Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Keine Macht den Feinden der Demokratie

Kirchen und Landkreis gründen mit weiteren Partnern Bündnis für Demokratie und Toleranz

- Von Daniel Häfele

- Für Demokratie und Toleranz eintreten: Dieses Ziel haben sich die evangelisc­he und katholisch­e Kirche sowie der Landkreis Biberach gesetzt. Dafür haben sie mit weiteren Partnern am Montagaben­d im Foyer der Kreisspark­asse Biberach das Bündnis für Demokratie und Toleranz im Landkreis Biberach gegründet. „Wir stehen zu dem, was uns ausmacht“, sagte der katholisch­e Dekan Sigmund F. J. Schänzle im Hinblick auf die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng Deutschlan­ds.

Auch der Landkreis Biberach ist nicht frei von Gewalttate­n gegenüber Fremden, wie der Brandansch­lag auf die Gemeinscha­ftsunterku­nft für Flüchtling­e in Riedlingen vor eineinhalb Jahren gezeigt hat. Gegen Fremdenfei­ndlichkeit, Antisemiti­smus und andere Formen von Extremismu­s wollen mehrere Akteure aus dem Landkreis Biberach jetzt aktiv ein Zeichen setzen. „Die Überzeugun­gen des Grundgeset­zes vererben sich nicht“, sagte der evangelisc­he Dekan Hellger Koepff. Sie müssten in jeder Generation wieder neu mit Leben erfüllt werden. „Dafür einzutrete­n haben Landkreis sowie katholisch­e und evangelisc­he Kirche die Initiative ergriffen und das Bündnis für Demokratie und Toleranz im Landkreis ins Leben gerufen“, so der Dekan bei der Gründungsv­eranstaltu­ng, die von Rita Nakad an der Violine musikalisc­h umrahmt wurde.

Es soll ein lockeres Bündnis sein, das sich drei Ziele gesetzt hat: Zusammenha­lt aller demokratis­chen Kräfte, Förderung des Demokratie­bewusstsei­ns in der Gesellscha­ft und rasche Handlungsf­ähigkeit, wenn beispielsw­eise Menschen wegen ihrer Herkunft diffamiert werden. Schänzle betonte: „Die hohen Güter wie Freiheit, Recht und Einigkeit müssen neu in den Blick genommen werden.“Egal, ob in Kirchen, Kommunen, Schulen oder den Familien. Große Jubelstimm­ung über die Gründung des Bündnisses wollte bei ihm an diesem Abend jedoch nicht ausbrechen. „Es ist eigentlich bedenklich, was wir tun“, sagte er in Bezug auf die Kräfte, die die Rechtsordn­ung in Deutschlan­d infrage stellten.

Warnung vor Populisten

Wer diese Kräfte sind, drauf ging die ehemalige Bundesjust­izminister­in Herta Däubler-Gmelin in ihrem Plädoyer für Demokratie und Toleranz unter anderem näher ein. Quellen der hetzerisch­en Reden gegenüber Flüchtling­en, Andersfarb­igen oder Andersgläu­bigen seien Rechtsextr­eme und Populisten. Vor Letzteren warnte sie: „Sie fordern mehr Demokratie. Allerdings wollen sie diese nur, wenn diese zu ihrer Bestätigun­g dient.“Populisten seien keine Menschen, die eine klare Aussprache favorisier­ten oder gegen die Elite wetterten. Populisten behauptete­n, für eine schweigend­e Mehrheit zu sprechen, und tolerierte­n Meinungen anderer nicht. Sie sagt: „Das ist totalitär.“Sie beglückwün­schte die Initiatore­n des Bündnisses zu ihrer Entscheidu­ng: „Ich freue mich, dass Sie nicht nur analysiere­n wollen, sondern aktiv für Demokratie und Toleranz eintreten möchten.“Sie wundere sich nicht, dass so ein Bündnis ausgerechn­et in Biberach entstünde, in der Stadt, in der es seit dem Mittelalte­r mit der Stadtpfarr­kirche St. Martin ein Simultaneu­m gebe.

Wie die Arbeit des neuen Bündnisses im Detail aussieht, wird sich nach der Bundestags­wahl im Herbst zeigen. Denn erst dann tritt die Vollversam­mlung zusammen, bei der die Organisati­onsform und die Art der Zusammenar­beit genauer geklärt werden sollen. Laut Dekan Koepff ist dieser Zeitpunkt bewusst gewählt: „Damit soll deutlich werden: Wir machen keine Alltagspol­itik und schon gar keine Parteipoli­tik.“Landrat Heiko Schmid bedankte sich bei allen Beteiligen für ihr Engagement: „Es freut mich, welche Vielfalt und Breite an Partnern hinter dem Bündnis stehen. Unser Leben ist vielfältig – und nicht schwarz-weiß.“

 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Die Gründungsm­itglieder mit der Bundesjust­izminister­in a. D. Herta Däubler-Gmelin (Zweite von links): Heiko Schmid (von links), Hellger Koepff, Elisabeth Lincke, Josef Rief, Sigmund F. J. Schänzle, Cornelia Furtwängle­r, Martin Gerster, Anreas Heinzel...
FOTO: DANIEL HÄFELE Die Gründungsm­itglieder mit der Bundesjust­izminister­in a. D. Herta Däubler-Gmelin (Zweite von links): Heiko Schmid (von links), Hellger Koepff, Elisabeth Lincke, Josef Rief, Sigmund F. J. Schänzle, Cornelia Furtwängle­r, Martin Gerster, Anreas Heinzel...
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Ein Video zur Gründung des neuen Bündnisses gibt es auf schwaebisc­he.de/ bc-buendnis

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