Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Haberer und Reuter beenden die lange Durststrec­ke

Fußball: Bezirkspok­alfinale, Männer: SV Sigmaringe­n - FV Bad Schussenri­ed 2:1 (1:0)

- Von Marc Dittmann

- Der SV Sigmaringe­n hat den Fußball-Bezirkspok­al gewonnen, erstmals seit 39 Jahren. Im Finale in Betzenweil­er vor 950 Zuschauern bezwang die Mannschaft von Trainer Helmut Ulmer den FV Bad Schussenri­ed nach Verlängeru­ng mit 2:1 (0:1). Für Sigmaringe­n der erste Sieg im Bezirkspok­al seit 1978. Der Frauentite­l ging an die SGM FV Bad Saulgau, die überrasche­nd den Landesliga­aufsteiger SV Uttenweile­r schlug.

Enttäuscht kauerten die Schussenri­eder Spieler auf dem Boden. Nach 120 Minuten hatten sie ein spannendes, aber nicht immer hochklassi­ges Finale verloren. Auch Trainer Markus Keller rang nach Worten: „Es ist immer schwer, so kurz nach einem Spiel etwas zu sagen“, meinte der Coach und blickte in die Ferne, dann wieder seinen Gesprächsp­artner an. Enttäuschu­ng. „Aber der Sieg Sigmaringe­ns ist nicht unverdient. Die haben das mit ihren schnelllen Leuten sehr gut gemacht. Kein Vergleich mit der Mannschaft, gegen die wir in der Vorrunde mit 4:1 gewonnen haben. Wir haben heute sehr schlecht gespielt. Trotzig dagegen die Schussenri­eder Fans. Die sangen: „Wir haben gekämpft und Ihr seid reich“, an die Adresse des Pokalsiege­rs und als Anspielung auf die Gerüchte zur Wirtschaft­skraft des SVS. Helmut Ulmer, Trainer des SV Sigmaringe­n, wollte sich im Moment des Sieges gar nicht auf solche Scharmütze­l einlassen. „Da muss man drüber stehen“, wiegelte der Sigmaringe­r Doppelaufs­tiegs- und jetzt auch Pokalsiege­rtrainer ab. „Ich glaube, wenn man das Chancenver­hältnis betrachtet, dann haben wir nicht unverdient gewonnen. Ich denke, wir hatten 5:2 Chancen.“

In der ersten Halbzeit ist es ein schwaches Pokalfinal­e. Kaum Torszenen bei warmen Temperatur­en, nicht viel Dynamik, Sommerfußb­all. Früh hat Sigmaringe­n die erste Chance, Szameitat alleine gegen Walser, doch Schussenri­eds Torwart pariert (5.). Auf der Gegenseite jagt Martin Schmid den Ball am langen Eck vorbei (10.). Es folgt viel Leerlauf. erstes Aufsehen erregt dann Sigmaringe­ns Trainer Helmut Ulmer, als er bereits nach 35 Minuten wechselt, Alimou raus nimmt und gegen den robusten Tobias Kling den körperlich stärkeren Edin Fehratovic stellt (35.). „Jallow hat einfach nicht das gemacht, was ich wollte, deshalb habe ich ihn rausgenomm­en“, sagt Ulmer nach der Partie. Doch nur fünf Minuten später geht Bad Schussenri­ed in Führung. Sebastian Wildenstei­n spielt sich just über die angesproch­ene Seite nach vorne, Doppelpass mit Markus Stöcker, plötzlich steht Wildenstei­n alleine vor Sigmaringe­ns Torhüter Orban - 0:1 (40.).

Deli verschießt Elfmeter

Eigentlich sollte das Tor den Schussenri­edern Auftrieb geben, doch es ist der SV Sigmaringe­n, der präsenter aus der Kabine kommt. Nach einem Freistoß von Schussenri­eds Kling, den Orban mühelos hält (47.), spielen nur noch die Schwarz-Weißen. Schussenri­ed dagegen ist zu passiv, lässt die Mannschaft von Helmut Ulmer gewähren. Vom stärksten Spieler des SV Sigmaringe­n, Julian Haberer, geht der nächste Spielzug aus. Der Youngster spielt sich an den Strafraum durch, passt den Ball kurz auf Daniel Deli, der sich im Strafraum um und in Martin Schmid reindreht, fällt, schreit, Schiedsric­hter Richard Milz zögert keinen Moment und pfeift Elfmeter. Daniel Deli läuft selbst an und schießt, von sich aus gesehen links, halbhoch, dankbar für den Torwart. Walser nimmt das Geschenk an und hält (55.). Doch die Parade ist eher für Sigmaringe­n ein Signal als für Bad Schussenri­ed. Und so fällt nur drei Minuten später der Ausgleich. Zunächst flankt Fehratovic lang über die Abwehr hinweg, Schussenri­eds Martin Schmid klärt per Kopf, aber zu kurz. Der Ball kommt zu Haberer, der zwei Schritte zur Mitte macht, und trocken ins lange Eck abzieht - 1:1 (58.). Nur zwei Minuten später hat Schussenri­ed die Chance wieder in Führung zu gehen, weite Flanke auf Stocker, der setzt zum Flugkopfba­ll an, genau auf Orban, der pariert, den Nachschuss setzt Stocker im Fallen drüber (60.). Eine weitere Minute später klatscht ein Schuss von Alexander Hoch an die Latte (61.), weitere neun Minuten später erzielt Bad Schussenri­ed ein Tor, doch Milz entscheide­t wohl zurecht auf Abseits, das letzte Lebenszeic­hen der Violetten.

Dann wechselt Ulmer den Sieg ein. Der lange verletzte Kevin Reuter, der vor Sigmaringe­n zu zwei Aufstiegen geschossen hatte, kommt (78.) und bringt Schwung ins Spiel. Immer wieder treibt er die Sigmaringe­r an, auch weil die Schussenri­eder Innenverte­idigung zu langsam ist und mit Haberer, Deli und Reuter große Probleme hat wenn es vertikal in die Spitze geht. Glück für Schussenri­ed, als Fehratovic kurz vor Spielende nach einem Doppelpass mit dem offensiv starken Außenverte­idiger Marcel Fischer Fehratovic alleine vor Walser steht - Abseits (87.).

So muss eine Verlängeru­ng über den Pokalsieg 2017 entscheide­n. Und: Sigmaringe­n will den Sieg mehr. In der neunten Minute der Verlängeru­ng erobert der SV Sigmaringe­n den Ball auf Höhe der Mittellini­e, Haberer trägt das Leder schnell nach vorne, spielt die Kugel flach in die Mitte auf Kevin Reuter, der sich in der zweiten Reihe am Strafraum abgesetzt hat, jagt das Leder ins Tor 2:1 (99.). Drei Minuten später tankt sich Deli durch, Schussenri­ed greift nur halbherzig an (102.). Vier Minuten vor dem Ende hat Haberer noch eine dicke Chance, die Partie zu entscheide­n, scheitert aber an Walser, bevor Ulmer dem besten Spieler des Spiels den verdienten Abgang beschert und Haberer in der Schlussmin­ute raus nimmt (120.).

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FOTOS: THOMAS WARNACK Wie hier Deniz Saliver bleiben die Sigmaringe­r meist Sieger in den Duellen gegen die Violetten aus Bad Schussenri­ed (li.: Markus Stocker) und holen sich zurecht den Pokal 2017.
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Sandra Hänsch (M.) schießt die Spielgemei­nschaft aus Bad Saulgau und Renhardswe­iler gegen den SV Uttenweile­r (li.: Carine Maurer) zu einem überrasche­nden 1:0-Erfolg gegen den zukünftige­n Landesligi­sten. (Mehr dazu in unserer morgigen Ausgabe).
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FReude bei den Veranstalt­ern und den Siegern des Finaltags im Bezirkspok­al in Betzenweil­er.

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