Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schäufele schäufeled sich durch die schwäbische Welt
Hobbyarchäologe erklärt in dreieinhalb Minuten 40 000 Jahre Menschheitsgeschichte
- Auf Einladung der Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben, die auf unterschiedliche Weise die kulturelle Vielfalt unterstützt, hat am Montag die Theater-Gruppe Linderhof aus Burladingen-Melchingen auf der Bachritterburg Kanzach gastiert. Zu sehen gab es das Archäo-TheaterStück „Schäufeles Schwäbische Welt“mit Bernhard Hurm.
Es ist ein weiter Spannungsbogen, das den Hobbyarchäologen Werner Schäufele mit seinem Schäufele von der ewigen Ruhe der Urgeschichte über Geologie, der menschlichen Evolution vom Neandertaler über der Kunst bis hin zum modernen Homo sapiens führt. Dabei stellt er fest, dass „seit der Mensch das Rad erfunden hatte, nun die ganze Menschheit durchdreht.“Nur so erklärt sich dem beim Landesdenkmalschutz ehrenamtlich beschäftigten Schwaben, weshalb er im Auftrag von reichen Investoren in dreieinhalb Minuten 40 000 Jahre Menschheitsgeschichte erklären soll. „Länger hört sowieso koiner zua“, sagt man ihm.
Eigentlich hätte er im geplanten Archäopark die Geschichte der Menschheit und der Kunst als Wiege der Kultur präsentieren sollen. Doch nun schicken sich diese windigen Investoren an, Pläne für einen „Swabian Jurassic Park“voranzutreiben, in dem sie mit „Mammutburger“und „Steinzeitzapfen-Bier“das schnelle und große Geld sehen. Gerade dort, wo am Vogelherd, dem Geißenklösterle oder dem Hohle Fels faszinierende Kunst aus Elfenbein, wie der Löwenmensch, die Venus vom Hohlefels und sogar eine kleine Flöte gefunden wurde. Doch da haben sie die Rechnung ohne den gemächlichen Schwaben Schäufele gemacht, der „vor lauter Schöpfung scho erschöpft ist“.
Außerdem ist er sich sicher, dass sich der Neandertaler als „Depp der Evolution“nicht als Werbeträger eignet: „Mit dem auf em Etikettle verkaufscht koi oizigs Viertele Trollinger“. Mit Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte, dem darüber erzürnten Zeus und der Büchse der Pandora, die der Menschheit Arbeit, Krankheit und Tod brachte, wagt der philosophierende Hobbyarchäologe sogar einen „Schlenker“in die griechische Mythologie, um den „Bruder Feuer“zu ehren, der zugleich Waffe und Schutz ist.
Knitze Kommentare
So begibt sich der Hobbyarchäologe wie seine Vorfahren aus der Steinzeit auf Spurensuche, streift mit knitzen Kommentaren viele Bereiche des menschlichen Lebens und Zusammenlebens und zeigt auf, wie verschieden die Kommunikation bei Männern und Frauen doch ist: „Dr Ma kommuniziert mit möglichst wenigen Worten, wobei dem ,Awa!’ vielfältige Bedeutung zukommt.“
Mit viel Hintergrundswissen, witzigen und frechen Kommentaren sowie schwäbischen Erfindungsreichtum führt Bernhard Hurm mit dem Musiker Max Rimba am Marimbafon durch dieses Ein-Mann-Stück; im übrigen das erste Mal als Freilichtaufführung, wobei die mittelalterliche Kulisse der Bachritterburg einen hervorragenden Rahmen ergab.
Im Anschluss ans Theater gab es auf Einladung der Leader-Aktionsgruppe für die Mitglieder des „Regionalentwicklungsvereins Donau-(T) Raum-Oberschwaben“, die an diesem Tag ihre Hauptversammlung abhielten sowie für interessierte Gäste „Zeit für starke Gespräche bei stärkender Suppe“; ein durchaus charmanter Abschluss für einen Tag, an dem Kunst und Kultur im Fokus standen.