­er“Otto Kreutzer begrüßt, der den Schülern zunächst in der 2006 neu erbauten Mühle die Geschichte der Kernmühle erklärte.

Schon als Kind verbrachte Otto Kreutzer viel Zeit beim Großvater und Vater in der Mühle und lernte so viele Arbeitsabl­äufe dieses Berufes kennen. Später machte er seine dreijährig­e Lehre in der Schlossmüh­le in Uttenweile­r und besuchte die Müllerschu­le in Stuttgart.

Früher gab es in Unlingen drei Mühlen, von denen nur noch die Kernmühle in Betrieb ist. Die alte Mühle wurde zirka 1775 an der Kanzach erbaut und vom Urgroßvate­r des jetzigen Müllers Stefan Kreutzer 1903 gekauft. Drei Wasserräde­r betrieben um 1800 die Mühle, seit 1915 ist es eine Turbine. Der Müller holte damals das Getreide in Säcken bei den Unlinger Bauern ab und lieferte auch das Mehl wieder aus.

Typenzahl gibt Vollkornan­teil an

Zunächst wurde das Getreide gewogen und mit verschiede­nen Sieben von Steinen, Sand, Disteln, Stroh und Unkraut befreit. Anschließe­nd kontrollie­rte der Müller den Wasser- und Eiweißgeha­lt des Getreides mit Nase (riechen), Mund (zerbeißen), Augen (Aussehen) und mit der Hand (Feuchtigke­itsgehalt). Hauptsächl­ich wurden Weizen und Roggen gemahlen. War die Qualität des Getreides gut, wurde es zwischen dem feststehen­den Bodenstein und dem dickeren, zirka 500 Kilogramm schweren Läufer gemahlen. Die Schüler durften auch verschiede­ne Getreideso­rten probieren und die gemahlenen Produkte in den bereitgest­ellten Gläsern erraten. Sie erfuhren auch, dass die Typenzahl auf der Weizenmehl­packung den Anteil an Vollkorn angibt. Je größer die Zahl ist, umso höher ist der Vollkornan­teil.

Heute ist der Beruf des Müllers nicht mehr so anstrengen­d und zeitaufwen­dig, weil viele Arbeitsabl­äufe durch die Technik übernommen werden. In der neuen Kernmühle wird nur noch Dinkel gemahlen. Familie Kreutzer betreibt im Gebäude der alten Mühle einen Mühlladen, in dem sie die selbst hergestell­ten Produkte, aber auch von anderen Mühlen zugekaufte­s Mehl verkauft.

Zur Überraschu­ng der Schüler bekamen sie zum Abschluss des Mühlenbesu­chs von Irmgard Kreutzer, die an diesem Tag Backtag hatte, noch ein frisch gebackenes, leckeres Kümmelbrot, bevor es mit vielen neuen Erkenntnis­sen und beantworte­ten Fragen zurück zur Schule ging.

 ?? FOTO: RENATE ZIEGLER ?? Müller Otto Kreutzer (von links) erklärt den Schülern Emilie Selig, Mirja Oberdorfer, Raphael Munding und Cristiana Schuller sein Handwerk.
FOTO: RENATE ZIEGLER Müller Otto Kreutzer (von links) erklärt den Schülern Emilie Selig, Mirja Oberdorfer, Raphael Munding und Cristiana Schuller sein Handwerk.

Newspapers in German

Newspapers from Germany