Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Geringere Milchproduktion lässt Preise steigen
Industrie und Bauernverband weisen Kartellamtskritik zurück
- Den Milchbauern geht es nach dem Krisenjahr 2016 wieder besser. Die Preise für den Liter Rohmilch haben sich von 20 Cent wieder auf einen Betrag zwischen 30 und 35 Cent erholt. „Sicherlich haben wir das tiefste Tal durchschritten“, sagt der Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Karsten Schmal. Doch auch dieser Erlös sei noch nicht ausreichend, um genügend Gewinne für künftige Investitionen zu erzielen.
Nach Einschätzung des Milchindustrieverbands, in dem die Molkereien organisiert sind, ist eine Prognose für den weiteren Jahresverlauf schwierig. Die Entwicklung der Preise hänge von der angelieferten Milchmenge ab, erläuterte Industrieverbandschef Peter Stahl. Zuletzt waren die Mengen rückläufig, so dass die Erlöse der Bauern wieder stiegen. Butter ist Stahls Angaben zufolge wieder gefragt, fettarme Produkte verlieren Marktanteile.
Ein großes Problem der Milchwirtschaft ist weiterhin die Einkaufsmacht der Handelskonzerne. Die bisherigen Billigstrategien stehen im deutlichen Widerspruch zu den regelmäßigen Bekenntnissen zu Nachhaltigkeit und Regionalität. „Ich kann nur mit Regionalität werben, wenn ich den Bauern vor Ort auch leben lasse“, stellt Schmal fest. In der vergangenen Woche hatte eine Ver- öffentlichung des Bundeskartellamts für Unruhe in der Branche gesorgt. Die Wettbewerbshüter monieren die langen Lieferverträge zwischen Molkereien und Bauern sowie die erst nach der Lieferung festgesetzten Preise für die Milch.
Beide Verbände weisen diese Kritik der Behörde zurück. Höhere Preise für die Landwirte seien bei einer Auflösung der vorhandenen Strukturen nicht realistisch, sagte Stahl. Denn die Molkereien befänden sich im Wettbewerb zu europäischen Großunternehmen.