Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Zwei Stunden Vollgas“
„Unantastbar“-Schlagzeuger Florian Wieser über Fans, Gradlinigkeit und Johnny Cash
(uno) - Bei der Rocknacht des WaldstadionOpen-Airs in Neufra am Freitag, 7. Juli, ist die Südtiroler Punkrock-Band „Unantastbar“zu Gast. Wir haben mit Schlagzeuger Florian „Schkal” Wieser über Vorbilder, die Bandgründung und was sie mit den Kastelruther Spatzen verbindet, gesprochen.
Hallo Herr Schkal, am Freitag sind Sie mit „Unantastbar“in Neufra. Wieso eigentlich „Unantastbar“– wollen Sie denn bei Fans unantastbar sein?
Bei den Fans mit Sicherheit nicht. Wir sind eine bodenständige Band. Wir haben es gerne, wenn wir mit unseren Fans etwas feiern.
Warum dann dieser Name?
Das weiß von uns keiner mehr so genau, woher der kommt. Das hat sich irgendwie entwickelt. „Unantastbar“soll halt ausdrücken, dass wir uns auch über unsere Inhalte definieren: Was wir singen, was wir darstellen hebt sich ab von anderen.
Sind Sie total eigenständig oder gibt’s da nicht das eine oder andere Vorbild?
Wir haben alle Bands, die uns beeinflusst haben: Die Toten Hosen, Böhse Onkelz und andere Punkbands. Aber auch Johnny Cash. Den finden wir ziemlich cool, wegen der starken, geilen Texte.
Eine Country-Legende finden Sie cool?
Wir sind musikalisch nicht so festgefahren.
Wie kam Ihre Band eigentlich 2004 zusammen?
Den Sänger Joggl kenne ich schon aus Kindheitstagen und bis auf den Bassisten kannte ich die anderen Bandmitglieder auch schon vorher von der Schule. Dann kam es 2004 zu dem Tag, wo wir beschlossen haben eine Band zu gründen. Wir waren alle um die 20. Wir wollten was probieren, dabei waren wir trotz x Jahren Musikschule noch nicht richtig gut. Aber das war eine echt coole Zeit. Unser Proberaum wurde mit der Zeit ein kleiner Treff. Kumpels kamen vorbei. Die haben cool gefunden, was wir machen.
Haben Sie auch mal Stücke von anderen Punkbands nachgespielt?
Wir wollten nie eine Coverband sein, wir wollten immer eigene Songs schreiben. Dass es dazu gekommen ist, dass wir nun bei Konzerten auftreten können, hat mit Glück zu tun. Doch wir haben auch mehr Ehrgeiz entwickelt, als wir am Anfang gedacht haben.
Und können davon leben...
Auch wenn wir viel unterwegs sind, für uns ist es ja immer noch ein Hobby. In der Band sind fast alle berufstätig. Ich bin etwa in einer Südtiroler Firma angestellt, die Websites entwickelt und gestaltet. Das lässt sich mit den Bandauftritten gut arrangieren und ich habe einen toleranten Chef.
Ihr kommt aus Südtirol – seid Ihr auch in anderen Teilen Italiens bekannt?
In Italien haben wir vor einem rein italienisch-sprachigen Publikum nur einmal gespielt – vor rund zehn Jahren in der Nähe von Venedig. Seither nicht mehr. Punkrock ist in Italien beliebt, aber weil wir deutsche Texte haben, bietet sich das kaum an. Wir sind großteils in Deutschland unterwegs, spielen ab und zu in Süd- oder Nordtirol oder in der Schweiz. Aber der Musikmarkt in Deutschland ist mit Abstand der größte. Aber damit sind wir ja keine Ausnahme, das ist vergleichbar mit den Kastelruther Spatzen. Aber es ist schon weit von Südtirol. Wir sind auch mal am Wochenende für ein Konzert von Brixen nach Leipzig gefahren. Und das für 200 Euro Gage. Aber es ist wichtig und wertvoll, dass man solche Zeiten erlebt. Um so mehr weiß man das Jetzt zu schätzen.
Was machen Sie lieber: Songs einspielen im Studio oder Konzerte vor echten Fans?
Das sind zwei total verschiedene Dinge. Klar ist es cool, Songs aufzunehmen. Aber das verbinde ich mehr mit dem Begriff Arbeit. Live zu spielen ist auch nicht immer nur Party, aber es ist immer etwas ganz Besonderes auf der Bühne zu stehen und für Leute zu spielen. Leute, die häufig die Texte mitsingen. Als Band ist das das Größte.
Macht Ihr auch mal Party vor dem Auftritt?
Früher haben wir auch mal vorher ein paar Biere getrunken. Aber inzwischen finden wir es nur fair den Leuten gegenüber, die teilweise lange Strecken zurückgelegt haben, die Eintritt bezahlen, dass wir rund und cool performen. Das ist man den Leuten schuldig.
Wenn man sich Eure Texte anhört, geht es häufig um Geradlinigkeit, um Unangepasstheit – ist das etwas, das euch umtreibt?
Wir deklarieren unsere Musik als Punkrock. Und Punk bedeutet auch, dagegen zu sein, sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen. Das zieht sich bei uns durch die Texte. Egal wer die Texte geschrieben hat, darin werden bestimmte Situationen verarbeitet: Es geht um Freundschaft, Liebe, Drogenprobleme – um das echte Leben.
Gibt es Reaktionen der Fans auf die Lieder?
Da kommt häufig was zurück. Ich betreue für die Band die ganzen SocialMedia-Kanäle, da kommen häufig persönliche Nachrichten herein. Da heißt es dann etwa, „Ich hatte eine schlimme Zeit, ihr habt mir mit diesen Songs geholfen“. Das ist schon was Besonderes.
Am Freitag spielt Ihr in Neufra. Wisst Ihr überhaupt, wo in etwa das liegt?
Das können wir sogar ganz gut einschätzen, weil unser Bassist in die Gegend gezogen ist. Er lebt nun mit seiner Frau in der Nähe von Illertissen.
Was dürfen die Leute erwarten?
Ein bisschen querbeet. Viele Songs von verschiedenen Alben. Wir spielen zwei Stunden Vollgas, volles Programm. Und wir freuen uns besonders mit den Jungs von Kärbholz gemeinsam auf der Bühne zu stehen.