Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lametta für die Boygroup
Lars Stindl schießt die junge DFB-Elf zum Sieg beim Confed Cup – 1:0 gegen Chile
●Claudio Pizarro
(Foto: dpa) wird Werder Bremen endgültig verlassen. Der erfolgreichste ausländische Torjäger in der Geschichte der Bundesliga erhält keinen neuen Vertrag. „Aufgrund der großen Konkurrenzsituation im Angriff und der jungen Talente, deren Entwicklung wir nicht blockieren möchten, haben wir uns dazu entschieden, den Vertrag mit Claudio nicht zu verlängern“, so Sportchef Frank Baumann und bezeichnete den Peruaner als „eine Legende“. Der 38-Jährige schoss in über 200 Bundesliga-Spielen für die Hanseaten 104 Tore. „Ich hätte gerne noch weiter für Werder gespielt, aber ich akzeptiere die Entscheidung des Vereins“, so Pizarro, der noch ein Jahr als Profi aktiv bleiben will. (dpa)
Anthony Modeste
(Foto: dpa) hat die Verantwortlichen des 1. FC Köln kritisiert, aber dennoch einen Verbleib in Aussicht gestellt. Am Montag werde er zum Trainingsauftakt erscheinen und „wie immer gut gelaunt sein“, sagte der 29-Jährige der „Bild“. Der Umgang der Kölner Verantwortlichen mit ihm habe Modeste aber nicht gefallen. „Man hatte mich vor dem Saisonende nicht zu den offiziellen Foto-Aufnahmen für die Präsentation der neuen Trikots eingeplant. Meine Erfahrung im Fußball hat mir da gesagt, dass man mich verkaufen will.“Am Mittwoch hatten die Kölner die Verhandlungen mit dem chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian über einen Wechsel des Franzosen abgebrochen. Einen Medizincheck bei Tianjin Quanjian dementierte Modeste. Die Sichtweise des Clubs ist anders. „Wer die ganze Geschichte rund um die China-Pläne rekapituliert, der wird merken, dass das alles so nicht stimmen kann, wie Tony das jetzt erklärt“, sagte Sportchef Jörg Schmadtke dem „Express“. (SID)
(fil/SID/dpa) - Ohne Druck gewinnt es sich am schönsten. Die deutsche Nationalmannschaft hat drei Jahre nach dem WMTriumph von Rio de Janeiro auch den Confed Cup in Russland gewonnen. 1:0 (1:0) siegte die junge Nationalmannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gegen Chile – und tanzte hinterher ausgelassen durchs Stadion. Jung ist wirklich so gemeint: mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren und 244 Tagen zu Beginn war Löws Elf keine zwei Jahre älter als die am Freitag siegreiche U21-Nationalmannschaft bei der EM in Polen. Löw dürfte nun in den kommenden Monaten ganz schön viele Luxusprobleme haben angesichts der Vielzahl an Spielern, die unbedingt Teil des nächsten, des weitaus wichtigeren russischen Abenteuers werden wollen.
„Unglaublich. Dafür, dass der Confederations Cup anfangs belächelt wurde, war ganz schön viel Feuer im Finale“, sagte der zum besten Spieler des Turniers gewählte Julian Draxler, einer von nur drei Weltmeistern in der Startelf. „Viel Spaß beim Feiern“, wünschte der daheimgebliebene Weltmeister Thomas Müller via Twitter. „Das ist eine absolute Freude. Wir haben drei Wochen lang eine unglaubliche Leistung gezeigt und auch heute um jeden Meter gekämpft. Die Jungs haben das großartig gemacht, ich bin unglaublich stolz auf sie. So ein Finale hat etwas Magisches“, sagte Löw.
Zunächst einmal aber musste seine junge Elf durch ein 95-minütiges Stahlbad. Die erfahrenen Chilenen – im Schnitt waren die selbsternannten „Krieger“über 30 Jahre alt – liefen am Anfang Löws jungen Wilden ein ums andere Mal davon. In der fünften Minute musste Torhüter Marc-André ter Stegen mit dem Fuß gegen Bayerns Arturo Vidal retten. Auch in der Folge blieb Chile das dominierende Team, bis zu fünf Spieler attackierten die Deutschen weit in ihrer Hälfte. Die Spielanlage der Südamerikaner, immerhin als Favoriten ins Turnier gegangen, wirkte nicht nur aggressiver, sondern auch frischer und reifer.
Doch plötzlich pressten die Deutschen. Timo Werner und Lars Stindl rannten plötzlich gemeinsam Marcelo Diaz am Rande des Strafraums an. Plötzlich verlor Diaz, der frühere Hamburger, den Ball. Plötzlich schob Werner ihn gemütlich zu Stindl, plötzlich schon der ihn noch gemütlicher ins Tor. Das 1:0 in der 20. Minute war zu diesem Zeitpunkt womöglich die unverdienteste Führung der Welt. Aber Effektivität gehört immer noch zu den Elementartugenden des Fußballs.
Am Ende wurde es ruppig
Ab der 35. Minute entdeckte die DFBBoyband dann auch noch das schnelle Umschaltspiel und Angriffe wie Peitschenhiebe als ihre Tugenden der Wahl für diese Partie. Werner wurde der Ball noch vom Fuß gespitzelt (38.), Draxlers Schuss aus 18 Metern ging knapp neben dem Tor ins Toraus, Bravo entschärfte per Glanzparade Goretzkas Schuss aus wenigen Metern (45.). Die Entwicklung der DFB-Elf in dieser ersten Halbzeit war ähnlich atemberaubend wie die Entwicklung in den letzten paar Wochen.
In der zweiten Halbzeit flachte das Niveau dann zumindest spielerisch ein wenig ab, ehe das Finale richtig hitzig würde. Vidal, stets zur Stelle, wenn irgendwo ein Raufer benötigt wird, und Kimmich, die beiden Kameraden vom FC Bayern, gerieten aneinander. Der Schiedsrichter beließ es bei Gelb für beide. Gonzalo Jara rammte seinen Ellenbogen gegen Werners Kopf, ebenfalls Gelb, nach Videostudium. Die Deutschen wirkten beeindruckt, Chile übernahm wieder das Kommando der nunmehr zerfahrenen Partie. „In der zweiten Halbzeit war es ein hartes und hektisches Spiel, die Chilenen sind keine Kinder von Traurigkeit, aber die Spieler haben sich da reingeworfen“, so Löw. „Es war ein hart erkämpfter Sieg. Gerade die zweite Halbzeit. Da wurde nicht mehr viel Fußball gespielt, sondern nur noch gekämpft“, sagte Werner.
Am Ende entdeckten auch die Deutschen die Vorzüge des robusten Spiels. Emre Can wollte nach einem Zweikampf den Ball nicht mehr zurückgeben, fing sich dafür ein paar Rempler und Gelb ein (89.). Sebastian Rudy ließ seinen künftigen Mannschaftskollegen Vidal über das gestreckte Bein fallen – Gelb. Doch da lief schon die Nachspielzeit. Ter Stegen wehrte noch einmal ab. Nach 95 Minuten hatte das Rempeln und Rumpeln ein Ende, Deutschland war Confed-Cup-Sieger. Und tanzte.
Bravo – Isla, Medel, Jara, Beausejour– Díaz (ab 53. Valencia) – Aránguiz (81. Sagal), Hernández – Vidal– Vargas (81. Puch), Sánchez. – ter Stegen– Ginter, Mustafi, Rüdiger – Kimmich, Goretzka (90.+1 Süle), Rudy, Hector – Stindl, Draxler – Werner (79. Can). – 0:1 Stindl (20.). –
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